Machen vier Euro den Unterschied?

Gedanken zum Equal-Pay-Day

06.03.2023 | Presseinfo Nr. 23

Was bekommen Sie alles für vier Euro? Nicht so viel - denken Sie zunächst. Wenn sich die vier Euro allerdings summieren, sieht dies anders aus. Schnell ist das Geld für ein Restaurantbesuch zusammen, oder ein paar Schuhe, oder wenn Sie lange genug sparen, reicht es für einen Kurzurlaub oder eine Zusatzeinzahlung für die Rente.

Der Betrag von vier Euro ist deswegen so markant, da sie laut Statistischem Bundesamt den Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen ausmachen. Bei dieser Zahl handelt es sich um den sogenannten unbereinigten Gender Pay Gap: Im Jahr 2022 haben Frauen pro Stunde im Durchschnitt 18 % weniger verdient als ihre männlichen Kollegen.

Zum diesjährigen Equal-Pay-Day am 7. März, welcher unter dem Motto „Die Kunst der gerechten Bezahlung“ steht, machen die kommunalen Gleichstellungsbeauftragten sowie die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt des Jobcenter Worms auf den immer noch eklatanten Unterschied aufmerksam. Nicht nur, dass dieser Lohn in der gegenwärtigen Lebenssituation fehlt, auch steige das Risiko für Altersarmut, erklärt die städtische Gleichstellungsbeauftrage Melanie Schiedhelm. 65 Tage arbeiten Frauen umsonst, danach bekommen sie den gleichen Lohn wie Männer. „Unfair“ sagen die einen, „ist halt so“ sagen die anderen. Auch wenn es im öffentlichen Dienst durch die Tarifverträge weniger Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen gibt, ist das Thema für Kommune und Jobcenter wichtig. Die gleichgestellte Lohnauszahlung schafft eine Basis für Vertrauen und Ankerkennung bei den Mitarbeitenden, mindert das Armutsrisiko der Frauen und ist ein großer Schritt in Richtung struktureller Gleichstellung der Geschlechter.

Am 26.02.2023 hat das Bundesarbeitsgericht ein Grundsatzurteil zur Lohnauszahlung gestellt. Eine unterschiedliche Bezahlung der Geschlechter bei gleichen Bedingungen steht einer Vermutung der Diskriminierung wegen des Geschlechts einher und widerspricht somit dem Gesetz. Es erfolgt auch der Appell an ArbeitgeberInnen, sich den Lohnunterschieden bewusst zu werden und sich für mehr Gerechtigkeit im Betrieb einzusetzen. „Ziel ist es, den Equal-Pay-Day jedes Jahr früher zu legen, denn dies bedeutet, dass die Lohnlücke kleiner wird,“ hofft Tatjana Erben, die Beauftragte für Chancengleichheit im Jobcenter Worms.