Der regionale Arbeitsmarkt 2023 – ein Jahr mit zwei Gesichtern

03.01.2024 | Presseinfo Nr. 2

„Zeigte sich unser regionaler Arbeitsmarkt insbesondere in der ersten Jahreshälfte noch gewohnt robust und widerstandsfähig, wurden im weiteren Verlauf 2023 die negativen Einflüsse zunehmend spürbarer. Insbesondere die anhaltende Wirtschaftsflaute, die Folgen des Ukrainekonfliktes, hohe Energiekosten sowie zurückhaltender Konsum infolge der Inflation führten zu nachlassender Dynamik. Mit einer Quote zwischen 2,4 und 2,7 Prozent weist unser Agenturbezirk dennoch während des gesamten Jahres Vollbeschäftigung aus“, fasst Johannes Kolb, Leiter der Agentur für Arbeit Ingolstadt, die Entwicklung des zu Ende gegangenen Jahres zusammen. Inwieweit sich dies auch im neuen Jahr fortsetzen lässt, hängt nach Einschätzung des Agenturchefs entscheidend davon ab, wie schnell das konjunkturelle Tal durchschritten sein wird und die teils schwierigen Rahmenbedingungen verbessert werden können.

Beschäftigung

Waren im Juni 2022 noch 225.486 Personen und damit knapp 1.700 mehr als ein Jahr zuvor sozialversicherungspflichtig beschäftigt, beträgt die Zahl zum aktuellsten Stichtag der Beschäftigtenstatistik, dem 30. Juni 2023, insgesamt 226.359. Ein Anstieg um 873 Bürgerinnen und Bürger. Betrachtet man einzelne Branchen, stellt sich die Entwicklung unterschiedlich dar: Während das Verarbeitende und Baugewerbe sowie die Metall- und Elektroindustrie Personal abbauten, nahm die Beschäftigung im Dienstleistungssektor, insbesondere im Bereich Information und Kommunikation, im Sozial- und Gesundheitswesen der öffentlichen Verwaltung, im Gastgewerbe sowie bei Erziehung und Unterreicht zum Teil merklich zu.
„Unabhängig von diesen Entwicklungen ist in vielen Branchen und Unternehmen ein weiterer Beschäftigungsaufbau wünschenswert und notwendig. Allerdings fehlen nach wie vor die passenden Fach- bzw. Arbeitskräfte. Es gilt, die verfügbaren Potentiale so gut wie möglich zu nutzen. Dazu wurden, mit dem von der Bundesregierung kürzlich initiierten Job-Turbo, dem Aktionsplan zur besseren Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt, verschiedene Maßnahmen beschlossen, um eine Arbeitsaufnahme dieses Personenkreises zu beschleunigen. Nach einer Phase des Ankommens und des Erwerbs grundlegender Sprachkenntnisse geht es darum, kurzfristig einen Einstieg in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu finden, auch wenn die Deutschkenntnisse noch nicht so perfekt sind. Damit dies gelingen kann, braucht es vor allem eine ganze Menge Engagement und Flexibilität, von Seiten arbeitssuchender Geflüchteter genauso wie seitens der Arbeitgeber, die neue Mitarbeitende einstellen möchten“, erläutert Johannes Kolb. 

Arbeitslosigkeit

Zum Ende des Jahres 2022 waren in der Region 10 insgesamt 6.988 Personen arbeitslos gemeldet. Der witterungsbedingte Anstieg im Januar und Februar 2023 war temporär, der folgende Frühjahrsaufschwung fiel eher zurückhaltend aus. Zwar war die Arbeitslosigkeit auch in den Folgemonaten leicht rückläufig, dennoch wurde die nachlassende Konjunktur zunehmend spürbar. Mit 6.959 arbeitslosen Personen bei einer Quote von 2,4 Prozent wurde im Mai der niedrigste Stand erreicht. Die Junizahlen waren beinahe identisch. Ähnlich der Frühjahrs- fiel auch die Herbstbelebung dezent aus. 7.228 Beschäftigungssuchende führten im November zu einer Quote von 2,5 Prozent. Jahresdurchschnittlich waren 7.404 von Arbeitslosigkeit Betroffene gemeldet (2022: 6.713). Im Schnitt pendelte sich die Arbeitslosenquote bei 2,5 Prozent ein (2022: 2,3 Prozent).
Ein Meilenstein für die Jobcenter zu Jahresbeginn 2023 war die Einführung des Bürgergeldes, welches das bisherige Arbeitslosengeld II ablöste. Mit der neuen Leistung werden den Veränderungen und Anforderungen des Arbeitsmarktes Rechnung getragen. Die dauerhafte Integration in Arbeit und die Verbesserung der Arbeitsmarktchancen durch Qualifizierung und Berufsausbildung rückten stärker in den Fokus. Mit Blick auf die beiden Rechtskreise Arbeitslosenversicherung und Grundsicherung ist festzuhalten, dass nach dem 2022 vor allem durch die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine bedingten Anstieg der Arbeitslosigkeit, im Berichtsjahr 2023 die Zahl der von den Jobcentern in der Region betreuten arbeitslosen Personen relativ konstant war. Während in der Grundsicherung im Durchschnitt des vergangenen Jahres 3.783 Personen arbeitslos gemeldet waren (2022: 3.188), waren es im Bereich der Arbeitslosenversicherung 3.621 (2022: 3.525).

Diagramm der Entwicklung der Arbeitslosigkeit
Entwicklung offener Stellen

Ein weiterhin hoher Bestand an offenen Stellen und ein dem Vorgängerjahr vergleichbarer Zugang an neuen Beschäftigungsmöglichkeiten kennzeichneten im zu Ende gegangenen Jahr diesen Teilbereich des regionalen Arbeitsmarktes: „Eine gewisse Verunsicherung sowie eine nachvollziehbar abwartende und vorsichtige Haltung reduzierten auf Arbeitgeberseite vor allem im zweiten Halbjahr die Bereitschaft zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und verlangsamten die Rekrutierungsprozesse“, erklärt Johannes Kolb. Den Vermittlungsfachkräften der Agenturen in Ingolstadt, Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen wurden in 2023 insgesamt 7.786 vakante Arbeitsplätze und damit 55 mehr als noch 2022 zur Besetzung gemeldet. Jahresdurchschnittlich waren 4.753 Beschäftigungsmöglichkeiten unbesetzt (2022: 4.501)

Diagramm der Entwicklung der gemeldeten Arbeitsstellen
Entwicklung am Ausbildungsmarkt

Im zurückliegenden Beratungsjahr 2022/2023 meldeten die Betriebe aus der Region der Agentur für Arbeit für den Ausbildungsstart im September insgesamt 3.837 Berufsausbildungsplätze (2021/2022: 3.720) und spiegelten damit die weiterhin hohe Ausbildungsbereitschaft wider. Die Zahl der gemeldeten Bewerber für eine betriebliche Lehrestelle war hingegen rückläufig. 2.479 Ausbildungsinteressenten und damit 145 weniger als ein Jahr zuvor wurden von der Agentur für Arbeit Ingolstadt auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle unterstützt: „Junge Menschen für eine betriebliche Ausbildung zu begeistern ist mit der wichtigste Hebel, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Alle beteiligten Akteure sind gefordert, Bedingungen zu schaffen und Überzeugungsarbeit zu leisten, um bei jungen Menschen und deren Eltern mehr Akzeptanz für eine Ausbildung zu erreichen“, erläutert Johannes Kolb.

Finanzen

Auch 2023 investierte die Arbeitsagentur Ingolstadt intensiv in Leistungen der aktiven Arbeitsmarktförderung, wie beispielsweise Weiterbildung, Eingliederung, Gründungszuschüsse und Leistungen für Jugendliche. Insbesondere Transformation und Digitalisierung begründen den Anstieg der Ausgaben für Beschäftigte von knapp 6,0 Mio. Euro in 2022 auf gut 7,6 Mio. Euro in 2023. Insgesamt wurde die aktive Arbeitsmarktförderung mit knapp 16,2 Mio. Euro unterstützt (Vorjahr 14,2 Mio. Euro). Für den Bereich der beruflichen Rehabilitation und die Förderung schwerbehinderter Menschen beliefen sich die Leistungen in 2023 auf rund 12,7 Mio. Euro. Wurden 2022 beim konjunkturellen Kurzarbeitergeld pandemiebedingt knapp 74 Mio. aufgewendet, waren es im vergangenen Jahr noch knapp 7,4 Mio. Euro. Die Ausgaben für das Arbeitslosengeld (incl. aller Ausgaben für die Sozialversicherung der Leistungsempfänger) beliefen sich im vergangenen Jahr auf etwas über 79 Mio. Euro.