Einkommen an Lahn und Dill steigt wieder an

• Bundesagentur für Arbeit veröffentlicht Entgeltstatistik 2021 • Der mittlere Verdienst im Lahn-Dill-Kreis beträgt 3.531 Euro brutto • Gender-Pay-Gap liegt bei 540 Euro monatlich • Jeder sechste Vollzeitbeschäftigte arbeitet im unteren Entgeltbereich

20.07.2022 | Presseinfo Nr. 91

Dass es auf regionaler Ebene und branchespezifisch deutliche Einkommensunterschiede gibt, zeigt jetzt eine Veröffentlichung der Bundesagentur für Arbeit (BA). Wie die Wetzlarer Arbeitsagentur berichtet, werden in dem vorliegenden Zahlenwerk die mittleren Bruttoeinkünfte (Medianeinkommen) mit Stichtag 31. Dezember 2021 nach Regionen, Personenmerkmalen und Branchen ausgewiesen. Maßgeblich ist dabei der Beschäftigungsort. Anzumerken ist, dass sich die ausgewiesenen Beträge aus den tatsächlichen Arbeitsentgelten und dem für Ausfallstunden gewährten Kurzarbeitergeld zusammensetzt.

Beim Vergleich der Einkünfte von sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten (ohne Auszubildende) belegt Hessen mit einem mittleren Einkommen von 3.799 Euro den dritten Platz. Höhere Einkünfte erwirtschaften Arbeitnehmer nur in Hamburg und Baden-Württemberg. Bundesweit liegt der Mittelwert bei 3.516 Euro. Gegenüber dem Jahr 2020 sind die Löhne und Gehälter damit im Mittel um 89 Euro gestiegen. Der Anstieg lag damit wieder im üblichen Rahmen der Vorpandemiejahre.

Im Lahn-Dill-Kreis zahlten die Unternehmen im letzten Jahr an ihre vollzeitbeschäftigten Mitarbeiter im Mittel 3.531 Euro monatlich. Damit lag der Monatslohn durchschnittlich 58 Euro höher als 2020, nachdem er im Vorjahr rund um Wetzlar und Dillenburg erstmals seit Beginn der Aufzeichnungen um 19 Euro zurückgegangen war. Der aktuelle Anstieg liegt allerdings leicht unter den Werten der Vor-Corona-Zeit. Hessischer Spitzenreiter bei den Einkünften ist Frankfurt (4.605 Euro) nachdem in den Jahren zuvor jeweils Darmstadt die Tabelle angeführt hatte. Mit monatlich 3.083 Euro ist der Werra-Meißner-Kreis hessenweit der Landkreis mit dem geringsten mittleren Einkommen.

Gender-Pay-Gap liegt bei 540 Euro monatlich

Geschlechtsspezifisch traten auch an Lahn und Dill unter den Vollzeitbeschäftigten deutliche Unterschiede auf. Männer verdienten 3.678 Euro und somit 540 Euro mehr als vollzeitbeschäftigte Frauen (3.138 Euro). Die Veröffentlichung unterscheidet zudem nach Nationalitäten (Deutsche: 3.623 Euro, Ausländer: 2.656 Euro), Altersstrukturen und Qualifikationsniveaus. Demnach lag das mittlere Einkommen für ungelernte Arbeitskräfte in der Region bei 2.689 Euro. Facharbeiter brachten 3.505 Euro mit nach Hause, Akademiker 5.391 Euro. In der Differenzierung nach Branchen wurden an Lahn und Dill in der Finanz- und Versicherungs-branche (4.368 Euro), bei den Immobilien, freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (4.115 Euro) und im Informations- und Kommunikationssektor (4.023 Euro) die höchsten Medianeinkommen erzielt.  Am unteren Ende der Einkommensskala fanden sich, die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, zu denen beispielsweise Reisebüros, Wach-, Sicherheits- und Hausmeisterdienste gehören (2.121 Euro), das Gastgewerbe (1.990 Euro) und die Arbeitnehmerüberlassung (1.836 Euro). Im unteren Entgeltbereich waren im Lahn-Dill-Kreis 9.618 Arbeitnehmer (15,6 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten) tätig. Hier sind sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigte verortet, die weniger als 2/3 des Medianentgelts aller sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten erzielen (Schwellenwert bundesweit: 2.344 Euro).

Die Entgeltstatistik gibt es im Internet kostenlos unter https://bit.ly/3Bi7RQw.

Hintergrundinformation:

Das Medianeinkommen bezeichnet die Einkommenshöhe, von der aus die Anzahl der Personen mit niedrigeren Einkommen gleich groß ist, wie die der Personen mit höheren Einkommen. Damit definiert der Median das mittlere Einkommen.

Warum betrachtet die Entgelt-Statistik üblicherweise den Median?

Die Berechnung von Mittelwerten – wie dem arithmetischen Mittel – ist methodisch nicht sinnvoll, da die tatsächlichen Bruttomonatsentgelte oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze nicht bekannt sind. Der Medianwert ist hingegen geeignet, um die Streuung der Entgelte zu charakterisieren. Der Median hat im Gegensatz zum arithmetischen Mittel zudem den Vorteil gegenüber sogenannten Ausreißern, also Werten, die extrem von anderen Werten abweichen, robust zu sein.