Der Arbeitsmarkt im September 2022

Die Entwicklung des Arbeitslosenbestandes im Kreis Minden-Lübbecke

30.09.2022 | Presseinfo Nr. 98

"Die Arbeitslosigkeit ist im Kreis Minden-Lübbecke im September, entgegen der saisontypischen Entwicklungen, gestiegen“, stellt Frauke Schwietert, Leiterin der Herforder Arbeitsagentur, fest. "Das ist zum einen auf weitere Zuwächse von ukrainischen Geflüchteten im SGBII-Bezug zurückzuführen, aber durchaus auch auf einen leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit allgemein“, erläutert sie. "Im Kreis Minden-Lübbecke zeigen sich Auswirkungen von konjunkturellen Krisen aufgrund des Branchenmixes oft etwas früher. Es ist zu vermuten, dass das aufgrund der Unsicherheiten in der Energiekrise auch jetzt der Fall ist. Wie sich diese Situation weiterentwickelt, bleibt abzuwarten – die saisonale Herbstbelebung könnte ab dem Oktober die gegenläufigen Entwicklungen ausgleichen“, analysiert sie.

"Trotz dieser Entwicklung darf der Fachkräftemangel nicht in Vergessenheit geraten – denn dieser besteht aufgrund von Passungsproblemen weiter. Und der demografische Wandel wird in den nächsten Jahren an Dynamik gewinnen, sodass sich diese Engpasssituation am Arbeitsmarkt verschärft. Zur Bewältigung dieser Herausforderungen führt allerdings kein Königsweg. Vielmehr ist die Anstrengung auf vielen Seiten notwendig. Auch wir tragen mit individueller Beratung und Förderung – zum Beispiel Umschulungen – dazu bei, arbeitslose Menschen fit zu machen für die entsprechend freien Stellen am Arbeitsmarkt oder Beschäftigte in den Unternehmen zu qualifizieren. Wir unterstützen aber auch bei der gezielten Rekrutierung von geeigneten Fachkräften aus dem Ausland“, verspricht die Agenturleiterin.

Arbeitslosigkeit

Die Zahl der Arbeitslosen ist im Kreis Minden-Lübbecke im September 2022 gestiegen. Ins-gesamt waren 9.298 Personen arbeitslos gemeldet. Verglichen mit den Zahlen des Vormonates sind dies 199 Personen oder 2,2 Prozent mehr. Im Vergleich zum September des Vorjahres steigt die Zahl der Arbeitslosen um 892 Personen bzw. 10,6 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt im September 2022 5,5 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 5,0 Prozent (+0,5 Prozentpunkte).

Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung - SGB III

Im Bereich der Arbeitslosenversicherung wurden in diesem Monat 2.997 Personen gemeldet. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Vormonat verringert um 2 Personen bzw. 0,1 Prozent. Im Vorjahresvergleich bedeutet dies eine Verringerung um 114 Personen oder 3,7 Prozent.

Entwicklung in der Grundsicherung - SGB II

In der Grundsicherung sind 201 Arbeitslose mehr als im Vormonat und 1.006 mehr als im Vorjahr zu verzeichnen. Im Verhältnis entspricht dies +3,3 Prozent zum Vormonat bzw. +19,0 Prozent zum Vorjahr. Insgesamt sind es 6.301 Personen und damit 67,8 Prozent aller Arbeitslosen, die zur Grundsicherung gemäß SGB II zählen.

Jugendarbeitslosigkeit

1.188 Arbeitslose sind im Berichtsmonat im Kreis Minden-Lübbecke unter 25 Jahre alt. Im Vormonat waren dies noch 37 weniger und im gleichen Monat des Vorjahres 237 weniger arbeitslose junge Menschen. Die prozentuale Veränderung beläuft sich somit auf +3,2 Prozent zum vorherigen Monat bzw. +24,9 Prozent im Vorjahresvergleich.

Arbeitslose ab 50 Jahre

Die Anzahl arbeitsloser Personen ab 50 Jahre ist im Vergleich zum Vormonat gestiegen (+55 Personen oder +2,0 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr sind es 63 Arbeitslose mehr (+2,3 Prozent). Insgesamt sind 2.798 Menschen ab 50 Jahre im Kreis Minden-Lübbecke betroffen.

Langzeitarbeitslose

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Kreis Minden-Lübbecke im Berichtsmonat gestiegen. 3.449 Personen waren länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 86,1 Prozent (2.968 Personen) zur Grundsicherung. Verglichen mit den Gesamtzahlen des Vormonates sind dies 6 Langzeitarbeitslose mehr. Im Vergleich zum Vorjahr sinkt die Zahl dieser Arbeitslosen damit um 291 Personen.

Stellenangebot

Unternehmen aus dem Kreis haben in diesem Monat 974 Stellen gemeldet (+194 zum Vormonat). Im Bestand befanden sich insgesamt 4.590 offene Stellen, 1.075 weniger als im Vormonat und 76 mehr als im Vorjahresmonat.

DER ARBEITSMARKT IN OSTWESTFALEN-LIPPE

Nach drei Monaten steigender Arbeitslosigkeit in Ostwestfalen-Lippe geht diese, typisch für die Zeit nach der Sommerpause, nun wieder zurück. Aktuell sind 61.489 Personen arbeitslos gemeldet, das ist ein Minus zum Vormonat um 734 Menschen oder 1,2 Prozent. Im Ver-gleich zum September 2021 liegt die Arbeitslosigkeit dagegen um 1.576 Menschen oder 2,6 Prozent höher. Die Arbeitslosmeldungen im aktuellen Monat fallen mit 12.438 Personen im Vergleich zum Vorjahresmonat ebenso deutlich um 1.535 höher aus. 

Auch im September sind weitere geflüchtete Menschen aus der Ukraine, die seit dem 1. Juni durch die Jobcenter betreut werden, dort als (erstmalig) arbeitslos erfasst worden. Dem folgend ist es nicht überraschend, dass sich die Arbeitslosigkeit der Ausländer im Monatsvergleich mit einem Plus von 0,3 Prozent (+70 Personen), entgegen der sinkenden Arbeitslosigkeit insgesamt, entwickelt.

Ohne den Zugang der ukrainischen Kriegsflüchtlinge in die Arbeitslosigkeit wäre die Arbeitslosigkeit um etwa 900 Personen gesunken. Typisch für einen September ist in Ostwestfalen-Lippe ein deutlich stärkerer Rückgang der Arbeitslosigkeit, welcher in den letzten sieben Jahren durchschnittlich 2.570 Personen betrug. Der eher verhaltene Rückgang der Arbeitslosigkeit geht unter anderem auf das (weiterhin) vorsichtige Einstellungsverhalten der Arbeitgeber zurück. Die Abgänge in Erwerbstätigkeit fallen in einem September eigentlich höher aus und spiegeln die aktuellen Sorgen der Arbeitgeber wieder.

In Ostwestfalen-Lippe sind aktuell etwa 5.430 ukrainische Staatbürger arbeitslos gemeldet, davon über 99 Prozent im Rechtskreis SGB II. Dies sind ca. 5.300 Personen mehr als im Februar 2022, dem Berichtsmonat vor Ausbruch des Krieges in der Ukraine.

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist wieder leicht zurückgegangen. Im aktuellen Berichtsmonat sind 24.591 Personen länger als ein Jahr auf Arbeitssuche. Das sind 16,7 Prozent mehr als im September 2019, aber 10,3 Prozent weniger als zum September 2021. In den Septembermonaten der Jahre 2016 bis 2019 nahm die Langzeitarbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahresmonat durchschnittlich um 6,8 Prozent ab. Der Anteil Langzeitarbeitsloser an allen Arbeitslosen ist aktuell mit 40,0 Prozent weiterhin hoch (2021: 45,8 %, 2020: 35,5 %, 2019: 35,9 %, jeweils September). 

Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen, welche durch Jobcenter und Arbeitsagenturen in OWL angeboten werden können, geht aktuell weiter zurück und beträgt im Berichtsmonat 26.596 Stellen. Das ist aber immer noch ein Plus zum Vorjahresmonat um 2.186 Stellen o-der 9,0 Prozent. Das Stellenangebot bewegt sich damit immer noch auf einem vergleichs-weise hohen Niveau. Im September 2022 wurden 4.045 freie Arbeitsstellen neu gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat wurden damit 911 Stellen oder 18,4 Prozent weniger gemeldet. Damit zeigen sich unverändert die Auswirkungen der wirtschaftlichen Unsicherheiten mit Blick auf die Preissteigerungen und Energiekosten sowie Lieferengpässe. Arbeitgeber sind vorsichtig mit der Meldung neuer Arbeitsstellen und stellen weniger Arbeitskräfte neu ein. Dass gemeldete Arbeitsstellen jedoch zu einem großen Teil nicht zurückgezogen werden zeigt, dass Arbeitgeber trotz aller Risiken grundsätzlich an der Einstellung passender Kräfte, vor allem auf Fachkraftebene, interessiert sind. 

Die niedrigste Arbeitslosenquote in unserer Region findet sich im Kreis Höxter (3,9 %), gefolgt von den Kreisen Gütersloh (4,1 %), Paderborn (5,1 %), Lippe (5,3 %), Herford (5,3 %), Minden-Lübbecke (5,5 %) und der Stadt Bielefeld (7,9 %). Insgesamt hat Ostwestfalen-Lippe eine Arbeitslosenquote von 5,4 Prozent (Vormonat 5,5 %, Vorjahr 5,3 %).