Der Arbeitsmarkt im Dezember und Jahresbilanz 2022: Arbeitslosigkeit steigt saisonbedingt

„Die Arbeitslosigkeit ist im Dezember aus jahreszeitlichen Gründen gestiegen. Der Bedarf nach neuen Mitarbeitern bewegt sich aber weiter auf hohem Niveau. Insgesamt zeigt sich der Arbeitsmarkt in der Seenplatte stabil und robust.“, sagt der Chef der Neubrandenburger Arbeitsagentur, Thomas Besse, heute anlässlich der monatlichen Pressekonferenz.

03.01.2023 | Presseinfo Nr. 2

Im Dezember waren in der Seenplatte 422 Menschen mehr arbeitslos gemeldet als im November. Insgesamt 11.372. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 8,9 Prozent. Im Vergleich zum Dezember des Vorjahres 999 Arbeitslose mehr. Die Zahl der sv-pflichtig Beschäftigten entwickelt sich mit 93.090 (Stand Juni 2022) wieder Richtung Vor-Pandemie-Niveau und ist damit sogar höher als 2021.
Angesichts der ungewissen wirtschaftlichen Herausforderung infolge des Angriffskrieges auf die Ukraine zeigt sich der Arbeitsmarkt stabil. Die Arbeitslosigkeit ist im Dezember aus jahreszeitlichen Gründen gestiegen. 

Arbeitsmarktdaten für Geflüchtete aus der Ukraine
Bis Mitte Dezember wurden 662 arbeitslose Ukrainerinnen und Ukrainer in den Jobcentern betreut. 39 weniger als im November. Und 657 mehr als im Dezember des Vorjahres.

Zu- und Abgänge
975 Männer und Frauen mussten sich im Dezember nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes in der Seenplatte neu oder erneut arbeitslos melden. Das sind 2 weniger als im Dezember 2021. 416 Arbeitslose konnten ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt beenden. Das sind 57 weniger als im Vorjahresmonat. Damit übersteigen im Dezember die Arbeitslosmeldungen aus Beschäftigung (975) die Arbeitsaufnahmen (416).

Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Personengruppen
Nach Personengruppen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit recht unterschiedlich, allerdings waren bei allen ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahresmonat zu verzeichnen. Die Spanne der Veränderungen reicht im Dezember von +130,9 Prozent bei Ausländern bis +2,2 Prozent bei Personen 50 Jahre und älter.

Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Rechtskreisen
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung nach dem Sozialgesetzbuch III, also bei all denjenigen, die Arbeitslosengeld I erhalten, waren im Dezember 3.723 Menschen arbeitslos. 399 mehr als im Vormonat und 411 mehr als im Dezember 2021. Das entspricht einem Zuwachs von 12,4 Prozent.
Die Zahl der Bezieher von Bürgergeld nach dem Sozialgesetzbuch II lag im Dezember bei 7.649 Arbeitslosen. 23 mehr als im November aber 588 mehr als im Dezember 2021. 
Die Unterbeschäftigung zeichnet ein realistischeres Bild von der Verfassung des Arbeitsmarktes. Dabei werden neben Arbeitslosen auch Teilnehmer in Maßnahmen, Weiterbildungen und arbeitsunfähig Erkrankte erfasst. Die Zahl der Menschen in Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) lag im Dezember bei 14.130 das waren 439 oder 3,2 Prozent mehr als im Vormonat – 990 oder 7,5 Prozent mehr als im Dezember 2021.
Ohne den Entlastungseffekt der arbeitsmarktpolitischen Förderinstrumente läge die Zahl der Arbeitslosen – ausgewiesen durch die so genannte „Unterbeschäftigung“ – um 2.758 höher und die Arbeitslosenquote bei 10,8 Prozent. 

Geldleistungen
Insgesamt 3.607 Personen erhielten im Dezember Arbeitslosengeld, 548 mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) lag im Dezember bei 14.564. Gegenüber Dezember 2021 war dies ein Zuwachs von 417 Personen.

Gemeldete Arbeitsstellen 
Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen liegt bei 2.934. Gegenüber dem Vorjahresmonat (Dezember 2021) bedeutet dies ein Rückgang von 25. Die Arbeitskräftenachfrage der Unternehmen lässt sich eindeutiger am Jahresdurchschnittsbestand an 3.183 gemeldeten Arbeitsstellen ablesen. Die größte Nachfrage gab es im Dezember aus den Bereichen: Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung (387 freie Stellen im Bestand), im Baugewerbe (386), im verarbeitenden Gewerbe (340) sowie Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (334). 
Unternehmen in der Seenplatte, die noch keinen festen Ansprechpartner haben, erreichen den Arbeitgeberservice telefonisch unter der kostenfreien Arbeitgeber-Service-Rufnummer: 0800 4 5555 20.

Der Arbeitsmarkt in den Dienststellen des Agenturbezirks
Im Agenturbezirk Neubrandenburg entwickelte sich der Arbeitsmarkt im Dezember relativ einheitlich. In allen Regionen war im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Zuwachs zu verzeichnen. Am geringsten war die Veränderung der Arbeitslosigkeit in Demmin; dort stieg der Bestand an Arbeitslosen gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,1 Prozent. Dem gegenüber steht die Entwicklung in Neubrandenburg mit einer Zunahme von 15,8 Prozent.

Jahresbilanz 2022 und Ausblick 2023
Der Angriffskrieg auf die Ukraine im Februar 2022 hat die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt vor große Herausforderungen gestellt. Dennoch ist die Arbeitslosigkeit nach einem saisonbedingten Anstieg im Januar und Februar seit März kontinuierlich gesunken. Durch die, durch die EU, in Kraft gesetzte sogenannte Massenzustrom-Richtlinie, besteht für alle geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer der Arbeitsmarktzugang und seit dem 1. Juni die Möglichkeit, in den Jobcentern einen Antrag auf Grundsicherung für Arbeitssuchende zu stellen.  Von Februar bis einschließlich Mai konnten Ukrainerinnen und Ukrainer Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten. Mit Übernahme in das SGB II stiegen somit die Arbeitslosenzahlen ab Juni an. Jahresdurchschnittlich hat sich die Arbeitslosenzahl im Vergleich zum Vorjahr jedoch auf 10.818 verringert und ist damit der niedrigste Jahresdurchschnittswert in der Seenplatte. „Dies zeigt auch die Robustheit des hiesigen Arbeitsmarktes. Trotz des Krieges und der damit einhergehenden politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten ist auch der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen (Jahresdurchschnittswert) mit 3.183 der höchste Wert in der Seenplatte. Diese Indikatoren verweisen auf den hohen Bedarf an Fach- und Arbeitskräften. Dem gegenüber stehen der demografische Faktor und der Qualifizierungsbedarf von Arbeitslosen und Beschäftigten.“ weiß Besse.

Zum Jahreswechsel hat das Bürgergeld das Arbeitslosengeld II und das Sozialgeld abgelöst. Dies erfolgt in zwei Schritten. In einem ersten Schritt wurden zum Jahresanfang u. a. der Regelbedarf erhöht und eine Bagatellgrenze eingeführt. In einem zweiten Schritt werden Mitte des Jahres z. B. die Kernelemente zu Weiterbildung und Qualifizierung eingeführt. Mit dem neuen Bürgergeldgesetz werden die dauerhafte Integration in Arbeit und die Verbesserung der Arbeitsmarktchancen durch Qualifizierung und Berufsausbildung stärker in den Fokus gerückt. „So gibt es nun weitreichendere Möglichkeiten und Instrumente (wie z.B. Weiterbildungsgeld, -prämien oder auch den Bürgergeldbonus) den Qualifizierungsbedarf unserer Kundinnen und Kunden in beiden Rechtskreisen zu decken und mit den höheren Freibeträgen bei Erwerbseinkommen ist auch der Anreiz zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit höher. Pünktlich zum Start des Bürgergeldes ist die Antragstellung auch online möglich.“, weiß der Agenturchef.

  • Die Zahl der Arbeitslosen lag im Jahresdurchschnitt bei 10.818. Damit waren 438 oder 3,9 Prozent weniger Männer und Frauen arbeitslos als 2021.
  • Das Kundenzentrum der Agentur für Arbeit, verantwortlich für den Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III), betreute im Jahr 2021 jahresdurchschnittlich 3.369 Männer und Frauen. Das sind 374 oder 10 Prozent weniger als in 2021.
  • Die Jobcenter im Landkreis, verantwortlich für die Grundsicherung nach dem zweiten Buch des Sozialgesetzbuchs (SGB II), zählten im Jahresschnitt 7.449 Arbeitslose. Das sind 63 Personen oder 0,8 Prozent weniger als 2021.
  • Die Arbeitslosenquote betrug im Jahresdurchschnitt 8,4 Prozent. Ein Minus von 0,3 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr 2021.
  • Die Zahl der Entlassungen lag 2022 in der Jahressumme über dem Vorjahreswert von 10.731. Im Verlauf des Jahres 2022 mussten sich nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes 11.352 Männer und Frauen in der Seenplatte arbeitslos melden. Das waren 621 oder 5,8 Prozent mehr als vor einem Jahr.
  • Im Jahr 2022 beendeten mit 6.852 864 Männer und Frauen weniger ihre Arbeitslosigkeit durch die Aufnahme einer Arbeit am ersten Arbeitsmarkt als vor einem Jahr.