Der Arbeitsmarkt im September 2022

Die Entwicklung des Arbeitslosenbestandes im Kreis Herford

30.09.2022 | Presseinfo Nr. 97

"Im September ist die Arbeitslosigkeit im Wittekindkreis – saisontypisch – gesunken“, stellt Frauke Schwietert, Leiterin der Herforder Arbeitsagentur, fest. "Die derzeitigen Krisen gehen allerdings auch am Arbeitsmarkt im Kreis Herford nicht ohne Auswirkungen vorbei – so ist die Arbeitslosigkeit in diesem September höher als noch Vorjahr. Zurückzuführen ist das auf Faktoren wie den Ukraine-Krieg und die damit verbundenen Unsicherheiten wegen der Energie-Krise“, analysiert sie die Situation. "Dennoch darf man nicht aus den Augen verlieren: Der Fachkräftemangel besteht auch während Krisen weiter. Mehr Arbeitslose bedeuten nicht automatisch mehr passende Fachkräfte, insbesondere in den typischen Mangelberufen – denn Passungsprobleme existieren in jeder Wirtschaftslage. Und der demografische Wandel wird in den nächsten Jahren an Dynamik gewinnen, sodass sich diese Engpasssituation am Arbeitsmarkt verschärft“, betont die Expertin.

"Zur Bewältigung dieser Herausforderung führt allerdings kein Königsweg. Vielmehr ist die Anstrengung auf vielen Seiten notwendig. Auch wir tragen mit individueller Beratung und Förderung – zum Beispiel Umschulungen – dazu bei, arbeitslose Menschen fit zu machen für die entsprechend freien Stellen am Arbeitsmarkt oder Beschäftigte in den Unternehmen zu qualifizieren. Wir unterstützen aber auch bei der gezielten Rekrutierung von geeigneten Fachkräften aus dem Ausland “, verspricht die Agenturleiterin.

Arbeitslosigkeit

Die Zahl der Arbeitslosen ist im Kreis Herford im September 2022 gesunken. Insgesamt waren 7.344 Personen arbeitslos gemeldet. Verglichen mit den Zahlen des Vormonates sind dies 215 Personen oder 2,8 Prozent weniger. Im Vergleich zum September des Vorjahres steigt die Zahl der Arbeitslosen um 260 Personen bzw. 3,7 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt im September 2022 5,3 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 5,1 Prozent (+0,2 Prozentpunkte).

Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung - SGB III

Im Bereich der Arbeitslosenversicherung wurden in diesem Monat 2.336 Personen gemeldet. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Vormonat verringert um 100 Personen bzw. 4,1 Prozent. Im Vorjahresvergleich bedeutet dies eine Verringerung um 278 Personen oder 10,6 Prozent.

Entwicklung in der Grundsicherung - SGB II

In der Grundsicherung sind 115 Arbeitslose weniger als im Vormonat und 538 mehr als im Vorjahr zu verzeichnen. Im Verhältnis entspricht dies -2,2 Prozent zum Vormonat bzw. +12,0 Prozent zum Vorjahr. Insgesamt sind es 5.008 Personen und damit 68,2 Prozent aller Arbeitslosen, die zur Grundsicherung gemäß SGB II zählen.

Jugendarbeitslosigkeit

652 Arbeitslose sind im Berichtsmonat im Kreis Herford unter 25 Jahre alt. Im Vormonat waren dies noch 17 mehr und im gleichen Monat des Vorjahres 44 weniger arbeitslose junge Menschen. Die prozentuale Veränderung beläuft sich somit auf -2,5 Prozent zum vorherigen Monat bzw. +7,2 Prozent im Vorjahresvergleich.

Arbeitslose ab 50 Jahre

Die Anzahl arbeitsloser Personen ab 50 Jahre ist im Vergleich zum Vormonat gesunken (-68 Personen oder -2,5 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr sind es -111 Arbeitslose weniger (-4,0 Prozent). Insgesamt sind 2.688 Menschen ab 50 Jahre im Kreis Herford betroffen.

Langzeitarbeitslose

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Kreis Herford im Berichtsmonat gesunken. 2.696 Personen waren länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 85,8 Prozent (2.312 Personen) zur Grundsicherung. Verglichen mit den Gesamtzahlen des Vormonates sind dies 7 Langzeitarbeitslose weniger. Im Vergleich zum Vorjahr sinkt die Zahl dieser Arbeitslosen damit um 413 Personen.

Stellenangebot

Unternehmen aus dem Kreis haben in diesem Monat 749 Stellen gemeldet (+124 zum Vormonat). Im Bestand befanden sich insgesamt 3.870 offene Stellen, 270 weniger als im Vormonat und 267 weniger als im Vorjahresmonat.

DER ARBEITSMARKT IN OSTWESTFALEN-LIPPE

Nach drei Monaten steigender Arbeitslosigkeit in Ostwestfalen-Lippe geht diese, typisch für die Zeit nach der Sommerpause, nun wieder zurück. Aktuell sind 61.489 Personen arbeitslos gemeldet, das ist ein Minus zum Vormonat um 734 Menschen oder 1,2 Prozent. Im Ver-gleich zum September 2021 liegt die Arbeitslosigkeit dagegen um 1.576 Menschen oder 2,6 Prozent höher. Die Arbeitslosmeldungen im aktuellen Monat fallen mit 12.438 Personen im Vergleich zum Vorjahresmonat ebenso deutlich um 1.535 höher aus.

Auch im September sind weitere geflüchtete Menschen aus der Ukraine, die seit dem 1. Juni durch die Jobcenter betreut werden, dort als (erstmalig) arbeitslos erfasst worden. Dem folgend ist es nicht überraschend, dass sich die Arbeitslosigkeit der Ausländer im Monatsvergleich mit einem Plus von 0,3 Prozent (+70 Personen), entgegen der sinkenden Arbeitslosigkeit insgesamt, entwickelt.

Ohne den Zugang der ukrainischen Kriegsflüchtlinge in die Arbeitslosigkeit wäre die Arbeitslosigkeit um etwa 900 Personen gesunken. Typisch für einen September ist in Ostwestfalen-Lippe ein deutlich stärkerer Rückgang der Arbeitslosigkeit, welcher in den letzten sieben Jahren durchschnittlich 2.570 Personen betrug. Der eher verhaltene Rückgang der Arbeitslosigkeit geht unter anderem auf das (weiterhin) vorsichtige Einstellungsverhalten der Arbeitgeber zurück. Die Abgänge in Erwerbstätigkeit fallen in einem September eigentlich höher aus und spiegeln die aktuellen Sorgen der Arbeitgeber wieder.

In Ostwestfalen-Lippe sind aktuell etwa 5.430 ukrainische Staatbürger arbeitslos gemeldet, davon über 99 Prozent im Rechtskreis SGB II. Dies sind ca. 5.300 Personen mehr als im Februar 2022, dem Berichtsmonat vor Ausbruch des Krieges in der Ukraine.

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist wieder leicht zurückgegangen. Im aktuellen Berichtsmonat sind 24.591 Personen länger als ein Jahr auf Arbeitssuche. Das sind 16,7 Prozent mehr als im September 2019, aber 10,3 Prozent weniger als zum September 2021. In den Septembermonaten der Jahre 2016 bis 2019 nahm die Langzeitarbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahresmonat durchschnittlich um 6,8 Prozent ab. Der Anteil Langzeitarbeitsloser an allen Arbeitslosen ist aktuell mit 40,0 Prozent weiterhin hoch (2021: 45,8 %, 2020: 35,5 %, 2019: 35,9 %, jeweils September).

Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen, welche durch Jobcenter und Arbeitsagenturen in OWL angeboten werden können, geht aktuell weiter zurück und beträgt im Berichtsmonat 26.596 Stellen. Das ist aber immer noch ein Plus zum Vorjahresmonat um 2.186 Stellen o-der 9,0 Prozent. Das Stellenangebot bewegt sich damit immer noch auf einem vergleichs-weise hohen Niveau. Im September 2022 wurden 4.045 freie Arbeitsstellen neu gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat wurden damit 911 Stellen oder 18,4 Prozent weniger gemeldet. Damit zeigen sich unverändert die Auswirkungen der wirtschaftlichen Unsicherheiten mit Blick auf die Preissteigerungen und Energiekosten sowie Lieferengpässe. Arbeitgeber sind vorsichtig mit der Meldung neuer Arbeitsstellen und stellen weniger Arbeitskräfte neu ein. Dass gemeldete Arbeitsstellen jedoch zu einem großen Teil nicht zurückgezogen werden zeigt, dass Arbeitgeber trotz aller Risiken grundsätzlich an der Einstellung passender Kräfte, vor allem auf Fachkraftebene, interessiert sind.

Die niedrigste Arbeitslosenquote in unserer Region findet sich im Kreis Höxter (3,9 %), gefolgt von den Kreisen Gütersloh (4,1 %), Paderborn (5,1 %), Lippe (5,3 %), Herford (5,3 %), Minden-Lübbecke (5,5 %) und der Stadt Bielefeld (7,9 %). Insgesamt hat Ostwestfalen-Lippe eine Arbeitslosenquote von 5,4 Prozent (Vormonat 5,5 %, Vorjahr 5,3 %).