Der Arbeitsmarkt im April:

„Der Arbeitsmarkt hat im April seine Erholung - trotz der weiter anhaltenden Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und der Eindämmungsmaßnahme - fortgesetzt und beschert der Seenplatte sinkende Arbeitslosenzahlen. Allerdings kann von einer vollständigen Erholung am Jobmarkt keine Rede sein, noch immer sind mehr Menschen arbeitslos als vor Corona. Allerdings, und das macht Hoffnung: Fachkräfte sind gefragt. Und Betriebe stellen tendenziell wieder mehr ein und entlassen seltener“, sagte der Chef der Neubrandenburger Arbeitsagentur – Thomas Besse - heute anlässlich der monatlichen Pressekonferenz.

03.05.2022 | Presseinfo Nr. 24

Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Überblick

Insgesamt 12.257 Arbeitslose: ein Plus von 1,9 Prozent im Vergleich zum April 2020

Sinkende Arbeitslosenzahlen im Vergleich zum Vormonat nur im Rechtskreis SGB III

Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 9,4 Prozent

Weniger Arbeitslosmeldungen und mehr Abmeldungen in Arbeit als im April 2020

Zahl der freien Arbeitsstellen über Vorjahresniveau

Kurzarbeit sichert Arbeitsplätze und verhindert Arbeitslosigkeit

Mit 7,6 Prozent niedrigste Arbeitslosenquote in Neubrandenburg Umland – Höchste mit 12 Prozent in der Hauptagentur Neubrandenburg

Neubrandenburg | Im April waren in der Seenplatte 218 Menschen weniger arbeitslos gemeldet als im März. Insgesamt 12.257. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 9,4. Prozent. Im Vergleich zum April des Vorjahres sind es 235 Arbeitslose mehr.

Thomas Besse: „Trotz der Sorgen, die uns allen die Corona-Virus-Pandemie bereitet, hat sich der April am Arbeitsmarkt in der Seenplatte – unter dem Eindruck der Frühjahrsbelebung - positiv entwickelt. Anders als etwa der Einzelhandel, das Gastgewerbe und viele Dienstleister kommen Industrie, Bau, Handwerk aber auch der nicht-stationäre Handel derzeit vergleichsweise gut durch die Krise. Die zunehmende Wirkung der Impfkampagne wird dazu führen, dass sich der Arbeitsmarkt im Jahresverlauf schrittweise erholt.“ Zugleich sagte der Arbeitsagenturchef: „Abhängig ist die weitere Entwicklung aber vor allem vom Verlauf der Pandemie.“ In den drei Jahren vor Corona ist die Arbeitslosigkeit im April im Schnitt um 1.200 Personen zurückgegangen. Im April 2020 um 619 gestiegen. Und im ablaufenden April wieder gesunken (- 218).

Positiv stimme ihn auch, sagte Besse, dass Wissenschaftler des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) erwarten, dass trotz der Corona-Pandemie die Arbeitslosigkeit in Mecklenburg-Vorpommern im Jahresdurchschnitt um 9,7 Prozent sinkt. Zudem sollte es zumindest ein Jobwachstum von 0,4 Prozent geben. „Unsere wissenschaftlichen Kollegen*innen vom IAB rechnen – für unser Bundesland -  mit durchschnittlich 577.400 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Das wären 2.400 Beschäftigte mehr als im Jahresdurchschnitt 2020.“

Die Zahl der Menschen, die im April - aus der Arbeitslosigkeit heraus - eine Arbeit finden konnten, liegt mit 938 Personen deutlich über der Zahl derer, die sich neu oder erneut arbeitslos melden mussten (673). Der Arbeitsagenturchef sieht darin zwei Entwicklungen. „Zum einen sichert die Kurzarbeit aktuell - während des Lockdown - weiter erfolgreich Arbeitsplätze und verhindert Arbeitslosigkeit. Wir sehen aber zweitens auch, dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber nach den Entlassungen des vergangenen Jahres nun Fachkräfte einstellen, um schnell wieder wirtschaftlich in Fahrt kommen zu können.“

Kurzarbeit sichert Arbeitsplätze und verhindert Arbeitslosigkeit

Ohne Kurzarbeit läge die Arbeitslosigkeit noch einmal deutlich höher. Im April wurde für 493 Menschen im Landkreis vorsorglich Kurzarbeit angezeigt – 145 mehr als im März. Nach aktuellen Hochrechnungen befanden sich im Oktober 2020, 4.480 Mitarbeitende – aus 739 Unternehmen - in Kurzarbeit.

Zu- und Abgänge

673 Männer und Frauen mussten sich im April nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes in der Seenplatte neu oder erneut arbeitslos melden. Das sind 15 oder 2 Prozent mehr als im März. 398 oder 37 Prozent weniger als im April 2020.

938 Arbeitslose konnten ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt beenden. Das sind 114 oder 14 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.

Damit übersteigen im April die Arbeitsaufnahmen (938) die Arbeitslosmeldungen aus Beschäftigung (673).

Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Personengruppen

Nach Personengruppen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit recht unterschiedlich. Die Spanne der Veränderungen reicht im April von –0,1 Prozent bei 50-Jährigen und Älteren bis +10 Prozent bei Ausländern.

Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Rechtskreisen

Im Bereich der Arbeitslosenversicherung nach dem Sozialgesetzbuch III, also bei all denjenigen, die Arbeitslosengeld I erhalten, waren im April 4.213 Menschen arbeitslos. 455 weniger als im Vormonat und 78 weniger als im April 2020. Das entspricht einem Rückgang von 2 Prozent.

Die Zahl der Bezieher von Arbeitslosengeld II nach dem Sozialgesetzbuch II - umgangssprachlich Hartz-IV-Empfänger genannt - lag im April bei 8.044 Arbeitslosen. 237 mehr als im März und 313 mehr als im April 2020.

Die Unterbeschäftigung zeichnet ein realistischeres Bild von der Verfassung des Arbeitsmarktes. Dabei werden neben Arbeitslosen auch Teilnehmer in Maßnahmen, Weiterbildungen und arbeitsunfähig Erkrankte erfasst. Die Zahl der Menschen in Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) lag im April bei 15.144. Das waren 290 oder 2 Prozent weniger als im Vormonat – 103 oder 1 Prozent mehr als im April 2020.

Ohne den Entlastungseffekt der arbeitsmarktpolitischen Förderinstrumente läge die Zahl der Arbeitslosen – ausgewiesen durch die so genannte „Unterbeschäftigung“ – um 2.887 höher und die Arbeitslosenquote bei 11,3 Prozent.

Geldleistungen

Insgesamt 3.880 Personen erhielten im April Arbeitslosengeld, 16 weniger als vor einem Jahr. Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) lag im April bei 15.514. Gegenüber April 2020 war dies ein Rückgang von 1.272 Personen.

Gemeldete Arbeitsstellen

Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen ist auf 2.699 Stellen gestiegen. Gegenüber dem Vorjahresmonat (April 2020) bedeutet dies ein Anstieg von 129. Die Arbeitskraftnachfrage der Unternehmen lässt sich eindeutiger am Zugang an offenen gemeldeten Stellen ablesen: Im Vergleich zum Vormonat ein Rückgang des Stellenzugangs um 59 – zum Vorjahresmonat ein Plus um 25.

Die größte Nachfrage gab es im April aus den Bereichen:  Callcenter und Zeitarbeit 529 freie Stellen im Bestand); Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung (331 freie Stellen im Bestand); Baugewerbe (317); im verarbeitenden Gewerbe (295); Gastgewerbe (258) sowie Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (244).

Unternehmen in der Seenplatte, die noch keinen festen Ansprechpartner haben, erreichen den Arbeitgeberservice telefonisch unter der kostenfreien Arbeitgeber-Service-Rufnummer: 0800 4 5555 20.

Der Arbeitsmarkt in den Dienststellen des Agenturbezirks

Im Agenturbezirk Neubrandenburg entwickelte sich der Arbeitsmarkt im April recht unterschiedlich. Am günstigsten war die Veränderung der Arbeitslosigkeit in Malchin; dort sank der Bestand an Arbeitslosen gegenüber dem Vorjahresmonat um 6 Prozent. Dem gegenüber steht die Entwicklung in Neubrandenburg mit einer Zunahme von 7 Prozent.

Ausbildungsmarkt

Aktuelle Daten weisen für das neue Berufsberatungsjahr 2020/21 auf eine stabile Situation hin. Von Oktober 2020 bis April 2021 meldeten sich - bei der Arbeitsagentur und den Jobcentern im Landkreis - 951 Bewerber für eine Ausbildungsstelle. Das waren 205 oder 18 Prozent weniger als vor einem Jahr. Gleichzeitig waren 1.484 Ausbildungsstellen gemeldet, 42 oder 3 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.

Am häufigsten waren Ausbildungsstellen gemeldet für Kaufleute im Einzelhandel mit (89); Koch/Köchin (52); Verkäuferinnen und Verkäufer (52); Berufskraftfahrer*innen (46 und Restaurantfachmann/frau mit 44 Ausbildungsangeboten. Der Ausbildungsmarkt ist im April noch stark in Bewegung. Deshalb ist es für eine fundierte Bewertung noch zu früh.