Woche der Menschen mit Behinderungen: Potentiale nutzen!

Am Samstag ist der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung. Die Bundesagentur für Arbeit organisiert dazu eine Aktionswoche, die Woche der Menschen mit Behinderungen. Wir haben ein Interview geführt mit dem Vorsitzenden der Geschäftsführung, Wilfried Hüntelmann. Wir sprechen mit ihm über die Chancen von Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt, über die zahlreichen Fördermöglichkeiten für Arbeitgeber und über die Vorreiterrolle der Agentur für Arbeit.

02.12.2022 | Presseinfo Nr. 24

Wilfried Hüntelmann, Vorsitzender der Geschäftsführung
Wilfried Hüntelmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit München

 

 

 

Herr Hüntelmann, warum ist die Inklusion von Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt so wichtig?

Wilfried Hüntelmann: Nach unserer Meinung bieten Menschen mit Behinderung für den Arbeitsmarkt ein großes Potential, welches noch nicht ausreichend genug genutzt wird. Viele der schwerbehinderten Arbeitslosen sind ausgebildete Fachkräfte und Spezialisten. Im Bereich unserer Agentur sind das 50 Prozent. Wir möchten darauf hinarbeiten, dass sich in der Gesellschaft und bei den Arbeitgebern die Sichtweise ändert: Zunächst sollte der qualifizierte Arbeitnehmer gesehen werden, der eine Behinderung hat. Und nicht anders herum.
 

 

Schrecken viele Arbeitgeber noch davor zurück, Menschen mit Behinderung einzustellen?

Wilfried Hüntelmann: Per Gesetz ist festgelegt, dass Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitenden mindesten 5 Prozent Schwerbehinderte einstellen müssen, also Personen mit einem anerkannten Grad der Behinderung von mindestens 50. Wir haben aber trotzdem die Erfahrung gemacht: Bewerberinnen und Bewerber mit Behinderung tun sich am Arbeitsmarkt oft schwer und haben das Nachsehen  gegen Bewerber ohne Handicap. So sind in München 4,0 Prozent der Menschen schwerbehindert – in der Altersgruppe von 15 bis 64 Jahren – gleichzeitig haben wir hier eine Arbeitslosigkeit von 7,2 Prozent. Wir müssen dazu noch deutlicher und besser informieren, damit mögliche Vorurteile abgebaut werden.

 

 

Für Arbeitgeber bestehen zahlreiche Fördermöglichkeiten?

Wilfried Hüntelmann: Für Arbeitgeber gibt es zahlreiche Fördermöglichkeiten, wie etwa einen Eingliederungszuschuss. Bis zu drei Jahre lang kann die Agentur einen Teil des Gehaltes übernehmen. Unsere Beraterinnen und Berater informieren nicht nur über die Leistungen, die wir selbst anbieten, sondern weisen auch konkret auf Angebote von anderen Behörden hin. Einen guten Überblick über die Fördermöglichkeiten für Kundinnen und Kunden haben wir aufgelistet unter www.arbeitsagentur.de/menschen-mit-behinderungen.
 

 

Wie konkret sind die Hilfestellungen?

Wilfried Hüntelmann: Das geht oft bis in das kleinste Detail. In Zusammenarbeit mit dem Unternehmen erarbeiten unsere technischen Beraterinnen und Berater ganz praktische Lösungen. Zum Beispiel: Wo muss eine Rampe gebaut werden, damit eine Arbeitnehmerin im Rollstuhl an den Arbeitsplatz kommt. Oder spezielle Tastaturen für Blinde in Brailleschrift, Tabletts für Gehörlose. Das ist erfreulich, dass unsere Beraterinnen und Berater hier ganz praktische Lösungen finden. Natürlich lernen wir jeden Tag dazu.
 

 

Hand auf´s Herz: Die Agentur für Arbeit München ist selbst ein großer Arbeitgeber, mit rund 1.500 Mitarbeitenden. Erfüllen sie denn die Quote?

Wilfried Hüntelmann: Ich bin sehr froh darüber: Wir leben hier wirklich unsere Vorreiterrolle. In ganz Deutschland hat die Bundesagentur für Arbeit 11,3 Prozent Beschäftigte mit einer Behinderung. Hier in München übertreffen wir diesen sehr guten Wert sogar noch einmal. 185 unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben eine Schwerbehinderung, das sind rund 13 Prozent aller Beschäftigten. Und wir haben diese Personen immer als besonders motivierte und besonders loyale Mitarbeitende kennengelernt, die lange bei einem Arbeitgeber bleiben. Ich kann jedem Arbeitgeber nur raten, dieses Potential voll zu nutzen!