So macht man aus Potenzialträgern Fachkräfte

• Unternehmen gehen neue Wege bei der Fachkräftegewinnung
• Arbeitsagentur finanziert Weiterbildung von Beschäftigten

01.12.2023 | Presseinfo Nr. 178

Marcel Pietsch, hat sich entschieden, noch einmal durchzustarten. Nach einer über zehn Jahre zurückliegenden Altenpflegehelferausbildung und verschiedenen Helfer-Jobs wagt der 38-Jährige einen Neuanfang. Bei seiner letzten Tätigkeit in einer Impfambulanz lernte er eine Mitarbeiterin der Arztpraxis Gath in Wetzlar kennen. Überzeugt von seinem Potenzial, überredete sie Pietsch dazu, sich einer Ausbildung als medizinischer Fachangestellter zu stellen. Die Herausforderung bestand darin, dass die Ausbildungsvergütung allein nicht ausreicht, um Pietschs finanzielle Bedarfe zu decken. Hier kam die Unterstützung von Dirk Köhler vom Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur Wetzlar ins Spiel. Der Arbeitsvermittler berichtet: "Kaum jemand weiß, dass wir nicht nur Arbeitslose, sondern auch die Qualifizierung von Beschäftigten fördern." Das Qualifizierungschancengesetz ermögliche es, die Differenz zwischen der Ausbildungsvergütung und dem bisherigen Einkommen aufzustocken. Die Arbeitsagentur übernehme zudem Schul- und Fahrtkosten sowie eine Weiterbildungsprämie von insgesamt 2500 Euro, die bei erfolgreichem Abschluss fällig werde. „Dass Herr Köhler uns auch noch bei der bürokratischen Abwicklung unterstützt, ist eine tolle Entlastung“, ergänzt Antje Gath, die Chefin der Nachwuchskraft. „Aufgrund seines Alters und seiner beruflichen Vorkenntnisse, hat Herr Pietsch einen guten Überblick, kann Verbände wechseln und auch andere medizinische Hilfestellungen geben“, berichtet die Ärztin weiter. „Anfangs hatte ich noch Bedenken, ob ich wieder ins Lernen finde“, beschreibt der Wetzlarer seine Zweifel. Das funktioniere aber gut. Erfreut ist er zudem darüber, dass er seine zweite Ausbildung um ein Jahr verkürzen darf.

Nelly ist ein Geschenk

Köhler fördert alleine im Gesundheitswesen pro Jahr rund dreißig 'abschlussorientierte Weiterbildungen', so wie auch die von Nelly Rastädt. Ursprünglich aus der Demokratischen Republik Kongo stammend, hat sie nun ihre dreijährige Ausbildung als Pflegefachfrau abgeschlossen. Mit rund zehn Jahren Erfahrung als ungelernte Kraft im Pflegebereich und einer -ebenfalls von der Arbeitsagentur geförderten- einjährigen Ausbildung zur Altenpflegehelferin, entschied sich die alleinerziehende Mutter von zwei Söhnen 2020 für die generalisierte Ausbildung, welche die Berufe der Krankenschwester und Altenpflegerin zusammenführte. Die neue Qualifizierung hatte die heute 45-Jährige in einer stationären Pflegeeinrichtung begonnen. „Nach zwei Jahren war ich kurz davor, die Ausbildung abzubrechen“, gesteht die sie in sehr gutem Deutsch. „Nelly fühlte sich in der Einrichtung nicht gut ausgebildet“, erklärt ihre jetzige Chefin, Anne Bördner, vom Ambulanten Pflegezentrum Lahn (apl). Sie und ihr Co-Geschäftsführer Timo Sattler, boten der Braunfelserin an, die Weiterbildung beim 65 Mitarbeiter zählenden Unternehmen in Leun fortzusetzen. Arbeitsvermittler Köhler übertrug sowohl den Lohnkostenzuschuss, als auch die ergänzenden Leistungen auf das neue Beschäftigungsverhältnis. „Nelly ist ein Geschenk“, schwärmt Anne Bördner und nimmt ihre Mitarbeiterin in den Arm. Trotz spezieller Arbeitszeiten für Mütter erweiterte die Alleinerziehende schnell ihre Einsatzzeiten. Bei ihren Patienten sei die neue Mitarbeiterin, die früher in Afrika Mode-Design studierte, überaus beliebt. 

Köhler betont, dass das Qualifizierungschancengesetz die Möglichkeit biete, in den Betrieben individuelle Karrieren zu fördern und aus Potenzialträgern Fachkräfte zu machen. Unternehmen können sich unter der Rufnummer 0800 4 5555 20 direkt an Köhler und sein Team wenden, um Beratung in Anspruch zu nehmen.