Die Entwicklung des Arbeitsmarktes

im Kreis Herford im Jahr 2022

18.01.2023 | Presseinfo Nr. 14

Der Arbeitsmarkt 2022

  • 6,3 Prozent weniger Arbeitslose als im Jahresdurchschnitt 2021 – Arbeitsmarkt zeigt sich trotz neuer Krisen robust 
  • Stellenmeldungen in der Jahressumme gesunken (-5,9 Prozent) – Viele Unternehmen halten Stammpersonal, sind bei Neueinstellungen jedoch zurückhaltender

Ausblick 2023 

  • Die Auswirkungen der Energiekrise, Inflation und Wirtschaftssanktionen werden weiterhin auch den Arbeitsmarkt beeinflussen – wie stark dieser Einfluss sein wird, hängt von den weltpolitischen Entwicklungen ab
  • Trotz Krisen darf die langfristige Herausforderung am Markt nicht wieder in den Hintergrund rücken: Der Fachkräftemangel. Fachkräftegewinnung kann nur durch Ausbildung, Qualifizierung und Zuwanderung gelingen.

Jahresrückblick 2022 – Schwere wirtschaftliche Lage, robuster Arbeitsmarkt

Im Kreis Herford nahm die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenzahl um 479 oder 6,3 Prozent auf 7.122 Personen ab. Die Arbeitslosenquote sank damit im Jahresdurchschnitt 2022 von 5,5 auf 5,2 Prozent.

Im Rechtskreis der Arbeitslosenversicherung (Sozialgesetzbuch III) waren im Schnitt 2.431 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosigkeit nahm hier binnen Jahresfrist um 529 oder 17,9 Prozent ab. Die Arbeitslosenquote im Bereich SGB III von 2,1 auf 1,8 Prozent.

Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Frauen und Männer in der Grundsicherung (Sozialgesetzbuch II) stieg im Jahresschnitt gegenüber dem Vorjahr um 49 oder 1,1 Prozent auf 4.691 Personen. Die Arbeitslosenquote im Bereich SGB II blieb im Jahresschnitt konstant bei 3,4 Prozent.

„Im Jahresdurchschnitt ist die Arbeitslosigkeit im Kreis Herford trotz aller Herausforderungen in diesem Jahr gesunken“, stellt Frauke Schwietert, Leiterin der Herforder Arbeitsagentur, fest. „Zwar übersteigen die Monatswerte der Arbeitslosigkeit seit August 2022 die Werte aus dem Jahr 2021, die Werte aus dem Pandemiejahr 2020 werden jedoch nicht erreicht – und das trotz neuer Dämpfer wie der Energiekrise oder der Inflation. Wenn wir uns die Stellenmeldungen und auch die Zu- und Abgänge in Arbeitslosigkeit genauer ansehen, wird deutlich, warum: Viele Unternehmen haben aus der Pandemiezeit gelernt, halten ihr Stammpersonal nach ihren besten Möglichkeiten, um danach nicht aufwendig neues Fachpersonal rekrutieren zu müssen. Zeitgleich werden aber neue Einstellungsbemühungen zurückgefahren, wie wir aus den Abgängen der Arbeitslosen in Erwerbstätigkeit wie auch den rückläufigen Stellenmeldungen erkennen können“, analysiert sie die Situation im vergangenen Jahr.

Sebastian Placke, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Herford, beleuchtet den Aspekt der Kurzarbeit:„Wir haben im November – der letzten vorliegenden Monatsstatistik, 29 Anzeigen über Kurzarbeitergeld mit 671 darin genannten Personen erhalten. Tatsächlich bewegt die Kurzarbeit sich trotz Krise also auf einem geringen Niveau, wenn man mal die Höchstwerte aus den Pandemiezeiten betrachtet, wo wir zum Höhepunkt im April 2020 2.062 Anzeigen in nur einem Monat vorweisen konnten. Auch, dass die Kurzarbeit in der jetzigen Krise in viel geringerem Umfang genutzt wird, als noch 2020, zeigt, wie robust der lokale Markt ist. Natürlich sind wir aber trotzdem jederzeit bereit, Betriebe mit dem Instrument dabei zu unterstützen, ihr Personal zu halten.“

Außerdem geht er auf die Zuwanderung der ukrainischen Geflüchteten ein: „Es steht außer Frage, dass die Arbeitslosigkeit zum Ende des Jahres auch ohne die Aufnahme der geflüchteten Menschen aus der Ukraine gestiegen wäre. Dennoch macht auch diese Personengruppe einen Anteil der neuen Arbeitslosen im Jahr 2022 aus, was auch die steigende Arbeitslosenzahl bei den ausländischen Menschen begründet.“

Bei den jungen Arbeitslosen unter 25 Jahren verzeichnete der Kreis Herford im Jahresdurchschnitt einen Rückgang um 70 Personen oder 10,1 Prozent auf 626 Jugendliche. Bei den Älteren über 50 Jahre war es im Jahresdurchschnitt 204 Arbeitslose weniger – insgesamt 2.698.

Der jahresdurchschnittliche Bestand an ausländischen Arbeitslosen stieg um 222 Personen oder 10,9 Prozent auf 2.267 Personen.

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen sank im Jahresdurchschnitt um 385 Personen oder 12,2 Prozent von 3.145 auf 2.760 Personen.

Betriebe und Verwaltungen meldeten im Jahresverlauf 9.351 Arbeitsstellen, 591 oder 5,9 Prozent weniger als 2021. Im Bestand befanden sich im Jahresdurchschnitt 4.235 Arbeitsstellen und damit 535 oder 14,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Ausblick 2023 – Die drei Säulen für die Zukunft

„2022 stand im Zeichen des Ukraine-Kriegs, und auch 2023 wird wieder von dessen Auswirkungen geprägt sein. Auch Wirtschaft und Arbeitsmarkt werden die Folgen weiterhin zu spüren bekommen – der Umfang dieser Folgen ist abhängig von weltpolitischen Entscheidungen“, so Schwietert. Doch mit Blick auf den Arbeitsmarkt sieht die Agenturleiterin eine ganz andere Herausforderung: „Bei allen Krisen, die auch 2023 Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben werden – Energiekrise, Inflation, wirtschaftliche Sanktionen – so gibt es doch eine große Herausforderung, die eigentlich schon lange bekannt ist, aber nun  auf dem  Arbeitsmarkt deutlich sichtbar ist: Der Fachkräftemangel.“ Diesen erkenne man auch mit Blick auf den – trotz sinkender neuer Stellenmeldungen – steigenden Bestand offener Stellen im Jahr 2022. „Gerade die Fachkraftstellen sind im Bestand deutlich gestiegen.“

Um Fachkräfte zu gewinnen, bedarf es laut Schwietert dringend drei entscheidender Aktivitäten: „Ausbildung, Qualifizierung und Zuwanderung. Wenn diese drei Möglichkeiten zur Fachkräftegewinnung kreativ, kurzfristig und intensiv genutzt werden, können wir die Folgen des Mangels in der Zukunft abmildern. Nur so steht die Fachkräftesicherung kreisweit auf einem soliden Fundament.“ Deshalb will sie sich auch 2023 wieder mit ihren Arbeitsmarktpartnern auf genau diese Aktivitäten fokussieren.

Operativer Geschäftsführer Placke sieht die Agentur mit Blick auf diese drei Säulen gut aufgestellt: „Aufgrund des Fachkräftemangels ist jeder Jugendliche für den Ausbildungsmarkt wichtig. Jeder wird gebraucht, und wir haben für jeden auch ein passendes Unterstützungsangebot. Qualifizierung wiederum war tatsächlich noch nie so einfach – finanziell wie organisatorisch können wir Arbeitslose, Beschäftigte und Unternehmen dabei unterstützen. Mit dem neuen Weiterbildungsgeld, ab 01.07.2023, von 150 Euro gibt es für arbeitslose Menschen bei einer Weiterbildung einen neuen finanziellen Anreiz. Auch im Bereich Zuwanderung tut sich einiges: Zur Unterstützung von Unternehmen hält die Bundesagentur für Arbeit unterschiedliche Programme vor. Dies umfasst insbesondere die Rekrutierung von Fach- und Nachwuchskräften aus dem Ausland. Der Arbeitgeberservice begleitet dabei die Firmen von der ersten Beratung bis zur Einstellung des Personals.“