Jahresbilanz Kreis Soest 2022: Arbeitsmarkt zwischen globalen und regionalen Herausforderungen

Oliver Schmale, Leiter der Agentur für Arbeit Meschede-Soest, fasst ein ereignisreiches Jahr zusammen: „Angesichts anhaltender Knappheit an qualifizierten Arbeitskräften halten die Unternehmen auch in konjunkturell schwierigen Zeiten ihre Beschäftigten. Der Arbeitsmarkt im Kreis Soest ist in 2022 trotz der äußerlichen Einflussfaktoren mehr als stabil geblieben.“

18.01.2023 | Presseinfo Nr. 5

Rund 1.900 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte mehr als im Vorjahr, Tendenz steigend. Dabei liegen die Schwerpunkte der Beschäftigung im Kreis Soest sowohl im produzierenden Gewerbe als auch im Dienstleistungsbereich, obwohl der Dienstleistungsbereich durch den Strukturwandel deutliche höhere Steigerungen verzeichnet.

750 Männer und Frauen (8,1 Prozent) weniger meldeten sich im Kreis Soest im Jahresdurchschnitt 2022 arbeitslos als im Jahr zuvor; insgesamt waren durchschnittlich 8.547 Arbeitslose im Bestand. Im Versicherungsbereich (Sozialgesetzbuch Drittes Buch, SGB III – Arbeitslosengeld I) waren in 2022 durchschnittlich 3.100 Personen arbeitslos gemeldet, 697 Personen bzw. 18,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Bereich der Grundsicherung für Arbeitsuchende (Sozialgesetzbuch Zweites Buch, SGB II – Arbeitslosengeld II) waren mit 5.447 Männern und Frauen 53 Menschen oder 1 Prozent weniger gemeldet.

„Der heimische Arbeitsmarkt konnte im Jahresvergleich bei der Zahl der Menschen ohne Arbeit wieder das Niveau wie vor der Pandemie erreichen, wenn gleich die Zahlen im Monatsvergleich einen leichten Anstieg in der Jahresmitte erkennen lassen. Hauptsächlich hängt diese Entwicklung mit der Übernahme der geflüchteten Menschen aus der Ukraine in die Betreuung der Jobcenter im Juni zusammen. Rund 1.550 ukrainische Staatsangehörige haben sich im Laufe des Jahres im Kreis Soest gemeldet. Aus der Ukraine stammen 7 Prozent der gemeldeten arbeitslosen Personen“, resümiert Schmale. Nach den Lockerungen der pandemischen Lage in 2022 ist auch die Langzeitarbeitslosigkeit wieder rückläufig (-13,3 Prozent zum Vorjahr).

Die Arbeitskräftenachfrage zeigt, dass die Stellenzugänge sinken und die Unternehmen verhaltener reagieren. Trotzdem sind im Vorjahresgleich 15,7 Prozent mehr gemeldete Arbeitsstellen im Bestand als im Vorjahr. Aktuell ist der Arbeitsmarkt von Personalengpässe in vielen Branchen geprägt, gesucht werden vor allem ausgebildete Fachkräfte: 51,2 Prozent der freien Arbeitsstellen im Bestand sind für Fachkräfte aus-geschrieben, knapp 40 Prozent für Helfer.

Der demographische und strukturelle Wandel bleibt dabei allgegenwärtig. Die erwerbsfähige Bevölkerung wird bis 2050 um rund 17 Prozent schrumpfen. Im Laufe der nächsten fünf Jahre werden rund 10 Prozent der Beschäftigten 65 Jahre alt werden. „Der  Fachkräftemangel wird also weiter voranschreiten, deshalb ist die klare Empfehlung für die Unternehmen am Ball zu bleiben und die Sicherung und Qualifizierung der vorhandenen Arbeitskräfte nicht aus den Augen zu verlieren. Wir stehen als Agentur für Arbeit mit der Beratung, Unterstützung und finanzieller Förderung von Qualifizierungen zur Seite. Um das Fachkräftepotenzial auszubauen, wollen wir das Ausbildungsinteresse der Jugendlichen schärfen und klar machen, dass damit große Chancen und aussichtsreiche Karriereperspektiven verbunden sein können. Eine Chance sehen wir auch durch die Zuwanderung von qualifizierten Kräften aus dem Ausland.“

Mit Zuversicht und Weitblick: Der Arbeitsmarkt hat sich robust gezeigt. Der Ukraine-Krieg und die damit stark angestiegenen Energie- und Rohstoffpreise, die Inflation und weiterhin Material- und Lieferengpässe sind nur einige Störgrößen, gegen die sich der Arbeitsmarkt behaupten musste. „Unsere Region kann Schwierigkeiten gut auffangen, auch das haben die Entwicklungen der letzten Monate gezeigt. Laut einstimmiger Prognose der führenden Forschungsinstitute dürften sich die konjunkturellen Rahmenbedingungen in den kommenden Monaten nach und nach entspannen. Davon könnten wir sogar noch optimistischer auf den Arbeitsmarkt im Kreis Soest blicken“, fasst der Experte die Einschätzung weiter zusammen.