Vielschichtiger Wandel erschwert den Start ins Berufsleben

Arbeitsagentur legt Ausbildungsbilanz 2022/23 vor: Wieder mehr Stellen als Suchende - Vermittlung läuft weiter

03.11.2023 | Presseinfo Nr. 57

Der demografische Wandel ist ein vieldiskutiertes Thema, wenn es um den Arbeitsmarkt geht: Geburtenstarke Jahrgänge verabschieden sich in den Ruhestand, viel zu wenig junge Menschen „wachsen nach“. Das führt schon heute zu einem spürbaren Mangel an Arbeitskräften. Aber auch die Suche nach Nachwuchskräften wird für die Betriebe immer schwieriger. Die Arbeitsagentur Koblenz-Mayen zieht Bilanz fürs gerade beendete Ausbildungsjahr 2022/23 und stellt fest: Das Problem verschärft sich kontinuierlich.

2.668 junge Menschen wandten sich zwischen Oktober 2022 und September 2023 an die Berufsberatung, um Unterstützung bei ihrer Suche nach einem Ausbildungsplatz zu finden – das sind 128 Bewerberinnen und Bewerber mehr als im Jahr zuvor. Dagegen nahm die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen im gleichen Zeitraum zwar „nur“ um 31 auf 3.440 zu, letztlich sind das aber noch immer mehr Stellen als Interessentinnen und Interessenten. Und die Lücke hat sich zum Ende des Ausbildungsjahres sogar noch vergrößert: Ende September standen 267 unbesetzten Lehrstellen gerade mal 127 unversorgte junge Leute gegenüber. Rein rechnerisch kamen damit auf jeden Suchenden zwei Angebote.

Dass diese Lücke pandemiebedingt im Jahr zuvor sogar noch größer war, ist für Arbeitgeber, die umsonst auf Nachwuchs hoffen, ein schwacher Trost. Und auch Agenturleiter Frank Schmidt ist besorgt. „Schließlich lässt sich an den demografischen Fakten wenig ändern. Ob nun zwei Jahre früher oder drei später: Die geburtenstarken Jahrgänge werden den Arbeitsmarkt in absehbarer Zeit verlassen, und es gibt immer weniger junge Menschen, die sie ersetzen können.“ Umso wichtiger sei es, die vorhandenen Möglichkeiten zum Vorteil aller bestmöglich zu nutzen.   

„Qualifizierter Nachwuchs ist das Fundament, auf dem Unternehmen ihre Zukunft bauen. Der Mangel an Fachkräften trifft aber uns alle. Handwerker, die erst nach Wochen oder Monaten Zeit haben, um Reparaturen zu erledigen, oder Restaurants, die an den meisten Tagen der Woche geschlossen sind, könnten nur der Anfang gravierender Einschränkungen im öffentlichen Leben sein.“

Hinzu komme, dass technische Entwicklungen wie Digitalisierung und Künstliche Intelligenz den Arbeitsmarkt in naher Zukunft auch inhaltlich stark beeinflussen werden, betont Schmidt. „Die meisten Berufe werden sich in den nächsten Jahren mehr oder weniger stark verändern. Manche fallen sogar ganz weg, neue entstehen. Das gilt teilweise sogar für ganze Branchen. Ein Beispiel ist die Autoindustrie, die durch die Umstellung von Verbrennungs- auf Elektromotoren derzeit einen gravierenden Wandel erfährt, der sich sehr schnell auf viele Berufsbilder auswirken wird. Und das betrifft nicht nur die Autobauer selbst, sondern auch die Zulieferer.“

Trotzdem steht der Beruf des Kfz-Mechatronikers weiterhin ganz oben auf der Hitliste der bei jungen Leuten beliebtesten Ausbildungsberufe. „Natürlich ist eine solche Ausbildung auch in Zukunft eine gute Grundlage, aber man sollte sich darüber im Klaren sein, dass gerade dieser Beruf in den nächsten Jahren enormen Veränderungen unterliegt und ein kontinuierliches Weiterlernen auch nach Ende der Ausbildung notwendig sein wird.“

Ohnehin ist für Frank Schmidt klar, dass junge Leute, mit dem, was sie während der Ausbildung lernen, nicht mehr ihr ganzes Berufsleben bestreiten können. „Sie müssen mit der schnellen technischen Entwicklung Schritt halten und immer wieder Neues lernen – wobei viele dieser Veränderungen die Arbeitsabläufe natürlich auch vereinfachen werden.“

Trotzdem sollten junge Menschen vor der Berufswahl nicht nur die aktuelle, sondern auch die künftige Ausgestaltung der Berufe im Blick haben, für die sie sich interessieren, appelliert Schmidt. „Eine gründliche Orientierungsphase war noch nie so wichtig und so schwierig wie heute. Sich einfach auf die Berufe festzulegen, die Eltern oder Bekannte ausüben, ist schon lange keine gute Strategie mehr. In Zukunft könnte sie leicht in die Sackgasse führen.“    

Unterstützung finden junge Menschen und ihre Eltern bei der Berufsberatung, so Frank Schmidt. Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter könnten nicht nur die absehbaren Veränderungen gut einschätzen. „Sie sind darauf spezialisiert herauszufinden, welches Berufsfeld am besten zu Talenten und Neigungen eines Bewerbers passt. Schließlich soll der Job ja viele Jahre Spaß machen.“ So mancher junge Mensch habe nach der Beratung sein Glück in einem Beruf gefunden, den er oder sie zuvor gar nicht kannte.

Übrigens geht das Vermittlungsgeschäft der Arbeitsagentur auch nach dem offiziellen Ende des Ausbildungsjahres weiter: Solange der Stoff der Berufsschule noch aufgeholt werden kann, bringen die Berufsberaterinnen und Berater junge Leute mit Ausbildungswunsch und Betriebe auf Nachwuchssuche zusammen.

Jugendliche und ihre Eltern können Kontakt zur Berufsberatung aufnehmen: 0261 – 405 444 (Koblenz) oder 02651 – 950 333 (Mayen).