„Im Januar verzeichnen wir im Kreis Herford einen starken Anstieg der Arbeitslosigkeit im Vormonatsvergleich“, so Frauke Schwietert, Leiterin der Herforder Arbeitsagentur. „Tatsächlich ist diese Tendenz allerdings nicht überraschend, sondern sehr saisontypisch. Zwar fällt der Anstieg etwas stärker aus als noch zum Jahreswechsel 2021/2022, blickt man jedoch etwas weiter zurück, wird deutlich, dass ein Anstieg der Arbeitslosigkeit um mehr als 400 Personen im Januar keine ungewöhnliche Entwicklung im Kreis ist – auch vor Ausbruch der Pandemie. Vielmehr war das Jahr 2022 von dem Aufschwung am Arbeitsmarkt nach dem Höhepunkt der Corona-Pandemie geprägt“, analysiert die Expertin.
Sie fügt aber auch hinzu: „Trotzdem zeigt sich deutlich, dass wir mit den momentanen Werten fast 11 Prozent über denen des Vorjahres liegen – die aktuellen Krisen zeigen also ihre Wirkung. Dennoch liegen wir noch deutlich unter den Arbeitslosenzahlen aus dem Januar 2021 – dem am stärksten von der Pandemie geprägte Januar. Insofern sind Folgen der Weltlage auch am Arbeitsmarkt zu erkennen, sie bewegen sich aktuell aber noch auf moderatem Niveau. Wie es von hier an weitergeht, bleibt abzuwarten.“
Arbeitslosigkeit
Die Zahl der Arbeitslosen ist im Kreis Herford im Januar 2023 gestiegen. Insgesamt waren 7.797 Personen arbeitslos gemeldet. Verglichen mit den Zahlen des Vormonates sind dies 433 Personen oder 5,9 Prozent mehr. Im Vergleich zum Januar des Vorjahres steigt die Zahl der Arbeitslosen um 749 Personen bzw. 10,6 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt im Januar 2023 5,7 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 5,1 Prozent (+0,6 Prozentpunkte).
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung - SGB III
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung wurden in diesem Monat 2.732 Personen gemeldet. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Vormonat erhöht um 294 Personen bzw. 12,1 Prozent. Im Vorjahresvergleich bedeutet dies eine Erhöhung um 117 Personen oder 4,5 Prozent.
Entwicklung in der Grundsicherung - SGB II
In der Grundsicherung sind 139 Arbeitslose mehr als im Vormonat und 632 mehr als im Vorjahr zu verzeichnen. Im Verhältnis entspricht dies +2,8 Prozent zum Vormonat bzw. +14,3 Prozent zum Vorjahr. Insgesamt sind es 5.065 Personen und damit 65,0 Prozent aller Arbeitslosen, die zur Grundsicherung gemäß SGB II zählen.
Jugendarbeitslosigkeit
700 Arbeitslose sind im Berichtsmonat im Kreis Herford unter 25 Jahre alt. Im Vormonat waren dies noch 64 weniger und im gleichen Monat des Vorjahres 129 weniger arbeitslose junge Menschen. Die prozentuale Veränderung beläuft sich somit auf +10,1 Prozent zum vorherigen Monat bzw. +22,6 Prozent im Vorjahresvergleich.
Arbeitslose ab 50 Jahre
Die Anzahl arbeitsloser Personen ab 50 Jahre ist im Vergleich zum Vormonat gestiegen (+134 Personen oder +4,9 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr sind es 49 Arbeitslose mehr (+1,7 Prozent). Insgesamt sind 2.856 Menschen ab 50 Jahre im Kreis Herford betroffen.
Langzeitarbeitslose
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Kreis Herford im Berichtsmonat gesunken. 2.678 Personen waren länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 86,9 Prozent (2.328 Personen) zur Grundsicherung. Verglichen mit den Gesamtzahlen des Vormonates sind dies 21 Langzeitarbeitslose weniger. Im Vergleich zum Vorjahr sinkt die Zahl dieser Arbeitslosen damit um 272 Personen.
Stellenangebot
Unternehmen aus dem Kreis haben in diesem Monat 604 Stellen gemeldet (-136 zum Vormonat). Im Bestand befanden sich insgesamt 3.326 offene Stellen, 42 mehr als im Vormonat und 1.320 weniger als im Vorjahresmonat.
DER ARBEITSMARKT IN OSTWESTFALEN-LIPPE
Die Arbeitslosigkeit in Ostwestfalen-Lippe ist im Januar gestiegen. Aktuell sind 64.085 Personen arbeitslos gemeldet, das ist eine Zunahme zum Vormonat um +2.931 Menschen oder +4,8 Prozent. Im Vergleich zum Januar 2022 liegt die Arbeitslosigkeit dagegen um +5.178 Menschen oder +8,8 Prozent höher. Die Arbeitslosmeldungen im aktuellen Monat fallen mit 11.952 Personen im Vergleich zum Vorjahresmonat um +909 ebenso deutlich höher aus.
Die Zahl arbeitslos gemeldeter Ausländer ist im Vergleich zum Vormonat gestiegen. So sind in diesem Berichtsmonat 23.469 Ausländer arbeitslos gemeldet. Das entspricht einem Plus zum Vormonat um +1.131 Personen. Der Bestand arbeitslos gemeldeter Menschen aus der Ukraine ist in OWL im Vergleich zum Vormonat mit +156 Personen oder +3,7% wieder gestiegen.
Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist seit Monaten erstmals wieder gestiegen. Im aktuellen Berichtsmonat sind 24.578 Personen länger als ein Jahr auf Arbeitssuche. Das sind dennoch -6,6 Prozent weniger als im Januar 2022. Der Anteil Langzeitarbeitsloser an allen Arbeitslosen ist aktuell mit 38,4 Prozent weiterhin erhöht (2022: 44,7 %, 2021: 39,3 %, 2020: 34,4 %, jeweils Januar).
Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen, welche durch Jobcenter und Arbeitsagenturen in OWL angeboten werden können, geht aktuell weiter zurück und beträgt im Berichtsmonat 24.353 Stellen. Damit liegt der Stellenbestand -1.261 Stellen unter Vorjahreswert. Das Stellenangebot bewegt sich jedoch weiterhin auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Im Januar 2023 wurden 2.730 freie Arbeitsstellen neu gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat wurden damit -1.581 Stellen oder -36,7 Prozent weniger gemeldet. Damit zeigen sich unverändert die Auswirkungen der wirtschaftlichen Unsicherheiten mit Blick auf die Preissteigerungen und Energiekosten sowie Lieferengpässe. Arbeitgeber sind vorsichtig mit der Meldung neuer Arbeitsstellen und stellen weniger Arbeitskräfte neu ein.
Die niedrigste Arbeitslosenquote in unserer Region findet sich im Kreis Gütersloh (4,2 %) gefolgt vom Kreisen Höxter (4,4 %), Kreis Lippe (5,4 %), Kreis Paderborn (5,5 %), Kreis Herford (5,7 %), Kreis Minden-Lübbecke (5,8 %) und der Stadt Bielefeld (8,1 %). Insgesamt hat Ostwestfalen-Lippe eine Arbeitslosenquote von 5,6 Prozent (Vormonat 5,4 %, Vorjahr 5,2 %).