Weniger Arbeitslose trotz Corona

Mainzer Arbeitsagentur zieht Bilanz des alten Jahres / Rückläufige Arbeitslosenzahlen, weniger Kurzarbeit und eine deutlich anziehende Nachfrage nach Arbeitskräften

17.01.2022 | Presseinfo Nr. 4

Im zweiten Coronajahr zeigte sich der Arbeitsmarkt in Rheinhessen auf kontinuierlichem Erholungskurs. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sanken spürbar. Im Jahresdurchschnitt 2021 waren 18.807 Rheinhessen arbeitslos gemeldet, 641 oder 3,3 Prozent weniger als 2020. Der Rückgang betraf allerdings ausschließlich Personen, die von der Arbeitsagentur betreut wurden. Im Bereich der Jobcenter kam es dagegen im Jahresdurchschnitt zu einer Zunahme der Arbeitslosen um 512 Personen gegenüber dem Vorjahr. Die Unterbeschäftigung, die unter anderem Personen in Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit mitzählt, sank gegenüber dem Vorjahr um 2,4 Prozent und umfasste im Jahresdurchschnitt 2021 21.629 Personen.

Aufgrund der gesunkenen Arbeitslosenzahlen sanken auch die Kosten für das Arbeitslosengeld. So verausgabte die Mainzer Arbeitsagentur in 2021 hierfür rund 150 Mio. Im Vorjahr waren es rund 156 Mio. Die Arbeitslosenquote lag 2021 durchschnittlich bei 5,2 Prozent, gegenüber 5,4 Prozent im Vorjahr. Am deutlichsten machte sich der Rückgang der Arbeitslosigkeit bei den jüngeren Arbeitskräften unter 25 Jahre bemerkbar. Hier sank die Zahl der Arbeitslosen um 17,2 Prozent, die Quote betrug 4,6 Prozent, gegenüber 5,4 Prozent im Jahr 2020. Gestiegen ist dagegen die Zahl der Langzeitarbeitslosen. Von den 18.807 Arbeitslosen waren 6.754 länger als ein Jahr ohne Job. Das sind 1.545 mehr als im Vorjahr.

Ein deutliches Plus gab es im Bereich der gemeldeten Stellen. Vor allem verschiedene Dienstleistungsbereiche, die öffentliche Verwaltung, das Gesundheits- und Sozialwesen sowie der Handel meldeten zahlreiche offene Stellen. Insgesamt lag die Summe der Stellenzugänge mit 16.300 um 3.062 oder gut 23 Prozent höher als im Vorjahr. Im Bestand waren im Jahresdurchschnitt 5.706 Stellen, gut 19 Prozent mehr als im Jahr 2020.

„Die Auswirkungen der Coronapandemie auf den Arbeitsmarkt sind im vergangenen Jahr etwas in den Hintergrund gerückt, dafür hat sich der Mangel an Fachkräften weiter verschärft“, kommentiert Heike Strack, Leiterin der Mainzer Arbeitsagentur die Zahlen. Dabei seien die Chancen für Jobsuchende ungleich verteilt. „Wer jung und gut ausgebildet ist, trifft derzeit auf einen sehr aufnahmefähigen Arbeitsmarkt und findet schnell wieder eine neue Stelle.“ Dagegen hätten Menschen mit geringer Qualifikation es zunehmend schwer. Trotz vieler offener Stellen kämen sie immer seltener zum Zug und hätten ein hohes Risiko lange arbeitslos zu bleiben.

Mit den Lockerungen der Corona-Maßnahmen im Frühjahr und Sommer 2021 ging auch die Zahl der Kurzarbeiter deutlich zurück. Von April bis Dezember mussten insgesamt 500 Betriebe für 4.275 Beschäftigte Kurzarbeit anmelden. 2020 waren es noch 7.079 Betriebe und 66.773 Beschäftigte. Allerdings stieg die Zahl der Anträge auf Kurzarbeit im Dezember 2021 aufgrund der neuerlichen Verschärfung der Maßnahmen insbesondere im Bereich der Gastronomie wieder deutlich an.

Wie sich die Lage in 2020 entwickelt, hängt laut Strack maßgeblich vom Infektionsgeschehen ab. Sollte sich die Coronalage stabilisieren, rechnet Strack mit einer insgesamt positiven Entwicklung, sowohl bei den Arbeitslosen also auch bei den Beschäftigenzahlen. Allerdings bestünde aufgrund der gestiegenen Langzeitarbeitslosigkeit gleichzeitig das Risiko einer Verfestigung von Arbeitslosigkeit. „Die Coronakrise hat zu strukturellen Verschiebungen geführt und Wandelprozesse beschleunigt. Die Transformation am Arbeitsmarkt birgt große Herausforderungen für Unternehmen und Erwerbstätige. Demographie und Digitalisierung prägen schon jetzt die Entwicklung des Arbeitsmarkts, und der Fachkräftemangel macht vor keiner Branche Halt. 

Unser Augenmerk liegt daher vor allem darauf, durch Ausbildung, Umschulung und Weiterbildung sowohl Arbeitslosen als auch Beschäftigten das Rüstzeug mitzugeben, das sie für ihr weiteres Arbeitsleben benötigen.“