Ausbildungsmarkt im Lahn-Dill-Kreis: Mehr Lehrstellen, mehr Bewerber, mehr Ausbildungsverträge

• Arbeitsagentur bilanziert Ausbildungsmarkt 2021/2022 • Bewerberschwund in diesem Jahr gestoppt • Betriebe investieren trotz weltweiter Krisen in Ausbildung

02.11.2022 | Presseinfo Nr. 143

Die Agentur für Arbeit Limburg-Wetzlar hat jetzt für den Lahn-Dill-Kreis eine Bilanz für das Ausbildungsjahr 2021/2022 gezogen. „Trotz ungünstiger Wirtschaftsprognosen verzeichnete der Lahn-Dill-Kreis im vierten Jahr in Folge mehr gemeldete Ausbildungsstellen, als Bewerber“, berichtete die Vorsitzende der Geschäftsführung, Angelika Berbuir bei der Veröffentlichung der Ausbildungsmarktzahlen. Zudem habe man in diesem Jahr den Bewerberschwund stoppen können. Von einer Trendwende wolle man aber in diesem Zusammenhang nicht sprechen, heißt es bei der Arbeitsagentur.

Zahl der Ausbildungssuchenden hat sich in acht Jahren annähernd halbiert

1.414 Jugendliche suchten von Oktober 2021 bis September 2022 mit Hilfe der Arbeitsagentur und des Jobcenters einen Ausbildungsplatz. Das waren 36 Jugendliche oder 2,6 Prozent mehr, als ein Jahr zuvor. Damit habe man die stetig sinkenden Bewerberzahlen zumindest stoppen können. Betrachte man allerdings die Entwicklung der letzten sieben Jahre, stünden den Betrieben im aktuellen Berichtsjahr 1.236 Ausbildungsplatzbewerber weniger zur Verfügung, als 2014. Der Bewerberrückgang betrage 46,6 Prozent. Eine wesentliche Ursache für den bis dato kontinuierlichen Rückgang sei neben dem demografischen Wandel auch das geänderte Bildungsverhalten der jungen Leute, die vermehrt das Abitur und Studium anstreben. Dabei erlange man in Hessen auch mit einer abgeschlossenen Ausbildung für viele Studienfächer die Studienberechtigung und könne dann später neben dem abgeschlossenen Studium auch eine Berufsausbildung vorweisen, gab Berbuir zu bedenken. Zudem garantiere ein akademischer Abschluss nicht per se bessere Karrierechancen und höhere Einkünfte, wie dieser Tage eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) belegt habe.

Noch besser sehe in diesem Jahr die Situation auf der Angebotsseite aus. 1.852 Ausbildungsstellen meldeten die heimischen Betriebe und Verwaltungen der Arbeitsagentur zur Besetzung. Hinzu kamen weitere 55 außerbetriebliche Ausbildungsplätze, welche die Arbeitsagentur zur Verfügung stellte. Dies waren insgesamt 157 Ausbildungskapazitäten mehr als im Ausbildungsjahr zuvor (+9,0 Prozent). „Die heimischen Unternehmen haben sich trotz aller Kassandrarufe erneut sehr stark in der Ausbildung engagiert. Der Fachkräftemangel ist in den Betrieben präsent und -im Gegensatz zu den aktuellen weltwirtschaftlichen Verwerfungen- durch eigenes Zutun beeinflussbar“, sagte Berbuir weiter.

656 Jugendliche schließen einen Ausbildungsvertrag

In diesem Ausbildungsjahr konnten 656 bei Arbeitsagentur und Jobcenter gemeldete Jugendliche Ausbildungsverträge schließen. Dies waren 82 mehr als 2021 (+14,3 Prozent). 69 dieser Ausbildungsverträge wurden staatlicherseits gefördert.

Sebastian Kleist, Vorstand des Kommunalen Jobcenters Lahn-Dill ist erleichtert, dass nach schwierigen Jahren während der Corona Pandemie wieder mehr Jugendliche den Weg zur Agentur für Arbeit und zum Kommunalen Jobcenter gefunden haben, um sich bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz professionelle Unterstützung zu holen. „Die Zahl der gesteigerten Ausbildungsverträge bestätigt dies und zeigt die individuelle Unterstützung von Ausbildungssuchenden durch die beiden Behörden“, so Kleist. „Auch dass die Betriebe trotz seit zwei Jahren anhaltender Herausforderungen weiter auf den Faktor Fachkräftesicherung durch Ausbildung setzen, ist ein starkes Signal für den heimischen Arbeitsmarkt. Im Lahn-Dill Kreis stellen die Betriebe ausreichend Ausbildungsplätze zur Verfügung, auch während anhaltend schwieriger wirtschaftlicher Bedingungen. Aufgabe von Betrieben, der Agentur für Arbeit und des Jobcenters Lahn-Dill ist es, die Vorteile der betrieblichen Ausbildung immer wieder zu bewerben, um Jugendliche weiterhin als zukünftige Fachkräfte für Betriebe zu gewinnen“, führte Kleist weiter aus.

Zum Berichtsjahresende gab es noch 287 freie Lehrstellen

173 Ausbildungsplatzsuchende entschieden sich in diesem Jahr mangels Ausbildungsvertrages für eine Alternative, wie beispielsweise eine weiterführende Schule, ein Studium, einen sozialen Dienst oder eine Fördermaßnahme. 539 Bewerber meldeten sich im laufenden Jahr bei der Berufsberatung ab, ohne Gründe dafür mitzuteilen. 46 Ausbildungssuchende blieben zum Stichtag Ende September unversorgt. Dem standen zum Berichtsjahresende 287 unbesetzte gegenüber, die meisten davon als Fachkraft Lagerlogistik (28). Unbesetzte Ausbildungsplätze in nennenswertem Umfang gab es auch für Dachdecker/innen, Industriekaufleute und Kaufleute für Spedition/Logistikdienstleistungen. Die Agenturchefin und der Jobcentervorstand sind zuversichtlich, dass ein Großteil der offenen Stellen und unversorgten Bewerber noch zusammengeführt werden können. Die Berater und Vermittler hätten noch gute Argumente und wirksame Förderinstrumente, um für einen weiteren Ausgleich zu sorgen.