Kreis Minden-Lübbecke Der Arbeitsmarkt im Juli 2022

Die Entwicklung des Arbeitslosenbestandes im Kreis Minden-Lübbecke

29.07.2022 | Presseinfo Nr. 70

„Im Juli setzt auch in diesem Jahr die saisontypische Sommerflaute am Arbeitsmarkt wieder ein“, stellt Frauke Schwietert, Leiterin der Herforder Arbeitsagentur, fest. „Die Arbeitslosigkeit in der Arbeitslosenversicherung steigt, wie in jedem Jahr zu dieser Jahreszeit üblich. Hinzu kommt in diesem Jahr zusätzlich ein weiterer Anstieg im Bereich der Grundsicherung, der stärker ausgeprägt ist als der Anstieg in der Arbeitslosenversicherung. Dieser erneute Anstieg im SGBII ist zum Teil auch auf weitere Zugänge von geflüchteten Menschen aus der Ukraine zurückzuführen“, analysiert sie weiter.

Die Expertin betont aber auch: „Wir haben auch in diesem Monat weiter eine geringere Arbeitslosigkeit als noch vor einem Jahr. Die weitere Entwicklung ist in diesem Jahr aufgrund mehrerer unsicherer Faktoren schwer zu prognostizieren. Momentan sehen wir aber weiter einen aufnahmefähigen Markt mit aktuell 5.700 offenen Stellen im Kreis Herford – das sind fast 1.700 mehr als im Vormonat.“

Arbeitslosigkeit

Die Zahl der Arbeitslosen ist im Kreis Minden-Lübbecke im Juli 2022 gestiegen. Insgesamt waren 8.797 Personen arbeitslos gemeldet. Verglichen mit den Zahlen des Vormonates sind dies 605 Personen oder 7,4 Prozent mehr. Im Vergleich zum Juli des Vorjahres sinkt die Zahl der Arbeitslosen um 214 Personen bzw. 2,4 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt im Juli 2022 5,2 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 5,3 Prozent (-0,1 Prozentpunkte). 

Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung - SGB III

Im Bereich der Arbeitslosenversicherung wurden in diesem Monat 3.135 Personen gemeldet. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Vormonat erhöht um 128 Personen bzw. 4,3 Prozent. Im Vorjahresvergleich bedeutet dies eine Verringerung um 412 Personen oder 11,6 Prozent.

Entwicklung in der Grundsicherung - SGB II

In der Grundsicherung sind 477 Arbeitslose mehr als im Vormonat und 198 mehr als im Vorjahr zu verzeichnen. Im Verhältnis entspricht dies +9,2 Prozent zum Vormonat bzw. +3,6 Prozent zum Vorjahr. Insgesamt sind es 5.662 Personen und damit 64,4 Prozent aller Arbeitslosen, die zur Grundsicherung gemäß SGB II zählen.

Jugendarbeitslosigkeit

1.107 Arbeitslose sind im Berichtsmonat im Kreis Minden-Lübbecke unter 25 Jahre alt. Im Vormonat waren dies noch 206 weniger und im gleichen Monat des Vorjahres 51 weniger arbeitslose junge Menschen. Die prozentuale Veränderung beläuft sich somit auf +22,9 Prozent zum vorherigen Monat bzw. +4,8 Prozent im Vorjahresvergleich.

Arbeitslose ab 50 Jahre

Die Anzahl arbeitsloser Personen ab 50 Jahre ist im Vergleich zum Vormonat gestiegen (+65 Personen oder +2,4 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr sind es 153 Arbeitslose weniger (-5,3 Prozent). Insgesamt sind 2.728 Menschen ab 50 Jahre im Kreis Minden-Lübbecke betroffen.

Langzeitarbeitslose

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Kreis Minden-Lübbecke im Berichtsmonat gestiegen. 3.406 Personen waren länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 85,8 Prozent (2.923 Personen) zur Grundsicherung. Verglichen mit den Gesamtzahlen des Vormonates sind dies 3 Langzeitarbeitslose mehr. Im Vergleich zum Vorjahr sinkt die Zahl dieser Arbeitslosen damit um 352 Personen.

Stellenangebot

Unternehmen aus dem Kreis haben in diesem Monat 737 Stellen gemeldet (-171 zum Vormonat). Im Bestand befanden sich insgesamt 5.700 offene Stellen, 10 mehr als im Vormonat und 1.645 mehr als im Vorjahresmonat.

Der Arbeitsmarkt in Ostwestfalen-Lippe

Die Arbeitslosigkeit in Ostwestfalen-Lippe ist im Juli 2022 gestiegen. Aktuell sind 61.841 Personen arbeitslos gemeldet. Das sind 4.113 oder 7,1 Prozent Arbeitslose mehr als zum Vormonat aber immer noch 4,3 Prozent weniger als zum Juli 2021.

Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit von Juni auf Juli eines Jahres ist saisonüblich und betrug in den letzten sieben Jahren durchschnittlich plus 2,4 Prozent. Üblicherweise hängt dies unter anderem mit der Beendigung von Berufsausbildungsverhältnissen ohne Anschlussbeschäftigung und der Sommerflaute bei den Einstellungen zusammen. Im Juli 2022 stieg die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat allerdings um 7,1 Prozent an.

Auch in diesem Jahr ist dies zum Teil auf die Arbeitslosmeldung junger Menschen zurückzuführen, welche nach Beendigung ihres Berufsausbildungsverhältnisses auf der Suche nach einem neuen Job sind. So stieg die Arbeitslosigkeit in der Personengruppe unter 20-Jähriger um 333 Personen (plus 37,0 Prozent) im Vergleich zum Vormonat an.

Besonders auffällig ist jedoch der erneute Anstieg von arbeitslosen Ausländern. Die Zunahme im Vergleich zum Vormonat betrug in dieser Personengruppe plus 2.666 Personen (plus 14,1 Prozent). Darunter sind 2.223 Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit. Aufgrund der gesetzlichen Änderung zum 01. Juni 2022 können Menschen, welche aus der Ukraine geflohen sind, bei den Jobcentern Leistungen zur Grundsicherung erhalten, was zu einem Anstieg arbeitslos gemeldeter ukrainischer Staatsangehöriger geführt hat. Aufgrund unterschiedlicher interner Prozesse der Jobcenter konnten diese Personen im Umstellungsprozess nicht vollständig im Berichtsmonat Juni erfasst werden, weshalb auch in diesem Berichtsmonat ein starker Anstieg stattgefunden hat.

In Ostwestfalen-Lippe sind aktuell 4.320 ukrainische Staatbürger arbeitslos gemeldet, davon 98,4 Prozent im Rechtskreis SGB II. Das sind ca. 4.000 Personen mehr als im Februar 2022, dem Berichtsmonat vor Ausbruch des Krieges in der Ukraine.

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist erfreulicherweise weiter gesunken. Im aktuellen Berichtsmonat sind 24.795 Personen länger als ein Jahr auf Arbeitssuche. Das sind 17,6 Prozent mehr als im Juli 2019. Jedoch beschleunigt sich die rückläufige Entwicklung. In den Julimonaten der Jahre 2016 bis 2019 nahm die Langzeitarbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahresmonat durchschnittlich um 7,3 Prozent ab. Im Juli 2022 beträgt dieser Rückgang im Vergleich zum Vorjahresmonat 11,6 Prozent. Der Anteil Langzeitarbeitsloser an allen Arbeitslosen ist mit 40,1 Prozent weiterhin hoch (2021: 43,4 Prozent, 2020: 32,6 Prozent, 2019: 35,6 Prozent).

Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen, welche durch Jobcenter und Arbeitsagenturen in OWL angeboten werden können, steigt weiter an und beträgt im aktuellen Berichtsmonat 28.375 Stellen. Das ist eine Zunahme zum Vorjahresmonat um 5.596 Stellen bzw. 24,6 Prozent. Im Juli 2022 wurden 3.954 freie Arbeitsstellen neu gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat wurden 1.692 Stellen weniger gemeldet. Damit zeigen sich erste Auswirkungen aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten bezogen auf die Preissteigerungen und Energiekosten sowie Lieferengpässe. Arbeitgeber zeigen sich vorsichtig mit der Meldung neuer Arbeitsstellen und scheinen weniger Arbeitskräfte neu einzustellen, worauf der Zuwachs des Bestandes an gemeldeten Arbeitsstellen hindeutet. Dass gemeldete Arbeitsstellen jedoch nicht zurückgezogen werden lässt eine Hoffnung der Arbeitgeber auf baldige Verbesserung der Lage erkennen. Insgesamt ist der Arbeitsmarkt weiterhin aufnahmefähig und stabil.

Die niedrigste Arbeitslosenquote in unserer Region findet sich im Kreis Höxter (3,8 Prozent), gefolgt von den Kreisen Gütersloh (4,1 Prozent), Paderborn (5,2 Prozent), Minden-Lübbecke (5,2 Prozent), Herford (5,4 Prozent), Lippe (5,5 Prozent) und der Stadt Bielefeld (8,0 Prozent). Insgesamt hat Ostwestfalen-Lippe eine Arbeitslosenquote von 5,4 Prozent (Vormonat 5,1 Prozent, Vorjahr 5,7 Prozent).