Die Agentur für Arbeit hat jetzt für den Landkreis Limburg-Weilburg eine Bilanz für das Ausbildungsjahr 2021/2022 gezogen. „Neben der Corona-Pandemie haben in diesem Jahr auch die weltweiten Krisenszenarien sowie deren wirtschaftlichen Folgen und Prognosen Einfluss auf den Ausbildungsmarkt genommen. Dennoch haben sich viele Jugendliche ihren Ausbildungswunsch erfüllen können“, skizzierte die Vorsitzende der Geschäftsführung, Angelika Berbuir, die Entwicklung des Ausbildungsmarktes von Oktober 2021 bis 30. September 2022.
Zahl der Ausbildungssuchenden in acht Jahren um dreißig Prozent zurückgegangen
Bei den Ausbildungsplatzbewerbern habe der Rückgang in diesem Jahr nochmals gebremst werden können. 1.417 Jugendliche suchten im genannten Zeitraum mit Hilfe der Limburger Arbeitsagentur einen Ausbildungsplatz. Das waren 73 Jugendliche oder 4,9 Prozent weniger, als ein Jahr zuvor. „Auf den ersten Blick erscheint die Bilanz in unserem Landkreis verglichen mit anderen Regionen recht positiv“, berichtete die Agenturchefin. Betrachte man allerdings die Entwicklung der letzten acht Jahre, stünden den Betrieben im aktuellen Berichtsjahr 605 Ausbildungsplatzbewerber weniger zur Verfügung, als noch im Jahr 2014. Der Bewerberrückgang betrage somit 29,9 Prozent. Eine wesentliche Ursache für den kontinuierlichen Rückgang sei neben dem demografischen Wandel auch das geänderte Bildungsverhalten der jungen Leute, die vermehrt das Abitur anstreben. Dabei erlange man in Hessen auch mit einer abgeschlossenen Ausbildung für viele Studienfächer die Studienberechtigung und könne dann später neben dem abgeschlossenen Studium auch eine Berufsausbildung vorweisen, gab die Leiterin der Arbeitsagentur zu bedenken. Zudem garantiere ein akademischer Abschluss nicht per se bessere Karrierechancen und höhere Einkünfte, wie dieser Tage eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) belegt habe.
Entgegen dem Trend nahm in diesem Jahr auch das Angebot an Lehrstellen ab. Maßgeblich hierfür waren nach Angaben der Arbeitsagentur neben den zunächst noch coronabedingten Einschränkungen zu Beginn des Berichtsjahres die zunehmenden weltwirtschaftlichen Krisenszenarien und die damit einhergehenden negativen Wirtschaftsprognosen. 1.044 Ausbildungsstellen meldeten die heimischen Betriebe und Verwaltungen der Arbeitsagentur zur Besetzung, hinzu kamen weitere 59 außerbetriebliche Ausbildungsplätze, die Arbeitsagentur und Jobcenter zur Verfügung stellten. Dies waren zusammengenommen 99 Ausbildungskapazitäten weniger als im Ausbildungsjahr zuvor (-8,2 Prozent).
628 Jugendliche schließen einen Ausbildungsvertrag
Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen seien in diesem Berichtsjahr mit Hilfe der Arbeitsagentur 628 Ausbildungsverhältnisse abgeschlossen worden, sagte Berbuir. Das waren 30 mehr als im letzten Ausbildungsjahr (+5,0 Prozent). Dass trotz sinkender Bewerber- und Lehrstellenzahlen dennoch mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen werden konnten, liegt nach Angaben der Agenturchefin zum einen an den im Laufe des Jahres gelockerten Corona-Beschränkungen, die wieder mehr Praktika zuließen. Zum anderen würden die Unternehmen wegen des zunehmenden Fachkräftemangels enormen Druck verspüren und entsprechend handeln. „Die Betriebe verhalten sich angesichts der veränderten Vorzeichen zunehmend flexibler, wenn es um die Nachwuchsgewinnung geht. Immer mehr Arbeitgeber geben heute Jugendlichen eine Chance, die noch vor wenigen Jahren am Ausbildungsmarkt gescheitert wären“, so die Leiterin der Arbeitsagentur weiter. Für solche ‚Bewerber aus der zweiten Reihe‘ gebe es in Form der Assistierten Ausbildung flexible Unterstützung seitens der Arbeitsagentur und des Jobcenters. Auf Platz 1 der Wunschberufe der Jugendlichen aus dem Kreisgebiet stand in diesem Jahr die/der Verkäufer/in, gefolgt von Kaufleuten-Büromanagement, Kfz.-Mechatroniker/innen und Kaufleuten im Einzelhandel.
Zum Berichtsjahresende gab es noch 90 freie Lehrstellen
147 Ausbildungsplatzsuchende entschieden sich in diesem Jahr mangels Ausbildungsvertrages für eine Alternative, wie beispielsweise eine weiterführende Schule, ein Studium, einen sozialen Dienst oder eine Fördermaßnahme. 578 Bewerber meldeten sich im laufenden Jahr bei der Berufsberatung ab, ohne Gründe dafür mitzuteilen. 64 Ausbildungssuchende blieben zum Stichtag Ende September unversorgt. Dem standen zum Berichtsjahresende 90 unbesetzte gegenüber, die meisten davon als Fachverkäufer/in im Lebensmittelhandwerk-Bäckerei (19). Unbesetzte Ausbildungsplätze in nennenswertem Umfang gab es auch für Dachdecker/innen; Straßenbauer/innen, Maler- und Lackierer/innen sowie Verkäufer/innen. Die Agenturchefin ist zuversichtlich, dass ein Großteil der offenen Stellen und unversorgten Bewerber noch zusammengeführt werden können. Die Berater und Vermittler hätten noch gute Argumente und wirksame Förderinstrumente, um für einen weiteren Ausgleich zu sorgen.