Das „kleine Sommerloch“ lässt Arbeitslosigkeit mäßig steigen

Statistik: Weniger Kriegsflüchtlinge im Landkreis Ahrweiler als in Nachbarregionen

29.07.2022 | Presseinfo Nr. 32

Der Arbeitsmarkt im Landkreis Ahrweiler ist wie üblich kurz vor den großen Ferien ins „kleine Sommerloch“ gefallen, das entsteht, wenn Ausbildungsverhältnisse auslaufen, die betroffenen jungen Leute aber nicht sofort eine Anschlussbeschäftigung finden oder auf den Beginn ihres Studiums im Herbst warten. Anders als in den Nachbarregionen fällt dieser saisonale Einbruch auch nicht tiefer aus als in früheren Jahren.

Denn während ukrainische Kriegsflüchtlinge rund um Koblenz oder Cochem einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit auslösen, ist dies im Ahrkreis kaum spürbar. Frank Schmidt, Leiter der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen, weiß, warum das so ist: „Wegen der Flutkatastrophe und ihrer Folgen werden dem Landkreis keine geflüchteten Menschen zugewiesen. Wer trotzdem kommt, hat in der Regel private Verbindungen hierher.“

So meldet die Agentur für Arbeit Ende Juli für den Landkreis Ahrweiler 2.401 arbeitslose Frauen und Männer – 40 mehr als im Juni und 371 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote bleibt stabil bei 3,4 Prozent und liegt damit um 0,6 Punkte unter jener des Vorjahres.

78 dieser Arbeitslosen können den Ukraine-Flüchtlingen zugeordnet werden. Insgesamt zählten die Statistiker 152 erwerbsfähige Ukrainer*innen im Landkreis, gute 100 von ihnen waren arbeitssuchend gemeldet. In den Nachbarregionen liegen dieser Werte deutlich höher. So sind etwa im Landkreis Cochem-Zell 282 und in Koblenz sogar 355 Menschen aus dem Kriegsland arbeitslos gemeldet.

Grundsätzlich seien die Integrationschancen der Ukraine-Flüchtlinge sehr gut, betonte Schmidt. „Sie sind meist gut ausgebildet und wollen unbedingt arbeiten.“ Haupthindernis sei, wie immer in solchen Situationen, die Sprache. Doch auch hier erkenne er großes Engagement bei den Betroffenen. Allerdings müssten viele der geflüchteten Frauen ihre Kinder gut versorgt wissen, um entspannt Deutschkurse zu besuchen oder arbeiten zu gehen. Auch ausländische (Berufs-) Abschlüsse könnten nicht von einem auf den anderen Tag anerkannt werden. Allerdings seien die meisten Flüchtlinge in dieser Hinsicht sehr flexibel und durchaus bereit, zumindest zweitweise in anderen Berufen zu arbeiten.

Dass der Arbeitsmarkt in der Region in der Lage ist, Fachkräfte unterzubringen, zeigt der Blick auf den Stellenmarkt.  Aus dem AW-Kreis wurden dem Arbeitgeberservice der Agentur in den letzten vier Wochen 151 zusätzliche freie Stellen gemeldet. Damit liegen derzeit 962 Stellenangebote aus der Region vor.

Welche Auswirkungen der Krieg selbst und die mit ihm einhergehenden Lieferengpässe auf die weltweite und damit auch auf die regionale Wirtschaft haben werden, könne hingegen niemand sagen, betonte Schmidt. „Eine Prognose wage ich da nicht.“

Im Endspurt befindet sich der Ausbildungsmarkt. Einzelne Ausbildungsverträge, die in diesem Jahr geschlossen wurden, sehen den Einstieg der Nachwuchskräfte im August vor, das Gros startet offiziell Anfang September. Günstig ist die Lage – eigentlich – für die jugendlichen Bewerber, da die Zahl der angebotenen Stellen die der Interessenten auch in diesem Jahr deutlich übersteigt. So kamen bislang im laufenden Ausbildungsjahr – das den Zeitraum von Anfang Oktober 2021 bis Ende September 22 umfasst – 551 Stellenangebote auf 497 Bewerberinnen und Bewerber. Ende Juli hat sich die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage deutlich vergrößert: 172 jungen Leuten, die noch auf Ausbildungssuche sind, stehen knapp 300 unbesetzte Lehrstellen gegenüber. 

„Das zeigt sehr deutlich, dass viele junge Menschen trotz üppigem Angebot Probleme haben, ihre Traumstelle zu finden“, sagt Schmidt und sieht die Gründe dafür vor allem in der Schwierigkeit, sich auf dem sich schnell verändernden Markt zu orientieren. „Es gibt Berufe, von denen viele Jugendliche noch nie gehört haben, die für sie aber durchaus interessant wären. Hinzu kommt, dass sich in den nächsten Jahren viele Berufsbilder völlig verändern werden oder sogar ganz wegfallen, während völlig neue Berufe entstehen. Professionelle Unterstützung ist daher bei der Berufswahl wichtiger denn je.“ Er appellierte deshalb vor allem an diejenigen, die noch keine klare Vorstellung von ihrer beruflichen Zukunft haben, die kostenlosen Angebote der Berufsberatung wahrzunehmen.

Termine bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur können auch kurzfristig unter der Hotline 02651 – 950 333 vereinbart werden. Die Beratung ist kostenlos.