Angebote stärken Inklusion am Arbeitsmarkt

Der 1992 von den Vereinten Nationen ausgerufene Internationale Tag der Menschen mit Behinderung soll weltweit jedes Jahr am 3. Dezember das Bewusstsein für deren Belange stärken. Die Bundesagentur für Arbeit begleitet diesen Tag mit einer Aktionswoche und unterstützt damit zugleich die Bundesregierung, die UN-Behindertenrechtskonvention umzusetzen.

Fachkräfte sind gesucht. Trotzdem haben es Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen bei der Suche nach einer Ausbildungs- oder Arbeitsstelle teilweise schwer. "Das liegt möglicherweise auch daran, dass Personalverantwortliche bislang noch keine Erfahrungen mit der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung gemacht haben", sagt Klaus Fischer. Der Inhaber einer Tischlerei im Rhein-Kreis Neuss bezieht seine eigenen Erfahrungen in diese Aussage mit ein. Inzwischen hat sein Betrieb entsprechende Erfahrungen machen können. "Seit letztem Sommer arbeitet Vivien Finken bei uns, und wir möchten die junge Kollegin schon jetzt nicht mehr missen."

Die Anzahl der schwerbehinderten Arbeitslosen im Bezirk der Arbeitsagentur für Mönchengladbach und den Rhein-Kreis Neuss ist im Jahr 2023 weitgehend stabil geblieben. Festzustellen ist in der langfristigen Betrachtung sogar, dass die Beschäftigung schwerbehinderter Menschen in der Region zwischen Rhein, Niers und Erft steigt und dass das verarbeitende Gewerbe die meisten schwerbehinderten Menschen beschäftigt. "Wir wünschen uns, dass sich Arbeitgeber noch mehr dazu entscheiden, Menschen mit einer Behinderung zu beschäftigen", wirbt Rainer Imkamp, Leiter der Agentur für Arbeit Mönchengladbach, anlässlich einer bundesweiten Aktionswoche aller Arbeitsagenturen zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen.

"Betriebe können vielfältig unterstützt werden, wenn sie einen Arbeitnehmer oder eine Arbeitnehmerin mit Schwerbehinderung einstellen oder ausbilden wollen", berichtet Rainer Imkamp bei einem Besuch in der Tischlerei von Klaus Fischer in Rommerskirchen. Dazu zählt  Fachberater Richard de Maria Cano auf: "Es gibt den Eingliederungszuschuss, die Einstiegsqualifizierung, die Übernahme der Kosten während einer Probebeschäftigung oder den Zuschuss zur Aus- und Weiterbildung. Wir können außerdem bei der behindertengerechten Ausstattung von Arbeitsplätzen unterstützen. Das kann vom Umbau zu einer behindertengerechten Toilette bis zu breiteren Türöffnungen reichen."

Vivien Finken ist nach ihrer Schulzeit auf unterschiedliche Weise von der Agentur für Arbeit unterstützt worden. Die 20-Jährige hat eine Konzentrationsschwäche und absolvierte von 2020 bis 2023 ihre geförderte Ausbildung zur Tischlerin beim Berufsbildungswerk Neuwied. Über ein Praktikum fanden währenddessen Klaus Fischer und sie zusammen, woraus eine wiederum von der Arbeitsagentur geförderte Übernahme nach der Ausbildung in ein festes Arbeitsverhältnis entstand. "Während meiner Schulzeit habe ich an einer Arbeitsgemeinschaft teilgenommen, in der ich aus einem alten Holzbrett ein neues Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel geschaffen habe. Da wusste ich, dass ich beruflich nicht nur etwas Praktisches, sondern etwas mit Holz machen möchte", blickt Vivian Finken auf den Anfang ihrer beruflichen Laufbahn zurück. "Ich bin dann zur Arbeitsagentur gegangen und habe gefragt, wie ich Tischlerin werden kann und welche Unterstützungsmöglichkeiten es für mich mit meiner Konzentrationsschwäche gibt. Ich lernte das Berufsbildungswerk in Neuwied kennen, wo ich zunächst elf Monate lang testen konnte, ob der Beruf der richtige für mich ist. Und weil das so war, bin ich danach dort zur Ausbildung geblieben." Die internatähnliche Einrichtung habe ihr geholfen, selbstständig zu werden und zum Schluss die Gesellenprüfung abzulegen: "Dabei ist das alles in der Corona-Zeit gewesen. Teilweise musste die Schule schließen, und ich war stattdessen zu Hause in Rommerskirchen. Letztlich aber hat mir das sogar geholfen, weil ich mir überlegt hatte, was ich mit der freien Zeit machen könnte – und so bin ich als Praktikantin zur Tischlerei von Klaus Fischer gegangen."

Seit letztem Sommer ist Vivien Finken nun als Gesellin bei Klaus Fischer angestellt. Den Arbeitsalltag hat der Rommerskirchener auf die 20-Jährige angepasst. Sie arbeitet kürzer, kann zwischendurch mal eine zusätzliche Pause einlegen, und gemeinsam wird darauf geachtet, dass die großen Maschinen in der Tischlerei von ihr nicht benutzt werden, wenn sie sich gerade nicht ganz fit fühlt. "Letztlich handelt es sich um kleine Dinge, bei denen wir aufeinander achten. Das lässt sich prima in unseren Arbeitsalltag integrieren", sagt der Betriebsinhaber, der die Tischlerei in dritter Generation führt. "Vivien Finken ist für uns als Gesellin ein Gewinnen." Zumal sein Betrieb dabei auch noch von der Arbeitsagentur und vom Landschaftsverband Rheinland unterstützt wird, könne er nur jedem Personalverantwortlichen dazu raten, auch Bewerber mit Beeinträchtigungen einzustellen: "Gerne gebe ich dazu auch Auskunft."

Arbeitnehmer und Ausbildungsinteressierte können über die kostenfreie Hotline 0800 4555500 mit der Agentur für Arbeit Mönchengladbach einen Beratungstermin vereinbaren. Arbeitgeber können sich über die kostenfrei Hotline 0800 4555520 informieren und zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderung beraten lassen.

Vivien Finken führt bei einer Betriebsbesichtigung vor, wie in einer Tischlerei gearbeitet wird. Ihr schauen Betriebsinhaber Klaus Fischer (v.l.), Rainer Imkamp und Richard de Maria Cano von der Arbeitsagentur über die Schulter. Foto: Agentur für Arbeit Mönchengladbach

Pressegespräch zur Inklusion am Arbeitsmarkt 2023

In einem Pressegespräch informierte die Arbeitsagentur für Mönchengladbach und den Rhein-Kreis Neuss am 12. Dezember 2023 über aktuelle Entwicklungen und Chancen für Menschen mit Behinderung, eine Ausbildung oder Arbeit aufzunehmen.

Wie viele Menschen mit Behinderung werden aktuell von der Arbeitsagentur betreut? Derzeit betreut die Agentur für Arbeit Mönchengladbach rund 1.550 arbeitssuchende und arbeitslose Menschen mit einem beruflichen Rehabilitationsbedarf und/oder einer Schwerbehinderung aus Mönchengladbach und dem Rhein-Kreis Neuss.

Wie entwickelt sich die Arbeitslosigkeit bei Menschen mit Behinderung im Detail? Die Zahl der schwerbehinderten Arbeitslosen im Bezirk der Agentur für Arbeit Mönchengladbach blieb in diesem Jahr weitgehend stabil. Im Zwölfmonatszeitraum bis Oktober 2023 waren im Agenturbezirk Mönchengladbach durchschnittlich 2.111 schwerbehinderte Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 10 Personen oder 0,5 Prozent mehr als im vorherigen Jahresdurchschnitt. Der Anteil der schwerbehinderten Menschen an allen Arbeitslosen sank 2023 wieder und liegt nun im gleitenden Jahresdurchschnitt bei 7,7 Prozent. Zum Vorjahreszeitpunkt hatte der hatte Anteil im gleitenden Jahresdurchschnitt bei 8,0 Prozent gelegen. Festzustellen ist darüber hinaus in der langfristigen Betrachtung, dass die Beschäftigung schwerbehinderter Menschen im Agenturbezirk Mönchengladbach steigt und dass das verarbeitende Gewerbe die meisten schwerbehinderten Menschen beschäftigt.

Wie unterstützt die Arbeitsagentur die Inklusion am Arbeitsmarkt? Die Agentur für Arbeit kann Betriebe unterstützen, wenn sie einen Arbeitnehmer oder eine Arbeitnehmerin mit Schwerbehinderung einstellen oder ausbilden wollen, beispielsweise durch einen Eingliederungszuschuss oder Einstiegsqualifizierung, durch die Übernahme der Kosten während einer Probebeschäftigung oder durch einen Zuschuss zur Aus- und Weiterbildung. Die Arbeitsagentur kann außerdem bei der behindertengerechten Ausstattung von Arbeitsplätzen unterstützen. Das kann vom Umbau zu einer behindertengerechten Toilette bis zu breiteren Türöffnungen reichen. Unterstützt wird vonseiten der Arbeitsagentur auch, wenn es für junge Menschen mit einer Schwerbehinderung nicht sofort im ersten Ausbildungsberuf klappt. Und Integration wird gefördert, indem beispielsweise Fahrdienste organisiert werden, wenn damit für Menschen die berufliche Teilhabe ermöglicht wird.