Werbung für die duale Ausbildung zeigt Wirkung

Mainzer Arbeitsagentur, IHK und HWK ziehen Bilanz des abgelaufenen Berufsberatungsjahres

02.11.2023 | Presseinfo Nr. 83

Der Mangel an Nachwuchskräften ist quer durch alle rheinhessischen Wirtschaftsbereiche groß, und den Betrieben fiel es in den vergangenen Jahren immer schwerer ihre freien Ausbildungsstellen zu besetzten. Deshalb haben die verschiedenen Akteure am Ausbildungsmarkt auch in diesem Jahr wieder alle Hebel in Bewegung gesetzt, um bei jungen Menschen für die duale Ausbildung zu werben. Und das durchaus mit Erfolg: Laut der aktuellen Bilanz der Mainzer Arbeitsagentur zum abgelaufenen Berufsberatungsjahr konnte der seit Jahren anhaltende Rückgang bei den Bewerberzahlen gestoppt werden. So meldeten sich im Beratungsjahr 2022/23 2.662 Jugendliche auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle bei der Berufsberatung der Mainzer Arbeitsagentur. Das waren 274 oder 11,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Unter ihnen hatte rund ein Fünftel einen ausländischen Pass, rund 6 Prozent waren Personen im Kontext von Fluchtmigration. Insgesamt kamen rein rechnerisch 74 Bewerberinnen und Bewerber auf 100 freie Ausbildungsstellen. Im Jahr zuvor waren es 65 Bewerberinnen und Bewerber pro 100 Stellen.

Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen lag dabei laut Arbeitsagentur auf dem Niveau der vergangenen Jahre. Von den insgesamt 3.703 Ausbildungsstellen waren zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres am 30. September 2023 noch 525 unbesetzt, über 100 mehr als im Vorjahr. 210 der insgesamt 2.662 jungen Menschen, die sich bei der Arbeitsagentur als ausbildungssuchend gemeldet hatten, waren zu diesem Zeitpunkt noch unversorgt, 61 mehr als im Vorjahr. Unter ihnen hatten 142 die Schule bereits in den Vorjahren verlassen.

„Gemeinsam mit unseren Partnern am Ausbildungsmarkt ist es uns erfreulicherweise gelungen, wieder mehr junge Menschen für die betriebliche Ausbildung zu gewinnen“, so Heike Strack, Vorsitzende der Geschäftsführung der Mainzer Arbeitsagentur. Die Präsenz der Berufsberaterinnen und -berater an den Schulen, eine gezielte Ansprache der Eltern, insbesondere auch der Eltern von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund, Berufsinformationsmessen und digitale Veranstaltungen sowie die stetige Weiterentwicklung der Online-Angebote seien wichtige Bausteine, um auf die vielen Möglichkeiten und Chancen einer dualen Ausbildung aufmerksam zu machen. „Wir freuen uns vor allem, dass viele junge Menschen das persönliche Beratungsangebot unserer Berufsberatung genutzt heben“, so Strack. „Der Arbeitsmarkt unterliegt einem immer schnelleren Wandel, Berufsbilder ändern sich und neue kommen hinzu. Da ist es nicht leicht, sich ohne Unterstützung zurechtzufinden.“ Seit Oktober 2022 haben insgesamt über 9.100 junge Menschen das Gespräch mit der Berufsberatung der Arbeitsagentur gesucht. Das waren rund 150 mehr als ein Jahr zuvor.

Auch Günter Jertz, Hauptgeschäftsführer der IHK für Rheinhessen, betont die gute Zusammenarbeit in der Region, um dem Fachkräftemangel gemeinsam zu begegnen: „Wir setzen hier auf enge Netzwerke und eine breite Palette an Angeboten, die auch stark genutzt werden. Unsere Unternehmen werben mit aller Kraft um Azubis, und wir freuen uns, dass unser gemeinsamer Einsatz auch Wirkung zeigt. So sind wir in Rheinhessen mit einem Plus ins Ausbildungsjahr gestartet. Bei unserer IHK wurden 2006 neue Ausbildungsverträge eingetragen, das entspricht einem Anstieg um rund 6 Prozent. Dennoch: Das reicht noch lange nicht, um die Fachkräftelücke zu decken.“

Grundsätzlich gute Nachrichten hat auch Anja Obermann, Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Rheinhessen: „Das Handwerk kann in diesem Jahr einen erfreulichen Zuwachs an Azubis insbesondere in den Gewerken verzeichnen, die für die Umsetzung der Klimawende besonders wichtig sind. Dies zeigt, dass viele junge Menschen konkret Hand anlegen und selbst etwas für die Menschheitsaufgabe Klimaschutz machen wollen. Es gibt aber trotzdem noch zahlreiche Möglichkeiten, jederzeit in eine Ausbildung oder ein Praktikum einzusteigen. Denn der Bedarf an motivierten Azubis ist weiterhin riesig.“

 

Dass trotz der aktuellen Erfolge noch weitere Anstrengungen nötig sind, macht auch die Agenturchefin deutlich: „Zum einen würde ich mir wünschen, dass wir die Jugendlichen mit Migrationshintergrund mit unseren Angeboten noch besser erreichen als bisher. Deshalb findet am 8. November erstmalig ein mehrsprachiger Elternabend in digitaler Form statt. Zum anderen gilt es, auch die jungen Menschen, die die Schule schon länger beendet haben, aber über keine formale Berufsausbildung verfügen, für eine Ausbildung zu gewinnen.“

Deutschlandweit hatten im Jahr 2020 600.000 Menschen unter 25 Jahren und 2,3 Mio. unter 35 Jahren keinen formalen Berufsabschluss. In Rheinhessen waren im Jahresdurchschnitt 2022 rund 1.500 Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet, davon hatten über 1.100 keine abgeschlossene Berufsausbildung. Von den insgesamt 5.500 Arbeitslosen unter 35 Jahren hatten rund 3.400 keine Ausbildung.  „Innerhalb der letzten 12 Monate konnten wir im Bereich der Arbeitsagentur 172 junge Arbeitslose unter 35 Jahren in Ausbildung integrieren, erklärt Strack. „Im Bereich der Jobcenter waren es über 100. Dabei erleben wir es immer wieder, dass viele aus unterschiedlichen Gründen vor einer großen Hemmschwelle stehen, wenn es darum geht, noch einmal die Schulbank zu drücken. Aber wir sind da hartnäckig und bleiben an dem Thema dran, denn ohne Berufsabschluss sind immer wiederkehrende Zeiten der Arbeitslosigkeit quasi vorprogrammiert.“ In diesem Zusammenhang begrüßt es die Agenturchefin, dass mit der Ausbildungsgarantie ab dem nächsten Jahr weitere Fördermöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Bis Ende des Jahres werde man sich intensiv dafür einsetzen, dass alle, die jetzt noch oder wieder auf der Suche seien, die Chance auf einen Ausbildungsplatz erhielten. Denn auch nachdem das neue Ausbildungsjahr bereits begonnen habe, könnten junge Menschen immer noch eine Ausbildung aufnehmen.