Der Arbeitsmarkt im August 2022

Die Entwicklung des Arbeitslosenbestandes im Kreis Minden-LübbeckeDie Entwicklung des Arbeitslosenbestandes im Kreis Minden-Lübbecke

31.08.2022 | Presseinfo Nr. 84

"Im August setzt sich die Sommerflaute am Arbeitsmarkt im Kreis Minden-Lübbecke fort", stellt Frauke Schwietert, Leiterin der Herforder Arbeitsagentur, fest. "Außerdem sehen wir in diesem August erstmals auch einen moderaten Anstieg der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahresmonat.  Auffällig ist dabei, dass der Anstieg in der Grundsicherung, nicht aber in der Arbeitslosenversicherung stattfindet. Das deutet darauf hin, dass der Anstieg nicht nur durch die saisontypische Sommerflaute, sondern auch weiterhin durch den Übergang der geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer ins SGBII bedingt ist", analysiert die Expertin die Zahlen.
Sie fügt hinzu: "Die zukünftige Marktentwicklung lässt sich nur schwer prognostizieren. Wie stark die die Folgen der Energiekrise den Arbeitsmarkt beeinflussen werden, das bleibt abzuwarten."

Arbeitslosigkeit
Die Zahl der Arbeitslosen ist im Kreis Minden-Lübbecke im August 2022 gestiegen. Insgesamt waren 9.099 Personen arbeitslos gemeldet. Verglichen mit den Zahlen des Vormonates sind dies 302 Personen oder 3,4 Prozent mehr. Im Vergleich zum August des Vorjahres steigt die Zahl der Arbeitslosen um 334 Personen bzw. 3,8 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt im August 2022 5,4 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 5,2 Prozent (plus 0,2 Prozentpunkte).

Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung - SGB III
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung wurden in diesem Monat 2.999 Personen gemeldet. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Vormonat verringert um 136 Personen bzw. 4,3 Pro-zent. Im Vorjahresvergleich bedeutet dies eine Verringerung um 329 Personen oder 9,9 Prozent.

Entwicklung in der Grundsicherung - SGB II
In der Grundsicherung sind 438 Arbeitslose mehr als im Vormonat und 663 mehr als im Vor-jahr zu verzeichnen. Im Verhältnis entspricht dies plus 7,7 Prozent zum Vormonat bzw. plus 12,2 Prozent zum Vorjahr. Insgesamt sind es 6.100 Personen und damit 67,0 Prozent aller Arbeitslosen, die zur Grundsicherung gemäß SGB II zählen.

Jugendarbeitslosigkeit
1.151 Arbeitslose sind im Berichtsmonat im Kreis Minden-Lübbecke unter 25 Jahre alt. Im Vormonat waren dies noch 44 weniger und im gleichen Monat des Vorjahres 105 weniger arbeitslose junge Menschen. Die prozentuale Veränderung beläuft sich somit auf plus 4,0 Prozent zum vorherigen Monat bzw. plus 10,0 Prozent im Vorjahresvergleich.

Arbeitslose ab 50 Jahre
Die Anzahl arbeitsloser Personen ab 50 Jahre ist im Vergleich zum Vormonat gestiegen (plus 15 Personen oder plus 0,5 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr sind es 44 Arbeitslose weniger (minus 1,6 Prozent). Insgesamt sind 2.743 Menschen ab 50 Jahre im Kreis Minden-Lübbecke betroffen.

Langzeitarbeitslose
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Kreis Minden-Lübbecke im Berichtsmonat gestiegen. 3.443 Personen waren länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 86,1 Prozent (2.966 Personen) zur Grundsicherung. Verglichen mit den Gesamtzahlen des Vormonates sind dies 37 Langzeitarbeitslose mehr. Im Vergleich zum Vorjahr sinkt die Zahl dieser Arbeitslosen damit um 330 Personen.

Stellenangebote
Die Unternehmen aus dem Kreis haben in diesem Monat 780 Stellen gemeldet (plus 43 zum Vormonat). Im Bestand befanden sich insgesamt 5.665 offene Stellen, 35 weniger als im Vormonat und 1.281 mehr als im Vorjahresmonat.

DER ARBEITSMARKT IN OSTWESTFALEN-LIPPE
Wie bereits in den beiden Vormonaten steigt auch im August die Arbeitslosigkeit in Ostwestfalen-Lippe weiter an. Aktuell sind 62.223 Personen arbeitslos gemeldet, das ist ein Plus zum Vormonat um 382 Menschen oder 0,6 Prozent. Im Vergleich zum August 2021 liegt die Arbeitslosigkeit dagegen um 793 Menschen oder 1,3 Prozent niedriger. Die Arbeitslosmeldungen im aktuellen Monat fallen mit 12.538 Personen im Vergleich zum Vorjahresmonat dagegen um 1.433 höher aus.
Auch im August sind weitere geflüchtete Menschen aus der Ukraine, die seit dem 1. Juni durch die Jobcenter betreut werden, dort als (erstmalig) arbeitslos erfasst worden. Dem folgend ist es nicht überraschend, dass die Arbeitslosigkeit der Ausländer im Monatsvergleich mit einem Plus von 5,4 Prozent (+1.163 Personen) deutlich stärker steigt als die Arbeitslosigkeit insgesamt. Ungeachtet dessen erweist sich der Arbeitsmarkt in Ostwestfalen-Lippe als robust, da ohne Berücksichtigung dieser Personengruppe ein Rückgang der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen gewesen wäre.
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist wieder leicht gestiegen. Im aktuellen Berichtsmonat sind 24.871 Personen länger als ein Jahr auf Arbeitssuche. Das sind 16,6 Prozent mehr als im August 2019, aber 11,0 Prozent weniger als zum August 2021. Damit beschleunigt sich die rückläufige Entwicklung. In den Augustmonaten der Jahre 2016 bis 2019 nahm die Langzeitarbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahresmonat durchschnittlich um 6,7 Prozent ab. Der Anteil Langzeitarbeitsloser an allen Arbeitslosen ist aktuell mit 40,0 Prozent weiterhin hoch (2021: 44,3 %, 2020: 33,6 %, 2019: 35,1 %, jeweils August).
Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen, welche durch Jobcenter und Arbeitsagenturen in OWL angeboten werden können, geht aktuell leicht zurück und beträgt im Berichtsmonat 28.326 Stellen. Das ist trotzdem eine Zunahme zum Vorjahresmonat um 4.507 Stellen oder 18,9 Prozent. Im August 2022 wurden 3.859 freie Arbeitsstellen neu gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat wurden damit 1.028 Stellen oder 21,0 Prozent weniger gemeldet. Damit zeigen sich unverändert die Auswirkungen der wirtschaftlichen Unsicherheiten mit Blick auf die Preissteigerungen und Energiekosten sowie Lieferengpässe. Arbeitgeber sind vorsichtig mit der Meldung neuer Arbeitsstellen und scheinen weniger Arbeitskräfte neu einzustellen, worauf der Zuwachs des Bestandes an gemeldeten Arbeitsstellen hindeutet. Dass gemeldete Arbeitsstellen jedoch nicht zurückgezogen werden zeigt, dass Arbeitgeber trotz aller Risiken grundsätzlich an der Einstellung passender Kräfte, vor allem auf Fachkraftebene, interessiert sind.
Die niedrigste Arbeitslosenquote in unserer Region findet sich im Kreis Höxter (3,9 %), ge-folgt von den Kreisen Gütersloh (4,2 %), Paderborn (5,2 %), Lippe (5,3 %), Minden-Lübbecke (5,4 %), Herford (5,5 %) und der Stadt Bielefeld (8,1 %). Insgesamt hat Ostwestfalen-Lippe eine Arbeitslosenquote von 5,5 Prozent (Vormonat 5,4 %, Vorjahr 5,5 %).