Halbzeitkonferenz zum Ausbildungsjahr: Wichtigste Aufgabe, Kontakte herstellen

Der Ausbildungsmarkt am Mittleren Niederrhein bietet in diesem Jahr wieder reichhaltige Chancen, sowohl auf der Bewerberseite als auf der Stellenseite. Wie sich die Situation im Detail darstellt, wo die Perspektiven am besten sind und wie Arbeitgeber und Ausbildungsinteressierte bis zum Sommer noch zusammenfinden können, war Thema einer Halbzeitkonferenz zum Ausbildungsjahr 2022/2023.

31.03.2023 | Presseinfo Nr. 23

Die Agenturen für Arbeit Krefeld und Mönchengladbach, die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein sowie die Kreishandwerkerschaften Mönchengladbach und Niederrhein Krefeld-Viersen-Neuss stellten am Freitag, 31. März 2023, in einer gemeinsamen Pressekonferenz ihre Halbzeitbilanz zum aktuellen Ausbildungsjahr vor. Insbesondere gingen sie auf die vielfältigen Angebote ein, bei denen Jugendliche und junge Erwachsene die Chancen am Ausbildungsmarkt in Krefeld, Mönchengladbach, im Rhein-Kreis Neuss und Kreis Viersen kennenlernen können. Gastgeberin der Halbzeitkonferenz zum Ausbildungsjahr 2022/2023 war die Effertz Tore GmbH in Mönchengladbach, ein in der Ausbildung engagiertes Unternehmen.

Rainer Imkamp, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Mönchengladbach: „Die Bereitschaft und der Bedarf der Arbeitgeber in Mönchengladbach und im Rhein-Kreis Neuss, junge Menschen zu Fachkräften auszubilden, ist weiterhin groß. Am 1. Oktober 2022 startete das Ausbildungsjahr, und seither sind der Agentur für Arbeit Mönchengladbach 2.812 Ausbildungsstellen gemeldet worden, von denen noch 1.973 besetzt werden können. Im selben Zeitraum meldeten sich auch 3.338 Ausbildungsinteressierte bei der Arbeitsagentur, von denen 1.964 noch unversorgt sind. Insofern gibt es in den nächsten Wochen und Monaten noch viel zu tun, um Arbeitgeber und Ausbildungsinteressierte miteinander in Kontakt zu bringen. Deshalb werden in diesem Frühjahr alle Schülerinnen und Schüler, die bisher keine gesicherte Anschlussperspektive haben, an ihren Schulen noch einmal von unserer Berufsberatung gezielt zu Gesprächen eingeladen. Außerdem bieten wir am 6. April 2023 ab 10 Uhr eine einstündige Eltern-Information in der Agentur für Arbeit an der Marienstraße 42 in Neuss an sowie am 26. April ab 13 Uhr und ab 17 Uhr. Herzlich eingeladen sind Eltern, deren Kinder im Sommer die Schule verlassen und die noch keine gesicherte Perspektive haben. Anmeldung erfolgt per E-Mail an Neuss.Berufsberatung@ arbeitsagentur.de. Für den 13. April wird zudem eine gemeinsame Vermittlungsaktion mit den Partnern der ,Passgenauen Besetzung‘ in den Agenturräumen an der Marienstraße 24 in Neuss organisiert. Ziel von Industrie- und Handelskammer, Kreishandwerkerschaft und Agentur für Arbeit ist es, darüber möglichst viele Schülerinnen und Schüler mit einer Ausbildungsstelle zu versorgen. Wer dabei sein möchte, kann sich per E-Mail an Neuss.Berufsberatung@arbeitsagentur.de anmelden. Darüber hinaus geht die Berufsberatung neue Wege und bietet unterschiedliche Aktionen für den Endspurt der Ausbildungsplatzsuche an. Dazu gehören am 27. April ein Azubi-Speed-Dating mit fünf Arbeitgebern aus der Logistik-Branche in der Arbeitsagentur an der Marienstraße 24 in Neuss, und das 2022 gestartete Pilotprojekt ,Wanderung zum Berufseinstieg‘ soll in diesem Jahr ausgedehnt werden.

Dr. Sarah Borgloh, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Krefeld: „Die Entwicklung der letzten Jahre hin zum Bewerbermarkt setzt sich auch in den Daten bis März im Agenturbezirk Krefeld/Kreis Viersen weiter fort. Bei einer Relation von 127 Ausbildungsstellen auf 100 Bewerber ist das Niveau des Vorjahres bestätigt worden (März 2022: 128 zu 100). Bis März wurden für den Agenturbezirk Krefeld/Kreis Viersen 2.680 Ausbildungsstellen gemeldet (März 2022: 2.845) und 2.103 Jugendliche suchten eine Ausbildungsstelle (März 2022: 2.219). Der aktuelle und langfristige Fachkräftebedarf spiegelt sich auch auf dem Ausbildungsmarkt wider. Hier ist inzwischen von einem klaren Bewerbermarkt, also einem Stellenüberhang, zu sprechen. Da überwiegend Fachkräfte gesucht werden, wird deutlich, wie wichtig das Thema Ausbildung ist. Die beste Möglichkeit der Fachkräftesicherung ist, dass ein Betrieb selber ausbildet. Auf der anderen Seite wollen wir auch in Richtung der Jugendlichen weiter und verstärkt für die Möglichkeiten und Vorteile der dualen Ausbildung werben. Diese Beratung der Jugendlichen passiert nicht nur am Beratungsort Schule, sondern auch über eine gezielte Ansprache der Eltern. Darüber hinaus gilt es, die Jugendlichen verstärkt dort abzuholen, wo sie sind, wie zum Beispiel Jugendtreffs oder Sportvereine oder auch über digitale Angebote. Die Unternehmen bitten wir, freie oder zusätzliche Ausbildungsstellen dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit zu melden. Nur so kann die ganze Bandbreite der angebotenen Ausbildungsberufe sichtbar werden.“

Zu erreichen ist der gemeinsame Arbeitgeber-Service für Krefeld und den Kreis Viersen über die gebührenfreie Hotline 0800 4555520 oder per E-Mail an Krefeld.Arbeitgeber-Ausbildung@arbeitsagentur.de. Gebündelte Informationen gibt es auch im Internet: www.arbeitsagentur.de/vor-ort/krefeld/unternehmen/ags-ausbildung.

Daniela Perner, Geschäftsführerin Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein: „Immer mehr Betriebe haben Probleme, ihre freien Ausbildungsstellen zu besetzen – ein Trend, der sich durch alle Branchen zieht. In unserer IHK-Lehrstellenbörse sind rund um Mönchengladbach mehr als 950 Ausbildungsplatzangebote für Schülerinnen und Schüler zu finden, so viele wie noch nie. Umso wichtiger ist es, die Jugendlichen umfassend zu informieren. Dabei werden wir auf bewährte Aktionen zurückgreifen, die wir etwas ,modifiziert‘ haben. Bei der ,CHECK IN Berufswelt‘ bekommen Schülerinnen und Schüler im Mai Einblicke ins Berufsleben und können Praxistage in Unternehmen buchen. In Mönchengladbach findet die Aktion am 15. Mai auf dem Gelände des Sportvereins 1848, in der Agentur für Arbeit und bei verschiedenen Unternehmen statt (In Krefeld findet Check-In am 24. Mai statt). Und vom 12. bis zum 15. Juni laden wir zu einer ,Azubi-Speed-Dating Week‘ ein, die in Mönchengladbach, Krefeld und Neuss stattfindet. Nach unserer gelungenen Premiere in einem Beachclub im vergangenen Jahr werden wir die Veranstaltungen wieder an außergewöhnlichen Locations anbieten. In Mönchengladbach laden wir für den 15. Juni etwa in den Trampolinpark Hi-Fly ein. Mit dem Termin kurz vor den Sommerferien tragen wir der Tatsache Rechnung, dass sich viele Schülerinnen und Schüler erst nach bestandenen Prüfungen mit ihren weiteren Zukunftszielen beschäftigen – das spiegeln uns auch die Rückmeldungen von Schulen wider. Die Chancen für junge Menschen auf einen Ausbildungsplatz mit Zukunft waren noch nie so gut wie heute.“

Weitere Infos der IHK Mittlerer Niederrhein online: IHK-Lehrstellenbörse
www.ihk-lehrstellenboerse.de, CHECK IN Berufswelt www.checkin-berufswelt.net, Azubi-Speed-Dating www.mittlerer-niederrhein.ihk.de

Stefan Bresser, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Mönchengladbach: „Die Zahl der bei der Kreishandwerkerschaft Mönchengladbach neu eingetragenen Ausbildungsverträge lag zum Beginn des vergangenen Ausbildungsjahres 2022 mit 436 Verträgen oberhalb des Vorjahresniveaus (423 Ausbildungsverträge). Die derzeitigen Ausbildungszahlen, die allenfalls als Trend verstanden werden können, werden wahrscheinlich dem Ausbildungsjahr 2022 entsprechen. Rückblickend kann man festhalten, dass die vergangenen drei Jahre den Ausbildungsmarkt im Mönchengladbacher Handwerk maßgeblich nachteilig beeinflusst haben. Auch wenn das Angebot an Ausbildungsstellen 2022 gestiegen ist, ist es immer herausfordernder, offene Plätze zu besetzen. Besorgnis-erregend ist, dass sich immer weniger junge Menschen für die duale Berufsausbildung interessieren. Deren Gewinnung bleibt damit eine der zentralen Herausforderungen zur Sicherung des künftigen Fachkräftebedarfs. Erforderlich sind erfolgswirksame Impulse mit Lenkungswirkung, die das Interesse junger Menschen erhöhen. Genauso wichtig ist zu klären, wie ausbildungsinteressierte Jugendliche unter Berücksichtigung ihrer Berufs-wünsche erfolgreich bei der Suche nach Ausbildungsplätzen unterstützt werden können. Ausbildungsangebote und -nachfrage müssen besser zusammengebracht werden. Vor diesem Hintergrund werden dieses Jahr wieder vermehrt Berufsorientierungsmaßnahmen angeboten. Dies hat sich in der Vergangenheit positiv auf den Ausbildungsmarkt ausgewirkt. Trotz schwieriger Bedingungen haben die Unternehmen im Handwerk weiter ausgebildet. Angesichts der demografischen Entwicklung und dem bestehenden Fachkräftemangel hat die Nachwuchsförderung für sie höchste Priorität. Das Engagement der Kammern, Kreishandwerkerschaften und schlussendlich der handwerklichen Betriebe ist erforderlich, um den künftigen Fachkräftebedarf zu sichern. Daher rufen die Partner der ,Allianz für Aus- und Weiterbildung‘ den ,Sommer der Berufsausbildung‘ aus, um auch das Vertrauen in die Berufsbildung zu stärken. 2023 werden unterschiedliche Aktionen und Events geplant, die Lust auf Ausbildung machen und Jugendlichen helfen, einen passen-den Ausbildungsplatz zu finden. Eine berufliche Ausbildung eröffnet eine Perspektive, die nachhaltig und erfüllend, im Handwerk darüber hinaus auch klimaschützend ist. Insbesondere Handwerksberufe leisten einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung der dringend benötigten zentralen Infrastruktur. Die duale Ausbildung bietet jungen Menschen gerade in diesen bewegten Zeiten zukunftssichere und anspruchsvolle Berufe mit hervorragenden Fortbildungs- und Karrieremöglichkeiten.“

Informationen zu den Ausbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten im Handwerk finden Interessierte auf den Homepages der Kreishandwerkerschaft Mönchengladbach, der Handwerkskammer Düsseldorf sowie auf www.handwerk.de.

Thomas Gütgens, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Niederrhein Krefeld-Viersen-Neuss: Die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverträge im Bereich der Kreishandwerkerschaft Krefeld-Kreis Viersen und Rhein-Kreis Neuss im Jahr 2022 haben sich um 6,4 Prozent auf 1.729 gesteigert. Es freut mich besonders, in einem Markt mit sinkenden Zahlen an Jugendlichen einen deutlichen Zuwachs an besetzten Ausbildungsstellen zu verzeichnen. Den größten Zuwachs konnten wir im Bereich Bau- und Ausbaugewerbe mit einem Plus von 11,82 Prozent, im Elektro- und Metallhandwerk mit plus 8,9 Prozent und in der Gesundheits- und Körperpflege sowie im Reinigungshandwerk mit plus 10 Prozent verzeichnen. Gerade innovative und zukunftsorientierte Berufe, mit denen auch der Klimawandel bewältigt werden soll, haben regen Zulauf. Rückläufig sind die kaufmännischen Ausbildungsberufe mit einem Minus von 13 Prozent. Dieser Trend hat sich in den vergangenen Jahren verstetigt. Hierunter fallen die Fachverkäuferinnen und Fachverkäufer im Bäcker-/Fleischer- und Konditorenhandwerk. Diesem Trend versuchen wir durch Quereinsteigende in den Betrieben entgegenzutreten. Auf die Jugendlichen gehen wir mit verschiedenen Maßnahmenpaketen zu.  Ob mit unserer neuen Plattform ,Azubis Wanted‘, auf der sich Interessierte nach freien Stellen umschauen, oder auf Messen nehmen wir Kontakt mit einer im Arbeitnehmermarkt befindlichen Zielgruppe auf. Mit Betriebspraktika können Arbeitsplatzprofile hautnah erlebt werden. Die vielen Gespräche mit der Politik auf Landes- und Bundesebene sollen dazu beitragen, dass wir eine Gleichbehandlung von Fachkräften und Akademikern hinbekommen. Ich denke wir sind auf einem guten Weg.“

„Azubis wanted – Dein lokales Ausbildungsportal fürs Handwerk am Niederrhein – Krefeld, Viersen und Neuss“ ist im Internet zu finden unter www.azubis-wanted.de.

Dr.-Ing. Claus Schwenzer, Geschäftsführer der Effertz Tore GmbH: „Trotz guter Kontakte zu Schulen, zur Kreishandwerkerschaft und zur Industrie- und Handelskammer sowie der Teilnahme an Berufsinformationsveranstaltungen wie der ,CHECK IN Berufswelt‘ am 15. Mai 2023 und der Gewährung vieler Praktikumsmöglichkeiten spüren auch wir einen deutlichen Rückgang der Bewerberzahlen. Dennoch konnten und können wir alle Ausbildungsplätze besetzen, auch deshalb, weil wir regelmäßig jungen Menschen mit einer nicht so glatten Biografie und schlechten Schulnoten eine Chance geben. Wir werden sehr oft überrascht, welches Potenzial in ihnen steckt, wenn sie – vielleicht erstmals in ihrem Leben – wohlwollende Förderung und Anerkennung erhalten. Hier steckt für die Bewältigung des Fachkräftemangels großes Potenzial, weil heute noch zu viele Menschen ohne schulischen und/oder beruflichen Abschluss bleiben, die als qualifizierte Fachkräfte für die Wirtschaft ausfallen. Wenn diese jungen Menschen wissen, was sie wollen, und das dann auch umsetzen wollen, sollten wir ihnen unbedingt eine Chance geben. Wollen ist hier wesentlich wichtiger als Können!“

Die Effertz Tore GmbH ist spezialisiert auf Tore für den Rauchschutz, Brandschutz, Hochwasserschutz, Schallschutz und weitere Sonderanfertigungen. Effertz hat ein Dutzend Auszubildende in sechs Berufen. Im Internet ist das Mönchengladbacher Traditionsunternehmen unter www.effertz.de zu finden.