Dringend gesucht: Die Fachkräfte von morgen

Ausbildungsbilanz 2021/22 der Agentur für Arbeit Landau: - Mehr als 350 Ausbildungsplätze sind unbesetzt - Ausbildungsstart im Herbst noch möglich

02.11.2022 | Presseinfo Nr. 49

Das Ausbildungsjahr 2021/2022 ist statistisch beendet. Jetzt wird Bilanz gezogen – auch in der Agentur für Arbeit Landau und den Jobcentern, deren Bezirke die kreisfreien Städte Landau und Neustadt sowie die Landkreise Bad Dürkheim, Germersheim und Südliche Weinstraße umfassen.
Am Ausbildungsmarkt hat sich das Blatt vollends gewendet: Die Zeiten, in denen junge Menschen zig Bewerbungen schreiben mussten, um eine Ausbildungsstelle zu ergattern, sind vorbei. Längst sind es die Arbeitgeber, die sich um die Fachkräfte der Zukunft bemühen müssen. Manche Betriebe finden keine Auszubildenden, Leerstellen bleiben unbesetzt. Die aktuelle Ausbildungsbilanz spiegelt diese Entwicklung deutlich.

Regionale Arbeitgeber legen weiterhin großen Wert darauf, die eigene Fachkraft auszubilden. Das ist die erfreuliche Bilanz des aktuellen Ausbildungsjahres, das den Zeitraum Oktober 2021 bis September 2022 umfasst. Arbeitgeber haben der Arbeitsagentur Landau 2.683 Lehrstellen gemeldet, 263 und damit 10,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Von diesen sind noch 355 unbesetzt, 11 mehr als im vergangenen Jahr.

„Viele Arbeitgeber haben an ihrem vorhandenen Ausbildungsangebot festgehalten und sich auch von den anhaltenden Nachwehen der Corona-Pandemie nicht von ihrem Weg, den eigenen Nachwuchs auszubilden, abbringen lassen. Der Fachkräftemangel wird auch auf dem Ausbildungsmarkt spürbar, denn auch hier haben wir mittlerweile einen Bewerber- und keinen Arbeitgebermarkt mehr“, erklärt Christine Groß-Herick, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Landau, und ergänzt: „Wer noch auf der Suche nach einer Lehrstelle ist, hat jetzt noch die besten Chancen, denn auch ein Start im November oder Dezember ist immer noch möglich.“ 

Im aktuell zu Ende gegangenen Berichtsjahr haben sich insgesamt 2.442 Jugendlichen bei der Berufsberatung ausbildungsplatzsuchend gemeldet und die eine individuelle Berufsberatung in Anspruch genommen. Im Verglich zum Vorjahr war dies ein leichter Rückgang um 43 Personen bzw. 1,7 Prozent.
Von den 2.442 Bewerberinnen und Bewerber wurde 970 bis zum Beginn der Ausbildung von den Berufsberaterinnen und Berufsberatern begleitet. Weitere 1.073 Jugendliche haben die Berufsberatung in Anspruch genommen und sich Impulse für die Berufsorientierung und eigenständige Planung ihres Berufseinstiegs geholt. 286 Personen haben statt einer Ausbildung eine andere Alternative gewählt - etwa einen Freiwilligendienst - oder sie werden mit der Teilnahme an einer Berufsvorbereitung oder Einstiegsqualifizierung durch die Arbeitsagentur oder die Jobcenter gezielt gefördert.
Ende September waren noch 113 junge Menschen auf der Suche nach dem für sie richtigen Berufsweg, das sind 5 mehr als im letzten Jahr.

„Neben digitalen Informationsangeboten mit der Videoberatung konnte unsere Berufsberatung in diesem Jahr wieder verstärkt an den Schulen die stark nachgefragten Schulsprechstunden anbieten. Wir haben festgestellt, dass in diesem Jahr wieder mehr Schülerinnen und Schüler direkt nach ihrer Schulzeit in eine Berufsausbildung gewechselt sind. Das war in den beiden Vorjahren nicht der Fall“, erklärt Groß-Herick. Mit dazu beigetragen haben auch die beruflichen Praktika, die in diesem Jahr wieder möglich waren sowie die Ausbildungsmesse der Agentur für Arbeit und zahlreiche lokale Messen an Schulen in der Region. So konnten unsere Kolleginnen und Kollegen mit den jungen Menschen auch wieder im persönlichen Kontakt Pläne für deren Zukunft schmieden. Unverändert stehen wir im regen Austausch mit den Arbeitgebern der Region, die immer mehr von ihren Anforderungsprofilen abweichen und auch vermeintlich schwächeren Bewerbern eine Chance geben. Wir bieten dabei zahlreiche Unterstützungsmöglichkeiten sowohl für Azubis als auch für die Betriebe an“, so Groß-Herick weiter.

Wer nach dem Schulabschluss eine längere Lücke im Lebenslauf vermeiden möchte, sollte sich frühzeitig bei der Berufsberatung melden. „In Gesprächen können Stärken und Interessen erkundet und berufliche Möglichkeiten aufgezeigt werden, an die man vielleicht noch gar nicht gedacht hat“, rät Groß-Herick Jugendlichen, einen Termin bei der Berufsberatung zu vereinbaren. Dies kann unter der kostenlosen Serviceho-tline 0800 4 5555 00 oder per E-Mail an Landau.Berufsberatung@arbeitsagentur.de erfolgen.

Für die Handwerkskammer der Pfalz (HWK) und die Industrie- und Handelskammer für die Pfalz (IHK), mit denen die Agentur für Arbeit eng zusammenarbeitet, war dieses Ausbildungsjahr ebenfalls noch geprägt von den Auswirkungen der Corona-Krise, was die Bilanzen für die jeweiligen Kammerbezirke deutlich machen:

Bilanz der Handwerkskammer der Pfalz
Bis zum 30. September 2022 wurden im pfälzischen Handwerk 2.246 neu eingetragene Lehrverhältnisse registriert. Im Vergleich zum Vorjahr (2.266) entspricht dies einem geringen Rückgang von 0,88 Prozent. Auf den Arbeitsagenturbezirk Landau entfallen davon 730 und damit 4 Stellen mehr als im Vorjahr.

Das laufende Ausbildungsjahr ist von den Auswirkungen des Ukrainekrieges geprägt. Lieferschwierigkeiten und Materialengpässe, hohe Energiepreise sowie eine steigende Inflationsrate machen den Handwerksbetrieben zu schaffen. Auch ist vielerorts noch immer ein hoher Corona-bedingter Krankheitsstand zu verzeichnen. Die unsichere wirtschaftliche Lage schlägt sich in der Ausbildungsbilanz aller rheinland-pfälzischen Kammerbezirke nieder. Dennoch ist die Ausbildungsleistung der pfälzischen Handwerksbetriebe im Vergleich zum Vorjahr nahezu gleichgeblieben. Grund ist der nach wie vor hohe Bedarf an Nachwuchs- und Fachkräften im Handwerk.

Erfreulicherweise konnten im vergangenen Sommer aufgrund der verbesserten pandemischen Lage wieder mehr Berufsorientierungsmaßnahmen in Präsenzform stattfinden. So fand das Ferienprojekt „Handwerk trifft Forst“ als Teil des umfangreichen Sommerferienprogramms mittlerweile zum dritten Mal statt und wurde in einer neuen Kooperationsvereinbarung zwischen „Landesforsten Rheinland-Pfalz“ und der Handwerkskammer der Pfalz fortgeschrieben und verstetigt.


Bilanz der Industrie- und Handelskammer für die Pfalz (IHK)
Bis Ende September wurden bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) für die Pfalz 4.061 neue Ausbildungsverträge eingetragen. Das entspricht einem Minus von 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. „Dieses Minus lässt sich darauf zurückführen, dass sich keine Bewerber für die vielen gemeldeten Ausbildungsplätze finden“, erläutert Michael Böffel, Leiter der Berufsbildung bei der IHK Pfalz den Rückgang. Er erwartet allerdings, dass die Zahl der Ausbildungsverträge noch weiter steigen wird. „Im vergangenen Jahr haben wir immerhin gut acht Prozent der neuen Verträge erst nach dem 1. Oktober eingetragen.“ Eine Ausbildung können Jugendliche nämlich jederzeit, auch noch im November oder sogar Dezember beginnen. Die IHK Pfalz unterstützt sowohl Betriebe bei der Azubisuche als auch Jugendliche bei der Ausbildungsplatzsuche.
Hinweis: Daten für den Agenturbezirk Landau standen zum Veröffentlichungstermin nicht zur Verfügung.

Entwicklung am Ausbildungsmarkt in den kommunalen Gebietskörperschaften im Bezirk der Agentur für Arbeit Landau:

Stadt Landau
In der Stadt Landau haben sich 267 junge Menschen bei der Berufsberatung gemeldet. Das waren 2 weniger als im Vorjahr. Ende September 2022 hatten 9 Jugendliche noch keinen Ausbildungsvertrag oder ein anderes Angebot, 4 weniger als im Vorjahr.
Dem Arbeitgeber-Service wurden von Oktober 2021 bis September 2022 insgesamt 489 Ausbildungsplätze gemeldet, 76 mehr als im Vorjahr. 43 Ausbildungsstellen blieben bis Ende September unbesetzt, 11 weniger als vor einem Jahr.

Stadt Neustadt
In der Stadt Neustadt haben sich 329 junge Menschen bei der Berufsberatung gemeldet. Das waren 7 weniger als im Vorjahr. Ende September 2022 hatten 10 Jugendliche noch keinen Ausbildungsvertrag oder ein anderes Angebot, 4 mehr als im Vorjahr.
Dem Arbeitgeber-Service wurden von Oktober 2021 bis September 2022 insgesamt 331 Ausbildungsplätze gemeldet,21 mehr als im Vorjahr. 33 Ausbildungsstellen blieben bis Ende September unbesetzt, 2 mehr als vor einem Jahr.

Landkreis Bad Dürkheim
Im Landkreis Bad Dürkheim haben sich 542 junge Menschen bei der Berufsberatung gemeldet. Das waren 31 weniger als im Vorjahr. Ende September 2022 hatten 27 Jugendliche noch keinen Ausbildungsvertrag oder ein anderes Angebot, 1 weniger als im Vorjahr.
Dem Arbeitgeber-Service wurden von Oktober 2021 bis September 2022 insgesamt 530 Ausbildungsplätze gemeldet, 44 mehr als im Vorjahr. 53 Ausbildungsstellen blie-ben bis Ende September unbesetzt, 6 weniger als vor einem Jahr.

Landkreis Germersheim
Im Landkreis Germersheim haben sich 814 junge Menschen bei der Berufsberatung gemeldet. Das waren 44 mehr als im Vorjahr. Ende September 2022 hatten 36 Jugendliche noch keinen Ausbildungsvertrag oder ein anderes Angebot, 1 weniger als im Vorjahr.
Dem Arbeitgeber-Service wurden von Oktober 2021 bis September 2022 insgesamt 577 Ausbildungsplätze gemeldet, 15 mehr als im Vorjahr. 90 Ausbildungsstellen blieben bis Ende September unbesetzt, 19 mehr als vor einem Jahr.

Landkreis Südliche Weinstraße
Im Landkreis Südliche Weinstraße haben sich 490 junge Menschen bei der Berufsberatung gemeldet. Das waren 47 weniger als im Vorjahr. Ende September 2022 hatten 31 Jugendliche noch keinen Ausbildungsvertrag oder ein anderes Angebot, 7 mehr als im Vorjahr.
Dem Arbeitgeber-Service wurden von Oktober 2021 bis September 2022 insgesamt 756 Ausbildungsplätze gemeldet, 107 mehr als im Vorjahr. 126 Ausbildungsstellen blieben bis Ende September unbesetzt, 7 mehr als vor einem Jahr.