„Man hat nichts zu verlieren, kann aber einiges gewinnen“

Julia Pérez absolviert geförderte Umschulung zur Gestalterin für visuelles Marketing bei Hagemeyer

18.10.2023 | Presseinfo Nr. 178

Julia Pérez ist 43 Jahre alt, als sie entscheidet, dass sie sich beruflich neu orientieren möchte. Sie meldet sich bei der Arbeitsagentur, lässt sich beraten – und entscheidet sich für eine Umschulung zur Gestalterin für visuelles Marke-ting. Absolvieren konnte sie diese beim Mindener Modehaus Hagemeyer.

Die zweifache Mutter kommt aus Spanien und wollte nach der Familienzeit neue berufliche Wege einschlagen. „In Spanien hatte ich Tourismus studiert, das ist aber schon lange her. Also habe ich die Arbeitsagentur kontaktiert und gemeinsam haben wir dann geschaut, welche Berufe für mich in Frage kommen“, erinnert sie sich heute. Eins war ihr aber von Beginn an klar: „Ich wollte nicht nur im Büro arbeiten – ich wollte auch aktiv gestalterisch etwas tun.“ Schlussendlich fiel die Wahl auf eine Umschulung zur Gestalterin für visuelles Marketing: „Ich wollte etwas Kreatives machen, zeichne privat auch sehr gerne. Da hat der Beruf sehr gut gepasst.“

Fehlte nur noch ein Umschulungsbetrieb – den Julia Pérez in Hagemeyer fand. Das Modehaus, dass das Innenstadtbild Mindens prägt und neben einem Online-Shop auch Filialen in Stadthagen und Bad Oeynhausen betreibt, ermöglichte Julia Pérez die zweijährige Umschulung, die von der Arbeitsagentur gefördert wurde. Christian Waterböhr, Abteilungsleiter Dekoration im 1879 gegründeten Unternehmen, erinnert sich noch gut an das Bewerbungsgespräch im Frühjahr 2021: „Es stellte sich im Gespräch schnell heraus, was die Vorteile sein würden, wenn wir diesen Weg mit Frau Pérez gehen: Mit Mitte 40 ist man einfach schon weiter als junge Menschen Anfang zwanzig, man bringt viel Lebenserfahrung mit.“ Die Wünsche von Frau Pérez passten zudem gut in das vorhandene Berufsbild. So wurde sie eingestellt – und das, obwohl das Unternehmen während der Corona-Zeit gar nicht aktiv nach entsprechendem Personal suchte.

Jasmin Becker, Vermittlerin im Arbeitgeber-Service, übernahm fortan die Umsetzung und Organisation der Umschulung für die Agentur für Arbeit. Sie kennt die Vorteile der Beschäftigtenförderung, über die auch Julia Pérez‘ Umschulung finanziert wurde. Mit Blick auf den Fachkräftemangel hält sie die Förderung für eine große Chance, diesem entgegenzuwirken: „Es gibt sicherlich kaum Arbeitgeber, die sich noch nicht bei uns gemeldet haben, weil sie verzweifelt nach Fachkräften suchen. Die Lage wird gravierender. Das vorhandene Bewerberpotential beziehungsweise Beschäftigte im Unternehmen auf Helferniveau müssen erst zur Fachkraft qualifiziert werden, weil die notwendigen Berufsabschlüsse oft noch nicht vorliegen.“ 

Die Umschulung ist eine solche Qualifizierungsmöglichkeit. Für Julia Pérez hat sich daraus vor allem ein Vorteil ergeben: Sie konnte den Berufsabschluss im Rahmen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung erwerben. Die Agentur für Arbeit hat die Lehrgangskosten übernommen und dem Arbeitgeber zudem einen Arbeitsentgeltzuschuss für die ausbildungsbedingten Ausfallzeiten gewährt. Nach erfolgreich bestandener Abschlussprüfung gab es dann noch eine Weiterbildungsprämie in Höhe von 1.500 Euro.

Dennoch macht die Mindenerin kein Geheimnis daraus, dass die Umschulung herausfordernd war: „Es war schon sehr schwierig, drei Ausbildungsjahre in zwei Jahren zu absolvieren. Besonders der sprachliche Aspekt – meine Muttersprache ist Spanisch. Ich kann zwar Deutsch, aber nicht so gut wie Spanisch. Das hat es nicht einfacher gemacht. Außerdem habe ich nicht die vollen 40 Stunden, sondern nur 35 Stunden die Woche gearbeitet, um auch noch für die Kinder da sein zu können.“ Auch Christian Waterböhr hat die Herausforderungen wahrgenommen, sich intensiv mit Kammer und Berufsschule besprochen. Aber gemeinsam wurde entschieden: Wir schaffen das. Und auch Julia Pérez betont: „Ich bin so jemand: Wenn ich etwas anfange, muss ich es auch zu Ende bringen.“ 

Und das hat sie: Mit viel Rückhalt aus ihrer Familie, der Unterstützung im Betrieb und von der Arbeitsagentur konnte sie die Umschulung erfolgreich abschließen: „Ich war so froh, als die Prüfung bestanden war, mir ist ein Stein vom Herzen gefallen.“ Und trotz aller Anstrengungen sagt sie heute: „Ich würde jedem empfehlen, sich bei der Arbeitsagentur beraten zu lassen. Das war natürlich auch bei mir ein langer Prozess – ich bin nicht einmal hingegangen und hatte danach direkt einen Plan. Aber am Ende hat man mir gut geholfen. Und man hat ja auch nichts zu verlieren – aber kann einiges gewinnen.“

Jasmin Becker hat außerdem gute Neuigkeiten für Menschen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen wie Julia Pérez: „Seit Juli diesen Jahres gibt es  durch eine Gesetzesänderung die Möglichkeit, eine Umschulung auch in der regulären Ausbildungsdauer zu finanzieren, wenn bestimmte erschwerende Faktoren aufgrund Eignung oder persönlicher Verhältnisse vorliegen. So etwas wie die Sprachbarriere, mit der Frau Pérez zu kämpfen hatte, würde auch in diese Kategorie fallen.  Der Zugang zu den Fördermöglichkeiten entwickelt sich somit stetig weiter.“ 
Von Unternehmensseite ist man ebenfalls sehr überzeugt vom Konzept der Umschulung: „Wir würden es jedem empfehlen und es auch selbst immer wieder machen. Es liegt natürlich auch immer an der Person, die man da einstellt, und Frau Pérez war außerordentlich motiviert.“

Mit Blick auf den Fachkräftemangel hat der Betrieb mit rund 300 Beschäftigten am ehesten bei den Gestaltern für visuelles Marketing zu kämpfen: „Wir bilden auch im Einzelhandelsbereich und im E-Commerce aus. Das läuft deutlich besser. Für unser hauseigenes Restaurant bilden wir auch Köche aus, dort ist es nicht so leicht, aber auch der Beruf der Gestalter wird immer weniger wahrgenommen“, weiß Louisa Müller, Junior-Personalreferentin bei Hagemeyer. Wo es 2017 auch ohne Ausschreibung noch 30-40 Bewerbungen gab, komme heute nichts mehr – weshalb man jetzt mehr in das Personalmarketing investiert. „Aber selbst auf der Führungsebene, zum Beispiel im Einkauf, haben wir – aber auch viele Betriebe in der Branche – extreme Probleme, Personal zu finden. Viele wollen die Verantwortung nicht übernehmen“, so Waterböhr.

Umso besser, dass Julia Pérez, mit dem Abschluss in der Tasche, Hagemeyer nun im Bereich des visuellen Marketings unterstützen kann. Sie kleidet Figuren, gestaltet die Auslage ansprechend, und bringt dabei frischen Wind ins Schaufenster.

Unternehmen, die Interesse an einer Beschäftigtenförderung haben, können sich an ihren zuständigen Hauptbetreuer im Arbeitgeber-Service oder unter der kostenlosen Arbeitgeber-Hotline 0800 4 5555 20 an den Arbeitgeber-Service wenden.