Lübeck: Inklusion bringt weiter

•    Agentur für Arbeit Lübeck verleiht Inklusionszertifikate an Christian Beutin GmbH & Co. KG aus Lübeck
•    Woche der Menschen mit Behinderung wirbt für Teilhabe am Arbeitsplatz

29.11.2023 | Presseinfo Nr. 146

Seit 2016 vergibt die Agentur für Arbeit Lübeck anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung am 03. Dezember Inklusionszertifikate. Damit möchte sie auf die Potenziale von Menschen mit einer Beeinträchtigung aufmerksam machen und Unternehmen auszeichnen, die Teilhabe ermöglichen. Dieses Jahr werden die Christian Beutin GmbH & Co. KG aus Lübeck und der Golf-Club-Curau e.V. aus Stockelsdorf gewürdigt.
„Inklusion ist gelebte Vielfalt. Egal wie alt oder jung jemand ist, welche Nationalität jemand hat, wie jemand aussieht oder ob jemand eine Behinderung hat - alle haben das gleiche Recht, Teil unserer Gesellschaft zu sein. Und jeder Mensch zählt im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Unternehmen können heute nur zukunftsfähig sein, wenn sie die Vielfalt der Menschen nutzen. Bei der Personalauswahl sollten sie sich nicht von Defiziten abschrecken lassen und stattdessen die Stärken sehen. Richtig eingesetzt können Menschen mit einer Beeinträchtigung ein Gewinn für das Unternehmen sein und dazu beitragen, den Fachkräftebedarf zu decken. Unsere Auszeichnung soll das bisherige Engagement ausdrücklich würdigen und Dank für die vertrauensvolle Zusammenarbeit zum Wohle der betroffenen Menschen aussprechen. Lassen Sie sich von diesen guten Beispielen motivieren“, appelliert Markus Dusch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Lübeck.

Markus Dusch überreicht das Inklusionszertifikat an Filialleiter Markus Behling.

Dass Inklusion alle weiterbringt, zeigt die Christian Beutin GmbH & Co. KG in Lübeck. Das Unternehmen arbeitet mit dem Bugenhagen Berufsbildungswerk (BBW) in Timmendorfer Strand zusammen, das mit finanzieller Unterstützung der Arbeitsagenturen Jugendliche und junge Erwachsene mit Lernschwierigkeiten/-behinderungen, körperlichen und/ oder psychischen Beeinträchtigungen beruflich qualifiziert. 

„Wir bieten jungen Menschen mit einer Beeinträchtigung gerne eine Chance und haben auch schon mit anderen Bildungsträgern wie Integra, FAW oder Marli Werkstätten zusammengearbeitet. Im Praktikum haben sie die Möglichkeit, Erfahrungen im Arbeitsleben zu sammeln. Einige davon konnten wir im Lauf der Jahre übernehmen. Die Einarbeitung und Betreuung sind sicherlich mit Zeitaufwand verbunden, aber diese Zeit investieren wir gerne,“ erklärt Markus Behling, Filialleiter CB Mode im Citti-Park Lübeck.

Über so ein Praktikum kam auch Marcel Werner zu CB Mode. Der 27-Jährige hat im Sommer im BBW die Ausbildung zum Facharbeiter Lagerlogistik abgeschlossen und wurde zum 01. September übernommen. Hier ist er zum Beispiel zuständig für die Warenannahme, Kontrolle der Pakete und Lieferscheine oder das Packen von Paletten.

Marcel Werner und Teamleiter Warenannahme Wilhelm Huber kümmern sich um die Warenzuordnung.

„Marcel benötigt Anleitung bei der Arbeit. Er vergisst schnell etwas und ihm müssen Arbeitsvorgänge mehrfach erklärt werden. Unser Teamleiter Warenannahme und die Mitarbeitenden stehen ihm dabei zur Seite. Ich finde, jeder Mensch ist ein Zugewinn für das Unternehmen. Wir haben nie schlechte Erfahrungen gemacht und auch schon selbst junge Menschen mit einer Lernschwäche ausgebildet. Menschen mit einer Beeinträchtigung sind loyal, dankbar und bringen sich ins Team ein“, so Behling. „Manche Beeinträchtigungen entstehen erst im Laufe des Lebens, zum Beispiel nach einer Krebserkrankung. Wenn dann die bisherige Tätigkeit nicht mehr ausgeübt werden kann, suchen wir nach einer alternativen Einsatzmöglichkeit. Schicksalsschläge können uns alle treffen und dann ist man froh über jede Unterstützung“, ergänzt der Filialleiter. Bei CB Mode im Citti-Park werden 74 Mitarbeitende beschäftigt und drei Nachwuchskräfte zu Kaufleuten im Einzelhandel ausgebildet.

„Die Vorurteile gegenüber Menschen mit einer Einschränkung halten sich hartnäckig. Nach wie vor haben sie es schwerer, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Durchbrechen Sie Denkmuster! Es geht um das Ermöglichen und nicht um das Verhindern. Es lohnt sich, das Besondere in jedem Menschen zu entdecken und Strukturen zu schaffen, in denen alle wertvolle Leistungen erbringen können. Wo es nicht ohne spezielle Unterstützung geht, gibt es fachliche Hilfen und Fördermittel. Der erhöhte Einarbeitungsaufwand bei Marcel Werner wird von uns zum Beispiel mit einem Eingliederungszuschuss gefördert. Lassen Sie sich auch zu den Möglichkeiten beraten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Arbeitgeber-Services nehmen gerne unter der gebührenfreien Hotline 0800 4 5555 20 Ihre Anfragen entgegen“, wirbt Dusch für die Einstellung.
Weitere Informationen rund um das Thema Inklusion bietet das Internet unter www.arbeitsagentur.de/m/inklusion

Hintergrundinformation 
Bei Menschen mit Schwerbehinderung denken viele an Personen im Rollstuhl oder mit einer Sehbehinderung. Aber das spiegelt nicht die Realität wider. Denn häufig sieht man den Menschen ihre Schwerbehinderung gar nicht an. Auch Migräne, Diabetes, Asthma, Autismus, Bluthochdruck, Tinnitus oder eine überstandene Krebserkrankung können beispielsweise dazu führen, dass eine Schwerbehinderung festgestellt wird. Genauso kann eine Schwerbehinderung die Psyche betreffen, wie etwa bei Depressionen. Oder die Sinnesorgane, wie bei Schwerhörigkeit. Außerdem können neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Epilepsie als Schwerbehinderung eingestuft werden. Und mit zunehmendem Alter steigt die Zahl der Betroffenen.
Schwerbehindert im Sinne des Gesetzes gilt ein Mensch, wenn von der zuständigen Behörde (zum Beispiel einem Versorgungsamt) ein Grad der Behinderung von mindestens 50 festgestellt worden ist. Ebenso zählen Menschen dazu, die von der Agentur für Arbeit gleichgestellt worden sind. Sie erhalten dadurch grundsätzlich den gleichen Status wie Menschen mit einer anerkannten Schwerbehinderung.

Im Bezirk der Agentur für Arbeit Lübeck waren im Oktober 2023 746 Menschen mit einer Schwerbehinderung arbeitslos gemeldet, 23 (3,2 Prozent) mehr als noch vor fünf Jahren. Ihr Anstieg verlief etwas moderater als bei allen Arbeitslosen (+7,9 Prozent). Menschen mit Schwerbehinderung werden nicht so schnell entlassen, aber wenn sie arbeitslos sind, brauchen sie häufig länger, um die Arbeitslosigkeit wieder zu beenden. Rund 67 Prozent dieser Arbeitslosen werden von den Jobcentern und 33 Prozent von der Arbeitsagentur betreut.
Bei rund 1.200 sogenannten Pflichtarbeitsplätzen zahlten Unternehmen allerdings eine Ausgleichsabgabe. Denn Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitenden sind verpflichtet, fünf Prozent der Stellen mit Schwerbehinderten zu besetzen. Hier empfiehlt es sich, mit Unterstützung der Arbeitsagentur nach Lösungen für Beschäftigungsmöglichkeiten zu suchen.
In der Hansestadt Lübeck waren im Oktober 2023 440 Menschen (40 oder 10,0 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren) mit einer Schwerbehinderung arbeitslos gemeldet und 876 Arbeitsplätze bei der letzten Erhebung unbesetzt. Rund 74 Prozent dieser Arbeitslosen werden vom Jobcenter Lübeck und 26 Prozent von der Arbeitsagentur betreut.
Im Kreis Ostholstein waren im Oktober 2023 306 Menschen (17 oder 5,3 Prozent weniger als noch vor fünf Jahren) mit einer Schwerbehinderung arbeitslos gemeldet und 321 Arbeitsplätze bei der letzten Erhebung unbesetzt. Rund 57 Prozent dieser Arbeitslosen werden vom Jobcenter Ostholstein und 44 Prozent von der Arbeitsagentur betreut.
Außerdem suchen rund 100 junge Menschen mit Beeinträchtigungen jedes Jahr mit Hilfe der Arbeitsagentur eine Ausbildungsstelle in Lübeck und Ostholstein.
2022 hat die Agentur für Arbeit Lübeck 15,3 Millionen Euro für die Teilhabe von Menschen mit einer Behinderung am Arbeitsleben ausgegeben, das waren rund 11 Prozent aller Ausgaben. Hinzu kommen rund eine Million Euro bei beiden Jobcentern.