Eine Chance für alle

Agentur für Arbeit Lübeck würdigt Ostholsteiner Unternehmen famila-Warenhaus (Heilgenhafen) für vorbildliche Teilhabe. Woche der Menschen mit Behinderung vom 28. November bis 03. Dezember 2022 wirbt für Inklusion am Arbeitsplatz.

23.11.2022 | Presseinfo Nr. 118

Seit 2016 vergibt die Agentur für Arbeit Lübeck anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung am 03. Dezember Inklusionszertifikate. Damit möchte sie auf die Potenziale von Menschen mit einer Einschränkung aufmerksam machen und Unternehmen auszeichnen, die Vielfalt wertschätzen. Dieses Jahr werden die Swars & Söhns GmbH aus Lübeck und das famila-Warenhaus aus Heilgenhafen gewürdigt.

Talente und Kompetenzen nutzen

„Menschen mit Behinderung haben es oftmals schwer, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Das gilt insbesondere auch für junge Menschen mit Einschränkungen. Dabei können sie – mit der richtigen Unterstützung – ein Gewinn für das Unternehmen sein und dazu beitragen, den Fachkräftebedarf zu decken. Damit bieten sich Chancen für alle Seiten. Lassen Sie sich von diesen guten Beispielen inspirieren“, appelliert Steffi Koppitz, Geschäftsführerin Operativ der Agentur für Arbeit Lübeck, an Unternehmen.

Das famila-Warenhaus in Heilgenhafen beschäftigt 75 Mitarbeitende. Darunter sind auch Menschen mit einem Grad der Behinderung, weil zum Beispiel körperliche oder psychische Beeinträchtigungen vorliegen. Ausgebildet werden die Berufe Kaufleute im Einzelhandel, Verkäufer*innen, Fleischereifachverkäufer*innen, Fleischer*innen und Handelsfachwirte. Zurzeit gibt es fünf Nachwuchskräfte. „Da Ausbildung die beste Investition in die Zukunft ist, erhalten bei uns auch junge Menschen eine Chance, die Unterstützung beim Start ins Berufsleben benötigen. Sie brauchen manchmal etwas länger für die einzelnen Schritte, haben Schwierigkeiten kreativ und spontan das aus Sicht der Betriebes Richtige zu tun oder benötigen mehr Kontrolle und Anleitung. Aber es ist schön zu sehen, wie die Entwicklung von Talenten gemeinsam gelingt“, erklärt Warenhausleiter Lars Knoop.

Einer, der sich durchgesetzt hat, ist Julian Malte Mellien. Nach mehreren Aushilfsjobs und einer nicht abgeschlossenen Ausbildung zum Fachinformatiker beim Bugenhagen Berufsbildungswerk (BBW) in Timmendorfer Strand hat er nun Durchhaltevermögen bewiesen. Der 22-Jährige startete vor zwei Jahren die Ausbildung zum Verkäufer und absolviert jetzt, im 3. Lehrjahr, noch die Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel.

Auch Finn-Mika Lange (19 Jahre) hat zunächst mit der Verkäuferausbildung begonnen und lernt nun weiter bis zum Abschluss als Kaufmann im Einzelhandel. Beiden gefällt die Arbeit mit Kunden besonders gut an ihrem Job.

Unterstützungsmöglichkeiten für Betriebe

„Fachkräfteengpässe verstärken sich in vielen Bereichen. Deshalb ist es wichtig, Talente und Potenziale zu identifizieren und zur Sicherung des Fachkräftebedarfs zu nutzen. Es geht um das Ermöglichen und nicht um das Verhindern. Es lohnt sich, das Besondere in jedem Menschen zu entdecken und Strukturen zu schaffen, in denen alle Menschen wertvolle Leistungen erbringen können. Wo es nicht ohne spezielle Unterstützung geht, gibt es fachliche Hilfen und Fördermittel. Lassen Sie sich zu den Möglichkeiten beraten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Arbeitgeber-Services nehmen gerne unter der gebührenfreien Hotline 0800 4 5555 20 Ihre Anfragen entgegen“, wirbt Koppitz für die Einstellung.

Informationen

Weitere Informationen rund um das Thema Inklusion bietet das Internet unter www.arbeitsagentur.de/m/inklusion.

Hintergrundinformation zum Arbeitsmarkt

Bei Menschen mit Schwerbehinderung denken viele an Personen im Rollstuhl oder mit einer Sehbehinderung. Aber das spiegelt nicht die Realität wider. Denn häufig sieht man den Menschen ihre Schwerbehinderung gar nicht an. Auch Migräne, Diabetes, Asthma, Autismus, Bluthochdruck, Tinnitus oder eine überstandene Krebserkrankung können beispielsweise dazu führen, dass eine Schwerbehinderung festgestellt wird. Genauso kann eine Schwerbehinderung die Psyche betreffen, wie etwa bei Depressionen. Oder die Sinnesorgane, wie bei Schwerhörigkeit. Außerdem können neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Epilepsie als Schwerbehinderung eingestuft werden. Und mit zunehmendem Alter steigt die Zahl der Betroffenen.

Schwerbehindert im Sinne des Gesetzes gilt ein Mensch, wenn von der zuständigen Behörde (zum Beispiel einem Versorgungsamt) ein Grad der Behinderung von mindestens 50 festgestellt worden ist. Ebenso zählen Menschen dazu, die von der Agentur für Arbeit gleichgestellt worden sind. Sie erhalten dadurch grundsätzlich den gleichen Status wie Menschen mit einer anerkannten Schwerbehinderung.

Im Bezirk der Agentur für Arbeit Lübeck waren im Oktober 2022 708 Menschen mit einer Schwerbehinderung arbeitslos gemeldet, 57 (7,5 Prozent) weniger als noch vor fünf Jahren. Menschen mit Schwerbehinderung werden nicht so schnell entlassen, aber wenn sie arbeitslos sind, brauchen sie häufig länger, um die Arbeitslosigkeit wieder zu beenden. Rund 68 Prozent dieser Arbeitslosen werden von den Jobcentern und 32 Prozent von der Arbeitsagentur betreut.

Für mehr als 1.200 sogenannte Pflichtarbeitsplätze zahlten Unternehmen allerdings eine Ausgleichsabgabe. Denn Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitenden sind verpflichtet, fünf Prozent der Stellen mit Schwerbehinderten zu besetzen. Hier empfiehlt es sich, mit Unterstützung der Arbeitsagentur nach Lösungen für Beschäftigungsmöglichkeiten zu suchen.

Hansestadt Lübeck

In der Hansestadt Lübeck waren im Oktober 2022 406 Menschen (24 oder 5,6 Prozent weniger als noch vor fünf Jahren) mit einer Schwerbehinderung arbeitslos gemeldet und 897 Arbeitsplätze bei der letzten Erhebung unbesetzt. Rund 73 Prozent dieser Arbeitslosen werden vom Jobcenter Lübeck und 27 Prozent von der Arbeitsagentur betreut.

Kreis Ostholstein

Im Kreis Ostholstein waren im Oktober 2022 302 Menschen (33 oder 9,8 Prozent weniger als noch vor fünf Jahren) mit einer Schwerbehinderung arbeitslos gemeldet und 316 Arbeitsplätze bei der letzten Erhebung unbesetzt. Rund 61 Prozent dieser Arbeitslosen werden vom Jobcenter Ostholstein und 39 Prozent von der Arbeitsagentur betreut.

Junge Menschen

Außerdem suchen rund 100 junge Menschen mit Einschränkung jedes Jahr mit Hilfe der Arbeitsagentur eine Ausbildungsstelle in Lübeck und Ostholstein.

Ausgaben

2021 hat die Agentur für Arbeit Lübeck 15,1 Millionen Euro für die Teilhabe von Menschen mit einer Behinderung am Arbeitsleben ausgegeben, das waren rund 6 Prozent aller Ausgaben. Hinzu kommen rund eine Million Euro bei beiden Jobcentern.