Für eine Ausbildung ist es nie zu spät

• 47-jähriger Wetzlarer schließt Umschulung ab und findet hochwertigen Arbeitsplatz • Arbeitsagentur ermutig 25 bis 35-jährige zum Nachholen des Berufsabschlusses

10.05.2022 | Presseinfo Nr. 54

Von links: Michael Weller, Imtiaz Butt und Fertigungsbereichsleiter Kai Lorenz
Von links: Michael Weller, Imtiaz Butt und Fertigungsbereichsleiter Kai Lorenz

Dass es für eine Berufsausbildung nie zu spät ist, hat jetzt Imtiaz Butt eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Mit 47 Jahren hat der dreifache Familienvater seine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker erfolgreich abgeschlossen. „Wenn meine Kinder groß sind und mich fragen, Papa was arbeitest Du, möchte ich stolz sagen können, dass ich Facharbeiter bin und ein Vorbild für sie sein“, erläutert der Pakistani seine Motivation. Zudem verdiene er nun deutlich mehr Geld, als in den letzten sieben Jahren, in denen er als ungelernter Kommissionierer in einem türkischen Gemüse- und Obstgroßhandel tätig war.

Beim Erreichen seines Zieles unterstützte ihn die Wetzlarer Arbeitsagentur. Im Rahmen einer Umschulung wurde Butt beim Berufsfortbildungswerk des DGB in Garbenheim ausgebildet. Die Arbeitsagentur übernahm die Lehrgangs- sowie Fahrtkosten und sicherte den Lebensunterhalt durch Arbeitslosengeld bei Weiterbildung. Die Umschulung dauerte nur zwei Jahre.

Digitalisierung kann menschliche Kompetenz und Präzision nicht gänzlich ersetzen
Butt, der nach seiner Ausreise aus Pakistan zunächst sechs Jahre als Bauhelfer in Spanien arbeitete und in Folge der Wirtschaftskrise 2012 nach Deutschland kam, fand unmittelbar nach seiner Gesellenprüfung einen qualifizierten Arbeitsplatz bei der Uwe Weller Feinwerktechnik GmbH in Wetzlar. Hier ist er schon nach kurzer Zeit kaum mehr wegzudenken, gibt der ‚Leiter Operations‘, Michael Weller, zu verstehen: „Herr Butt zeichnet sich durch eine immense Lernbereitschaft, Pünktlichkeit, Ordnung und Genauigkeit aus. Empfohlen hat ihn uns das Unternehmen, in dem er sein betriebliches Praktikum absolvierte.“ Der neue Mitarbeiter arbeite in der Fertigungskette von hochpräzisen Mechanikteilen, dabei überwache er den Fertigungsprozess. Ins Team habe sich der Wetzlarer völlig problemlos eingefügt. Für den 180 Mitarbeiter starken Betrieb werde es zunehmend schwieriger, Fachkräfte zu finden. Mit seinen 16 Auszubildenden weist er bereits eine doppelt so hohe Ausbildungsquote auf, wie der Durchschnitt aller Unternehmen im Lahn-Dill-Kreis. Dennoch wolle man die Ausbildung in den kommenden Jahren massiv ausbauen. „Durch Digitalisieren und Automation versuchen wir nach Kräften gegenzusteuern, aber die menschliche Kompetenz und Präzision lässt sich nicht gänzlich ersetzen“, so Weller.

Arbeitsagentur sucht „Zukunftsstarter“
Weil immer weniger junge Leute nach der Schule eine berufliche Ausbildung anstreben und auch die Demografie für die nächsten Jahre ein weiteres Schrumpfen des Ausbildungspotenzials erwarten lässt, setzen die Arbeitsagenturen zusätzlich verstärkt auf Menschen, wie Imtiaz Butt, die sich auch im fortgeschrittenen Alter einer Ausbildung stellen. Nach Angaben von Ralf Fischer, Sprecher der Arbeitsagentur Limburg-Wetzlar, habe die Bundesagentur für Arbeit (BA) mit der Neuauflage des Programms „Zukunftsstarter‘ insbesondere ungelernte Arbeitnehmer und Arbeitslose im Alter zwischen 25 und 35 Jahren in den Blick genommen, um ihnen mit beraterischer und finanzieller Hilfe zum Berufsabschluss zu verhelfen. Dazu Fischer: „Während der bisherigen Laufzeit der Initiative wurden von August 2016 bis Ende Dezember 2020 bundesweit 135.000 junge Erwachsene bei einer abschlussorientierten Weiterbildung gefördert. Darüber hinaus haben über 36.000 junge Erwachsene im Rahmen der Initiative eine ungeförderte Ausbildung begonnen.“ Ein beruflicher Abschluss minimiere das Risiko arbeitslos zu werden beträchtlich und bedeute -auf das restliche Berufsleben projiziert- einen erheblichen Einkommenszuwachs, unterstrich der Agenturmitarbeiter abschließend.