Mehr Stellen, weniger Bewerber

Ausbildungsbilanz von Agentur für Arbeit, IHK und Kreishandwerkerschaft für den Landkreis Waldeck-Frankenberg

15.11.2022 | Presseinfo Nr. 81

Für Bewerberinnen und Bewerber bietet der Ausbildungsmarkt in Waldeck-Frankenberg gute Chancen, für viele Arbeitgeber bleibt die Besetzung von Ausbildungsstellen eine Herausforderung. Dies wurde bei der Bilanz zum Ausbildungsjahr 2021/22 deutlich, die heute die Agentur für Arbeit Korbach sowie die Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg und das Servicezentrum Waldeck-Frankenberg der IHK Kassel-Marburg zogen.

Agentur für Arbeit Korbach

In Waldeck-Frankenberg stieg die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen um 142 auf 1405 (plus 11,2 Prozent), ähnlich hoch hatte sie mit 1422 vor fünf Jahren gelegen. Es meldeten sich 808 Bewerberinnen und Bewerber, 92 weniger als im Jahr zuvor (minus 10,2 Prozent). 170 offenen Ausbildungsstellen standen Ende September 61 unversorgte Bewerber gegenüber (Vorjahr: 113 offene Stellen, 58 unversorgte Bewerber).

„Die Schere zwischen den Ausbildungsplätzen und den Bewerberinnen und Bewerbern ist weiter auseinandergegangen“, bilanziert der Leiter der Korbacher Agentur für Arbeit, Uwe Kemper. „Die Unternehmen in Waldeck-Frankenberg haben trotz unsicherer Wirtschaftsprognosen deutlich mehr Lehrstellen gemeldet als voriges Jahr. Sie investieren auch unter schwierigen Rahmenbedingungen intensiv in die Ausbildung, um dem Arbeitskräftemangel zu begegnen – auch im Hinblick auf die demographische Entwicklung.“ Gleichzeitig stelle die Besetzung der Ausbildungsplätze eine immer größere Herausforderung dar, weil die Zahl der gemeldeten Bewerber erneut gesunken sei.

Die gesunkenen Bewerberzahlen führt Kemper auf weniger Schulabgänger und ein verändertes Bildungsverhalten zurück, er sieht aber auch noch Auswirkungen der Pandemie. „Unsere Berufsorientierung und -beratung beginnt nicht erst in den Abschlussjahrgängen der Schule, sondern bereits in den Vor-Abschlussklassen. Wegen der Corona-bedingten Einschränkungen kam es dabei zum Teil zu zeitlichen Verzögerungen.“

Ende September gab es mehr unbesetzte Ausbildungsplätze und mehr unversorgte Bewerber als im vorigen Jahr. „Angebot und Nachfrage passen aus verschiedenen Gründen nie hundertprozentig zusammen“, so Kemper. Er appellierte an die Schulabgänger, die noch auf der Suche seien, sich intensiv mit einer dualen Ausbildung auseinanderzusetzen. „Jeder junge Mensch kann sich an die Berufsberatung der Arbeitsagentur wenden, um sich über Chancen und Perspektiven einer Ausbildung zu informieren. Die Fachleute wissen auch, wo noch Ausbildungsplätze frei sind und ggf. ein kurzfristiger Einstieg möglich ist.“

Kontakt zur Berufsberatung über die Hotline 05631/957-158 oder per Mail an Korbach.berufsberatung@arbeitsagentur.de.

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TOP 5 der Berufe

Die beliebtesten Berufe bei den Bewerberinnen und Bewerbern in Waldeck-Frankenberg waren im Berichtsjahr

  • Verkäufer/in
  • Kaufmann/-frau Büromanagement
  • Kfz-Mechatroniker - Pkw-Technik
  • Medizinische Fachangestellte.
  • Kaufmann/-frau im Einzelhandel

Bei den gemeldeten Ausbildungsstellen bildeten die Spitzengruppe

  • Kaufmann/-frau im Einzelhandel
  • Verkäufer/in
  • Kaufmann/-frau – Büromanagement
  • Industriekaufmann/-frau
  • Industriemechaniker/in

  

IHK-Servicezentrum Waldeck-Frankenberg

Zum Stichtag 30. September 2022 hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg für den Landkreis Waldeck-Frankenberg 678 neu eingetragene Berufsausbildungsverträge registriert. Im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich damit ein Plus von 11,7 Prozent, was 71 zusätzlichen Verträgen entspricht. 

Die Zahl der eingetragenen kaufmännischen Ausbildungsverträge nahm um 37 Verträge zu und stieg auf insgesamt 397 Ausbildungsverträge (2021: 360). Im technischen-gewerblichen Bereich verzeichnet der Landkreis Waldeck-Frankenberg einen Zuwachs von 34 Verträgen: Bis zum Stichtag wurden 281 Verträge eingetragen (Vorjahr: 247).

Zuwächse gibt es nahezu in fast allen Branchen der IHK im Landkreis Waldeck-Frankenberg. Sehr positiv hat sich der Ausbildungsmarkt im Hotel- und Gaststättengewerbe entwickelt: Hier ist bei den Ausbildungsverträgen ein Plus von ca. 16 Prozent zu verzeichnen. 

Trotz einer nie dagewesenen Fülle an berufsspezifischen Informationen, gibt es nach wie vor viele Ausbildungsberufe, für die es trotz bester Berufsperspektiven keine oder kaum Nachfrage gibt. Die IHK Kassel-Marburg stellt sich dieser Problematik mit Seminaren, Veranstaltungen, Kooperationen, neuen Formaten auf Social Media und ihrem umfassenden Bildungsberatungsangebot entgegen.

„Die duale Berufsausbildung ist seit Jahrzehnten eine ausgezeichnete Basis für die Berufskarriere – dies wird sich auch in Zukunft nicht ändern“, betont Enrico Gaede, Teamleiter Bildungsberater bei der IHK. „Im Gegenteil: Die Karrierechancen mit einer dualen Ausbildung sind heute besser denn je.“ Umso mehr gelte es jetzt, die vielfältigen Aufstiegsmöglichkeiten über das duale System den Absolventen der allgemeinbildenden Schulen zu verdeutlichen – auch als konkurrenzfähige Alternative zum Studium. Gaede: „Wir freuen uns, dass im Landkreis Waldeck-Frankenberg 678 Jugendliche in eine tolle Zukunft gestartet sind und wünschen allen Berufsstartern viel Erfolg und Spaß.“

Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg

Kontaktverbote, abgesagte Ausbildungsmessen, gestrichene Schulpraktika und fehlende persönliche Berufsberatung sowie die Klima-, Energie- und Rohstoffkrise – die Auswirkungen auf den Ausbildungsmarkt sind vielfältig und die Ausbildungszahl im Waldeck-Frankenberger Handwerk ist zum Stichtag 30. September 2022 gegenüber dem Vorjahr um 9 Verträge (entspricht 2,5 Prozent) gesunken auf 355.

Dieser Trend spiegelt die Entwicklung der Ausbildungszahlen im gesamten Kammerbezirk Kassel wider. Auch hier ist ein Minus von 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu beklagen. „Damit sind nach dem jetzigen Stand unsere Bemühungen, die Zahlen des Vorjahres zu halten, leider nicht ganz aufgegangen“, so Hauptgeschäftsführer Gerhard Brühl von der Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg. Wie hoch zum Jahreswechsel konkret die Zahl ausfallen wird, hängt entscheidend davon ab, wie offene Stellen nachbesetzt und wie viele Ausbildungsabbrüche vermieden werden können.

Positiv hingegen bewertet Gerhard Brühl das Interesse an den Berufsinformations-Formaten wie der Probierwerkstatt, besuchten Ausbildungsmessen, dem Jobday in Korbach, der Ausbildungsbörse Nordwaldeck, Tag der Ausbildung und dem Digitaltag, auch wenn sich dies noch nicht in der Zahl der Ausbildungsverträge niedergeschlagen hat.

„Fest steht, dass das Handwerk wie kaum eine andere Branche krisenfeste, zukunftssichere und attraktive Jobs bietet. So hat es sich insbesondere in der Pandemiezeit gezeigt, dass unsere Handwerksberufe einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung der dringend benötigten zentralen Infrastruktur leisten.“ Ohne die handwerklichen Ausbildungsberufe wäre der Kauf von Brillen und Hörgeräten, die Reparatur von Autos, der Gang zum Bäcker oder Fleischer, die Aufrechterhaltung von Kühlsystemen und Klimaanlagen, Notfalleinsätze im Sanitärbereich, der Weiterbau von Wohnungen und digitaler Infrastruktur und vieles mehr nicht möglich gewesen.

Die duale Ausbildung biete jungen Menschen gerade in diesen ungewissen und bewegten Zeiten zukunftssichere und anspruchsvolle Berufe mit hervorragenden Fortbildungs- und Karrieremöglichkeiten, betont Brühl. „Die Ausbildungsbereitschaft unserer Betriebe ist weiterhin hoch. Es mangelt an ausbildungsfähigen und ausbildungswilligen Bewerbern.“

Bei der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Kassel sind noch über 275 unbesetzte Ausbildungsplätze sowie 450 freie Praktikumsstellen in Nord-, Ost-, und Mittelhessen eingestellt. Das Angebot umfasst die Berufe: Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Bäcker, Dachdecker, Elektroniker, Fahrzeuglackierer, Friseur, Fleischer, Hörakustiker, Maler und Lackierer, Kraftfahrzeugmechatroniker, Metallbauer, Fachverkäuferin im Nahrungsmittelhandwerk, Tischler und Zimmerer.

Alle Jugendlichen, die eine Karriere im Handwerk anstreben, sollen diese Möglichkeit auch bekommen. Brühl: „Wir geben niemanden verloren – keinen Jugendlichen und erst recht keine Generation. Schon im eigenen Interesse. Wir brauchen den Nachwuchs. Wir brauchen die Fachkräfte von morgen mehr denn je.“

Informationen zu den Ausbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten im Handwerk sind auf www.handwerk.de zusammengestellt. Zudem bietet die Plattform www.komminsteamhandwerk.de einen Begegnungsraum für Interessierte und Unternehmen. Die Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg in Korbach steht Jugendlichen und Eltern unter der Telefonnummer 05631/9535 100 zur Ausbildungsberatung zur Verfügung.