Best Practice für zügige Integration: Jobbörsen in Bad Wörishofen und Memmingen für Geflüchtete

Die Jobcenter Memmingen und Unterallgäu organisieren zusammen mit der Agentur für Arbeit, der Stadt Memmingen und dem Landratsamt Unterallgäu Jobbörsen für Geflüchtete

05.10.2023 | Presseinfo Nr. 55

Seit der großen Flüchtlingswelle 2015/16 hat mittlerweile mehr als die Hälfte der damals in Deutschland als Flüchtlinge Angekommenen eine Erwerbstätigkeit aufgenommen. „Dies zeigt: berufliche Integration funktioniert auch unter schwierigen Voraussetzungen – sie braucht nur Zeit und gute Unterstützung“, zeigt sich Maria Amtmann,
Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen optimistisch. „Ein gutes Zusammenspiel aller Akteure ist hierbei wichtig – deshalb sind wir tätig geworden.“

Um die berufliche – und damit auch persönliche – Integration von Geflüchteten im Raum Memmingen und Unterallgäu zu beschleunigen, haben die Jobcenter Unterallgäu und Memmingen zusammen mit der Stadt Memmingen, dem Landratsamt Unterallgäu und der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen zwei Jobbörsen initiiert. In ihnen sollen Geflüchtete aller Nationalitäten direkt mit mitarbeitersuchenden Firmen in Kontakt gebracht werden – ein Erfolgsrezept. „Von sich aus Betriebe zu kontaktieren und ein formales Bewerbungsverfahren, wie es in Deutschland üblich ist, zu durchlaufen, ist für viele nicht leicht. Auf der anderen Seite berichten die meisten Unternehmen im Unterallgäu und der Stadt Memmingen von Fach- und auch Arbeitskräftemangel“, erläutert Bettina Kreuzer, Geschäftsführerin des Jobcenters Unterallgäu. „Hier setzen wir mit den beiden Jobbörsen an und bringen Geflüchtete direkt mit Arbeitgebern aus der Region in Kontakt“, ergänzt Martin Fuchsschwanz, stellvertretender Leiter des Jobcenters Memmingen. „Wir möchten eine Plattform bieten und über persönliche Begegnungen das Eis brechen.“ Derzeit sind ca. 800 erwerbsfähige Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit bei den Jobcentern Memmingen und Unterallgäu gemeldet. Viele besuchen derzeit noch Integrations- und Sprachkurse – werden diese aber in absehbarer Zeit abschließen. Dazu kommen Geflüchtete anderer Nationalitäten, deren Asylverfahren z. T. noch nicht abgeschlossen ist: ein großes Potenzial für die nach Mitarbeiter:innen suchenden Unternehmen. 

Am 5. Oktober stellten Maria Amtmann, Leiterin der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen, Bettina Kreuzer, Geschäftsführerin des Jobcenters Unterallgäu, Martin Fuchsschwanz, stellvertretender Geschäftsführer des Jobcenters Memmingen und Klemens Heinz, Experte für Grundsicherung der Agentur für Arbeit Kempten-Mem-mingen, die geplanten Jobbörsen in den Verkaufsräumen von Zweirad Lämmle in Bad Grönenbach vor.
Der Ort war bewusst gewählt: nach der Flüchtlingswelle 2015/16 stellte Inhaber Ernst Lämmle insgesamt sechs Geflüchtete aus Afghanistan ein – mit Erfolg. Drei arbeiten heute noch bei ihm, drei sind familienbedingt in andere Städte umgezogen, konnten aber dort aufgrund ihrer Vorerfahrung bei Zweirad Lämmle schnell Arbeit in Fahrrad-geschäften aufnehmen. „Der Anfang war nicht leicht“, erinnert sich Ernst Lämmle. „Keiner sprach Deutsch, eine reguläre Ausbildung hatte ebenfalls keiner unter ihnen absolviert, und mit Fahrrädern kannten sie sich auch nicht aus.“ Den Kontakt zwi-schen den Geflüchteten und dem Zweiradbetrieb hatte damals Klemens Heinz, Ex-perte für Grundsicherung bei der Agentur für Arbeit, vermittelt, der ehrenamtlich auch in einem Helferkreis engagiert ist. Ohne seine Unterstützung hätten sich der Betrieb und die heutigen Mitarbeiter nie kennengelernt – mangels Sprachkenntnissen und fehlender Berufserfahrung der Afghanen. Diese hätten sich ohne Klemens Heinz in Deutschland beruflich nicht zurechtgefunden – was zeigt, wie wichtig eine persönli-che Unterstützung bei der Kontaktherstellung zwischen Geflüchteten und Betrieben ist. Mit viel Geduld und Engagement vom Inhaber und seinen deutschen Mitarbeiten-den hat es bei Zweirad Lämmle geklappt: Rauf Poya, Reza Ghulani und Qadir Tadcik sind aus dem Geschäft heute nicht mehr wegzudenken. Rauf Poya und Reza Ghulani arbeiten im Lager und in der Neuradmontage, Qadir Tadcik unterstützt dabei. Alle drei hatten in Afghanistan weder mit Fahrrädern zu tun, noch hatten sie in irgendeiner Form eine Ausbildung absolviert. Poya verfügte über ein paar Grundkenntnisse als Schlossergehilfe, und alle brachten handwerkliches Geschick mit: „Am Anfang haben wir fast kein Wort verstanden, und uns musste jeder Handgriff gezeigt und vorge-macht werden“, erinnert sich Poya. „Zum Glück hat Herr Lämmle mich unterstützt, und ich konnte neben der Arbeit einen Deutschsprachkurs besuchen – das hat sehr geholfen“, erzählt Ghulani. Mittlerweile sind die drei bestens im Betrieb integriert und wertvolle Mitarbeiter: „Der anfängliche Aufwand hat sich wirklich rentiert“, bestätigt Ernst Lämmle. Sie haben sich gut eingearbeitet und sehr gute Fähigkeiten für ihr Arbeitsfeld entwickelt – ich möchte sie nicht mehr missen.“

Die Erfolgsgeschichte zeigt: mit ausreichender Unterstützung gelingt Integration von Geflüchteten in Arbeit. Die notwendige Hilfestellung dafür soll über die beiden Jobbörsen starten. Folgendes ist geplant:

Insgesamt sind ca. 800 Geflüchtete verschiedenster Nationalitäten jeweils ab 09:00 Uhr eingeladen. Es haben sich bereits Bildungsträger mit den Teilnehmer:innen ihrer Integrations- und Sprachklassen angemeldet, und die Unterkünfte für Geflüchtete sind informiert. Dazu sind beide Börsen ab 11:30 Uhr bis 13:00 Uhr für alle Interes-sierten offen. Auch Unterstützer:innen von Helferkreisen sind herzlich eingeladen.

Es werden insgesamt über 50 regionale Betriebe aus den unterschiedlichsten Bran-chen an den Jobbörsen teilnehmen, die aktuellen Mitarbeiterbedarf haben. Einige von ihnen bringen Mitarbeitende mit Migrationshintergrund und relevanten Sprach-kenntnissen für eine gute Verständigung mit. Unterstützend befinden sich Dolmet-scher für die ukrainische und arabische Sprache vor Ort, und die Ausländerämter der Stadt Memmingen und des Landratsamtes Unterallgäu geben – ebenfalls vor Ort - Informationen für Geflüchtete wie auch Betriebe bzgl. des Arbeitserlaubnisverfah-rens. Bürokratische Hürden sollen damit möglichst geringgehalten werden. Arbeits-vermittler:innen der Jobcenter und der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen so-wie Berufsberater:innen der Agentur für Arbeit beraten und informieren ebenfalls di-rekt in den Börsen – ggf. auch über mögliche Unterstützungs- und Fördermöglichkei-ten. Auch die IHK und HWK sowie die Organisation Tür an Tür nehmen teil.

Am Donnerstag, den 12. Oktober 2023, findet die Jobbörse für das Unterallgäu im „Haus zum Gugger“, Bachstr. 16, in 86825 in Bad Wörishofen statt und

am Donnerstag, den 26. Oktober, im Maximilian-Kolbe-Haus, Donaustr. 1 in 87700 Memmingen für die Stadt Memmingen.

Beide Messen sind zunächst von 09:00 Uhr bis 11:30 Uhr für die eingeladenen Personen geöffnet, von 11:30 Uhr bis 13:00 Uhr dann für alle Interessierten.

Die Jobbörse in Bad Wörishofen wird von Maria Amtmann und Landrat Alex Eder eröffnet werden, die Jobbörse in Memmingen von Maria Amtmann und Oberbürgermeister Jan Rothenbacher.

Nähere Informationen erhalten Interessierte beim Jobcenter Unterallgäu unter: job-center-unterallgaeu@jobcenter-ge.de bzw. 08261 7675-282 und beim Jobcenter Memmingen unter jobcenter-memmingen@jobcenter-ge.de bzw. 08331 971-752.