„Im April setzt sich der saisonunübliche Trend eines Anstiegs der Arbeitslosigkeit weiter fort“, stellt Frauke Schwietert, Leiterin der Herforder Arbeitsagentur, fest. „Der Großteil des Anstiegs entfällt dabei auf die Personengruppe der Ausländer im Bereich der Grundsicherung, was auch auf die Aufnahme von geflüchteten Menschen aus unterschiedlichen Ländern zurückzuführen ist. Diese Entwicklung ist also eher losgelöst von der konjunkturellen Lage in der Region zu sehen“, betont die Expertin.
Vielmehr ließe sich diese an der Zahl der Stellenmeldungen erkennen: „Und bei eben diesen verzeichnen wir im Vergleich zum Vormonat sowie im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang. Insgesamt haben wir seit Jahresbeginn gerundet rund 1.000 Stellen – das sind fast 30 Prozent – weniger Stellen gemeldet bekommen als im Zeitraum von Januar bis April 2022 . Die angespannte konjunkturelle und auch weltpolitische Lage ist in einer Zurückhaltung bei den Stellenmeldungen auch am Arbeitsmarkt sichtbar.“
Arbeitslosigkeit
Die Zahl der Arbeitslosen ist im Kreis Minden-Lübbecke im April 2023 gestiegen. Insgesamt waren 9.845 Personen arbeitslos gemeldet. Verglichen mit den Zahlen des Vormonates sind dies 157 Personen oder 1,6 Prozent mehr. Im Vergleich zum April des Vorjahres steigt die Zahl der Arbeitslosen um 1.879 Personen bzw. 23,6 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt im April 2023 5,9 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 4,7 Prozent (+1,2 Prozentpunkte).
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung - SGB III
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung wurden in diesem Monat 3.429 Personen gemeldet. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Vormonat erhöht um 6 Personen bzw. 0,2 Prozent. Im Vorjahresvergleich bedeutet dies eine Erhöhung um 560 Personen oder 19,5 Prozent.
Entwicklung in der Grundsicherung - SGB II
In der Grundsicherung sind 151 Arbeitslose mehr als im Vormonat und 1.319 mehr als im Vorjahr zu verzeichnen. Im Verhältnis entspricht dies +2,4 Prozent zum Vormonat bzw. +25,9 Prozent zum Vorjahr. Insgesamt sind es 6.416 Personen und damit 65,2 Prozent aller Arbeitslosen, die zur Grundsicherung gemäß SGB II zählen.
Jugendarbeitslosigkeit
1.231 Arbeitslose sind im Berichtsmonat im Kreis Minden-Lübbecke unter 25 Jahre alt. Im Vormonat waren dies noch 16 weniger und im gleichen Monat des Vorjahres 418 weniger arbeitslose junge Menschen. Die prozentuale Veränderung beläuft sich somit auf +1,3 Prozent zum vorherigen Monat bzw. +51,4 Prozent im Vorjahresvergleich.
Arbeitslose ab 50 Jahre
Die Anzahl arbeitsloser Personen ab 50 Jahre ist im Vergleich zum Vormonat gestiegen (+10 Personen oder +0,3 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr sind es 321 Arbeitslose mehr (+12,3 Prozent). Insgesamt sind 2.921 Menschen ab 50 Jahre im Kreis Minden-Lübbecke betroffen.
Langzeitarbeitslose
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Kreis Minden-Lübbecke im Berichtsmonat gestiegen. 3.559 Personen waren länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 86,5 Prozent (3.078 Personen) zur Grundsicherung. Verglichen mit den Gesamtzahlen des Vormonates sind dies 38 Langzeitarbeitslose mehr. Im Vergleich zum Vorjahr steigt die Zahl dieser Arbeitslosen damit um 174 Personen.
Stellenangebot
Unternehmen aus dem Kreis haben in diesem Monat 522 Stellen gemeldet (-89 zum Vormonat). Im Bestand befanden sich insgesamt 4.258 offene Stellen, 29 weniger als im Vormonat und 1.067 weniger als im Vorjahresmonat.
DER ARBEITSMARKT IN OSTWESTFALEN-LIPPE
Die Arbeitslosigkeit in Ostwestfalen-Lippe ist im April gestiegen. Aktuell sind 64.201 Personen arbeitslos gemeldet, das ist eine Zunahme zum Vormonat um 235 Menschen oder 0,4 Prozent. Im Vergleich zum April 2022 liegt die Arbeitslosigkeit dagegen um 7.991 Menschen oder 14,2 Prozent höher. Die Arbeitslosmeldungen im aktuellen Monat fallen mit 12.034 Personen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1.829 ebenso deutlich höher aus.
Auch die Zahl arbeitslos gemeldeter Ausländer steigt im Vergleich zum Vormonat an. So sind in diesem Berichtsmonat 23.745 Ausländer arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind 6.404 arbeitslose Ausländer mehr gemeldet. Der Bestand arbeitslos gemeldeter Menschen aus der Ukraine in Höhe von 4.643 ist in OWL im Vergleich zum Vormonat um 140 Personen oder 3,1% gestiegen.
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im April 2023 zum Vormonat leicht gestiegen (+114, +0,5%). Im aktuellen Berichtsmonat sind 24.632 Personen länger als ein Jahr auf Arbeitssuche. Das sind 2,9 Prozent weniger als im April 2022. Der Anteil Langzeitarbeitsloser an allen Arbeitslosen beträgt aktuell 38,4 Prozent (2022: 45,1 %, 2021: 42,6 %, 2020: 33,7 %, 2019: 37,1% jeweils April).
Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen, welche durch Jobcenter und Arbeitsagenturen in OWL angeboten werden können, geht aktuell weiter zurück und beträgt im Berichtsmonat 23.954 Stellen. Damit liegt der Stellenbestand 3.311 Stellen unter Vorjahreswert. Das Stellenangebot bewegt sich jedoch weiterhin auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Im April 2023 wurden 3.042 freie Arbeitsstellen neu gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat liegt der Stellenzugang damit 1.350 Stellen oder 30,7 Prozent niedriger.
Die niedrigste Arbeitslosenquote in unserer Region findet sich im Kreis Höxter (4,2%), gefolgt vom Kreis Gütersloh (4,4%), Kreis Lippe (5,2%), Kreis Paderborn (5,4%), Kreis Herford (5,7%), Kreis Minden-Lübbecke (5,9%) und der Stadt Bielefeld (8,2%). Insgesamt hat Ostwestfalen-Lippe eine Arbeitslosenquote von 5,6 Prozent (Vormonat 5,6 %, Vorjahr 4,9 %).