Weltfrauentag: Frauen haben auch handwerkliches Potenzial

Beauftragte für Chancengleichheit wirbt am Weltfrauentag für mehr Frauen im Handwerk

07.03.2023 | Presseinfo Nr. 45

Am 08. März ist Weltfrauentag. Ein Tag, an dem wir auf die Situation aller Frauen blicken – in allen Lebensbereichen. Die Beauftragte für Chancengleichheit der Agentur für Arbeit Herford, Annette Budzynski, blickt dabei auf den Arbeitsmarkt und stellt fest: Auch im Jahr 2023 sind Frauen in Handwerksberufen noch unterrepräsentiert.

86,1 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Handwerksberufen in den Kreisen Herford und Minden-Lübbecke im Juni 2022 waren Männer. Frauen waren mit 13,9 Prozent somit stark unterrepräsentiert. „Und das zieht sich durch viele Handwerksberufe. Ausnahmen sind Bereiche wie das Friseurhandwerk, Kosmetiker, Reinigung oder Modedesigner“, weiß Annette Budzynski.

Frauen in anderen Handwerksberufen sind nur selten zu finden. Doch woran liegt das? „Natürlich kann es mit den individuellen Berufswünschen der einzelnen Frauen zusammenhängen. Da sollte man auch niemanden zu einer beruflichen Laufbahn zwingen. Der falsche Beruf macht sowohl Mitarbeiterin als auch Arbeitgeber unglücklich. Ich bin aber der Überzeugung, dass gesellschaftlich festgefahrene Rollenbilder und klischeehafte Vorstellungen über bestimmt Berufe auch eine wesentliche Rolle dabei spielen, warum der Anteil von Frauen in Handwerksberufen sehr gering ist und auch kaum ansteigt“, so die Expertin.

So ließe sich beobachten, dass Frauen zum Beispiel weniger körperliche Arbeit zugetraut würde: „Dabei bin ich der Überzeugung: Frauen haben auch handwerkliches Potenzial. Zumal sich die Tätigkeiten durch den technischen Fortschritt in den letzten Jahrzehnten zum Teil deutlich erleichtert haben. Frauen wegen geringen körperlichen Nachteilen den Zugang zum Berufsfeld, wenn in den meisten Fällen auch unbewusst, zu erschweren ist schlichtweg falsch.“ Damit kritisiert Budzynski aber nicht, wie vielleicht naheliegen würde, nur die Arbeitgeber. Vielmehr geht es ihr um die Einstellung der gesamten Gesellschaft: „Tatsächlich glauben viele Frauen selbst, dass sie nicht dazu in der Lage wären, diese Aufgaben zu bewältigen. Einige bewerben sich dann erst gar nicht auf den handwerklichen Traumberuf. Die Sache ist also ein gesamtgesellschaftliches Problem.“

Hinzu kämen bei Frauen, die dann wirklich in Handwerkbetrieben anfangen, gegebenenfalls die Herausforderungen, die sich bei Tätigkeiten in Männerberufen ergeben können: „Es ist nicht leicht, sich als einzige Frau in einer Männerdomäne zu behaupten. Andersherum übrigens auch nicht – aber das Handwerk ist nun mal in großen Teilen mit männlichen Beschäftigten besetzt und nicht anders herum. Die bereits erwähnten gesellschaftlichen Vorurteile über die Leistungsfähigkeit von Frauen finden sich manchmal natürlich auch im Kollegium wieder, was den Arbeitsalltag nicht erleichtert“, so Budzynski.

Deshalb appelliert die Expertin an alle Menschen: „Frauen sind nicht die schlechteren Handwerker! Bei den Frauen schlummert großes Fachkräftepotenzial, dass es zu erschließen gilt. Ohne Vorurteile! Frauen selbst sollten nicht an ihren Fähigkeiten zweifeln. Wenn man einen Job machen will, sollte man das auf jeden Fall auch probieren – oft schlummern in einem unerwartete Talente.“

Der Weltfrauentag ist der letzte und wohl bekannteste von drei Aktionstagen Anfang März, die Frauen in den Fokus stellen: Am 01. März fand bereits der Equal Care Day statt, am 07. März der Equal Pay Day. Aufgrund der Wichtigkeit dieser Thematik beteiligt sich Annette Budzynski deshalb auch an den Aktionstagen „Frauen 2023“ der Arbeitsgemeinschaft kommunaler Gleichstellungsstellen im Kreis Herford. Gemeinsam mit der Beauftragten für Chancengleichheit des Jobcenters Kreis Herford, Anette Kuhn, bietet sie Veranstaltungen an. Am Dienstag, den 14. März, um 15 Uhr sowie am Mittwoch, den 15. März um 10 Uhr gibt es im Foyer des Elsbach-Hauses in Herford Informationen zum beruflichen Ein- und Umstieg. Die Vorträge der Beauftragten für Chancengleichheit und der Gleichstellungsstelle Herford richten sich besonders an geflüchtete Frauen und Migrantinnen. Eine kostenlose Ausstellung zum Thema „Geschichten, die Frauen Mut machen“ rahmt das Programm ein.