Arbeitsmarkt in Mittelholstein 2021

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie im Jahr 2020 führten zu einer hohen Zahl arbeitsloser Menschen, mit denen wir in das Jahr 2021 starteten. Die Entwicklung am Arbeitsmarkt hat sich mit einer Stabilisierung der Corona-bedingten Rahmenbedingungen im Jahresverlauf dann deutlich verbessert.

24.01.2022 | Presseinfo Nr. 4

Arbeitsmarkt in Mittelholstein 2021: Aufwärtstrend trotz Corona-Pandemie – auch dank Kurzarbeit


„Die Auswirkungen der Corona-Pandemie im Jahr 2020 führten zu einer hohen Zahl arbeitsloser Menschen, mit denen wir in das Jahr 2021 starteten. Die Entwicklung am Arbeitsmarkt
hat sich mit einer Stabilisierung der Corona-bedingten Rahmenbedingungen im Jahresverlauf dann deutlich verbessert. Dank Kurzarbeit konnte die Beschäftigung auch 2021 vielfach gesichert
und Arbeitslosigkeit verhindert werden. So entwickelte sich der Arbeitsmarkt im Jahresverlauf insgesamt positiv. Wir starten daher mit einer deutlich besseren Ausgangslage in
das Jahr 2022,“ so Michaela Bagger, Leiterin der Agentur für Arbeit Neumünster.


Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung gesunken

Die Zahl der Arbeitslosen verringerte sich im Vergleich zum Vorjahr im Jahresdurchschnitt 2021 um 2,8 Prozent, bleibt aber über dem Jahresdurchschnitt von 2019. Dies ist auf die
Auswirkungen der Corona-Pandemie zurückzuführen: Infolge der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Krise haben Beschäftigte ihre Arbeitsstelle verloren und weniger Arbeitslose
haben eine Beschäftigung oder selbständige Tätigkeit aufgenommen. Der Rückgang der Teilnehmenden an Qualifizierungsmaßnahmen spielte ebenfalls eine Rolle. Die Besserung
der pandemischen Lage ab Frühjahr 2021 führte dann auch zu einer Erholung am Arbeitsmarkt.

Dabei ist die Arbeitslosigkeit ausschließlich im Rechtskreis SGB III (Arbeitslosengeld I) gesunken. Saisonale Schwankungen und Konjunkturabhängigkeit wirken sich dort stärker aus.
Im Jahresdurchschnitt 2021 liegt die Arbeitslosigkeit im SGB III bei 4.285 Personen (minus 463 oder 10,8 Prozent), im SGB II bei 5.939 Personen (plus 180 oder 2,9 Prozent).

Insgesamt konnten vom Aufwärtstrend besonders die jüngeren Menschen unter 25 Jahren profitieren (minus 102 oder 9,0 Prozent). Ältere Menschen ab 55 Jahren waren dagegen häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen (plus 147 oder 6,6 Prozent).

Die Langzeitarbeitslosigkeit ist im Jahresdurchschnitt 2021 dagegen um 673 oder 22,6 Prozent angestiegen. Betroffen ist hier insbesondere der Rechtskreis SGB II (plus 660 oder 25,1 Prozent).


Der Bestand an Arbeitslosen ist abhängig von der Zahl der Zugänge in und der Abgänge aus Arbeitslosigkeit. Interessant ist hier vor allem der Vergleich der Entwicklung in 2021 zu der
Situation vor der Coronakrise: Insbesondere bei den Zu- und Abgängen aus und in Erwerbstätigkeit zeigt sich in 2021 eine deutlich geringere Dynamik. So wurden in 2021 aus einer
Erwerbstätigkeit heraus 8.799 Menschen arbeitslos, das entspricht einem Rückgang von minus 12,1 Prozent gegenüber 2019. Gleichzeitig gelang es 8.497 Menschen, ihre Arbeitslosigkeit
durch eine Arbeitsaufnahme zu beenden, 6,5 Prozent weniger als in 2019.


Auch die Unterbeschäftigung, bei der neben Arbeitslosen z.B. Personen in Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit mitzählen, hat sich im Jahr 2021
verringert. Im Jahresdurchschnitt 2021 lag sie in Mittelholstein bei 13.156 Personen gegenüber 13.537 im Jahresdurchschnitt 2020 (minus 381 oder 2,8 Prozent). In der Stadt Neumünster
waren es im 4.955 – 196 oder 1,7 Prozent weniger als 2020 und im Kreis Rendsburg-Eckernförde waren es 8.201 – 293 oder 3,4 Prozent weniger als 2020.

 

Zahl der Menschen in Kurzarbeit rückläufig

Die Kurzarbeit als das wichtigste arbeitsmarktpolitische Instrument zur Beschäftigungssicherung wurde in der Corona-Pandemie auch 2021 häufig genutzt.
Infolge der Corona-Krise wurde im April 2020 ein Höchstwert an Anzeigen auf Kurzarbeit erreicht.
Bis zum Frühjahr 2021 folgte die Entwicklung im Wesentlichen den erfolgten Einschränkungen und Lockerungen für die Wirtschaft und das öffentliche Leben. Im Jahresverlauf
wurde Kurzarbeit zunehmend auch in Anspruch genommen, weil Firmen sich den indirekten Folgen der Pandemie (Lieferengpässe von Rohstoffen und Vorprodukten) ausgesetzt
sahen.


Gab es im Zeitraum von April 2020 bis Dezember 2020 noch 4.013 Anzeigen für potentiell 41.679 betroffene Mitarbeitende, waren es im Zeitraum April 2021 bis Dezember 2021 mit
222* deutlich weniger Anzeigen und mit 1.878* deutlich weniger potentiell Betroffene (minus 94,5 bzw. 95,5 Prozent).
Die Entwicklung wird noch deutlicher, sieht man sich die Spanne der minimalen und maximalen Kurzarbeiterquoten seit Januar 2020 an: Mit 2,5 Prozent wies die Kurzarbeiterquote im
Juni 2021** den niedrigsten Stand während der Coronakrise aus.
Bezogen auf die Antragseingänge vom März 2020 bis November 2021 waren Betriebe und ihre Mitarbeitenden aus folgenden Bereichen mit besonders hohem Anteil betroffen: der Einzelhandel
(ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) mit 12,8 Prozent, das Gesundheitswesen mit 8,0 Prozent, der Bereich vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
sowie die Gastronomie mit jeweils 7,4 Prozent.


Arbeitskräftenachfrage erholte sich

Mit dem Abschwächen der Auswirkungen der Corona-Pandemie lässt sich eine Stabilisierung der Arbeitskräftenachfrage feststellen.

Der Zugang an gemeldeten sozialversicherungspflichtigen Arbeitsstellen stieg im Jahr 2021 um 1.014 oder 15,7 Prozent auf 7.480. Den höchsten Anteil gemeldeter Stellen verzeichneten
die Arbeitnehmerüberlassung (21,1 Prozent), die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen*** (14,3 Prozent), der Handel und die Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen
(13,6 Prozent) und die Öffentliche Verwaltung (10,4 Prozent).

Für die Stadt Neumünster zeigte sich ein Anstieg um 211 oder 9,5 Prozent auf 2.428. Den höchsten Anteil hatten die Arbeitnehmerüberlassung (25,1 Prozent), der Handel und die Instandhaltung
und Reparatur von Kraftfahrzeugen (20,8 Prozent), die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (13,8 Prozent) und die Öffentliche Verwaltung (7,6 Prozent).

Im Kreis Rendsburg-Eckernförde zeigte sich ein Anstieg um 803 oder 18,9 Prozent auf 5.052 gemeldete Stellen. Den höchsten Anteil verzeichneten die Arbeitnehmerüberlassung (19,1
Prozent), die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (14,6 Prozent), die Öffentliche Verwaltung (11,8 Prozent) und das Gesundheits- und Sozialwesen (11,7 Prozent).


Beschäftigte

Daten zur Beschäftigung liegen aktuell zum Stichtag 30.06.2021 vor. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Bezirk der Agentur für Arbeit Neumünster ist im Vergleich
zum Vorjahresquartal (Stichtag 30.06.2020) um 2,1 Prozent auf 123.718 gestiegen. In Schleswig-Holstein lag das Wachstum ebenfalls bei 2,1 Prozent.

Den größten Anteil an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Mittelholstein hat das Gesundheits- und Sozialwesen (17,5 Prozent), gefolgt vom Handel und der Instandhaltung
und Reparatur von Kraftfahrzeugen (17,3 Prozent), der Erbringung wirtschaftlicher Dienstleistungen (13,0 Prozent) und dem verarbeitenden Gewerbe (11,4 Prozent). Der Anteil
der Zeitarbeit liegt bei 0,7 Prozent.
Verringert hat sich die Zahl der ausschließlich geringfügig Beschäftigten um 0,9 Prozent auf 19.793.


Ausblick

„Wie stark und mit welchen Einflüssen auf den Arbeitsmarkt sich der Fortgang der Corona-Pandemie weiterhin auswirken wird, lässt sich nur schwer voraussagen. Ich bin aber eher
optimistisch, dass sich der positive Trend des vergangenen Jahres fortsetzen kann. Klar ist:
Wichtige Handlungsfelder für dieses Jahr haben sich durch die Entwicklung gefestigt,“ erläutert Bagger: „Es gilt, Langzeitarbeitslosigkeit zu vermeiden und dort, wo sie bereits besteht,
zu verringern, indem ein Weg für eine Integration zurück in die Beschäftigung bereitet wird.“

Mit der demografischen Entwicklung sinkt die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter. Dem geringeren Erwerbspersonenpotential steht ein höherer Bedarf an qualifizierten Fachkräften
gegenüber. Bereits jetzt gibt es in vielen Branchen einen Fachkräftemangel. „Berufliche Qualifizierung und betriebliche Berufsausbildung werden weitere wichtige Handlungsfelder
sein. Sowohl für arbeitslose Menschen als auch für Beschäftigte in Betrieben“, so Bagger.

„Die bereits fortgeschrittene Digitalisierung unserer Dienstleistungen bildet einen weiteren Baustein. Neben den bereits vorhandenen eServices hat die Bundesagentur für Arbeit (BA)
die BA-Mobil-App für alle eingeführt, die bereits ein BA-Benutzerkonto und eine persönliche Ansprechperson in ihrer Agentur für Arbeit haben. Durch die App bleiben sie unkompliziert
mit ihrer Agentur für Arbeit in Verbindung, können z. B. Termine einsehen und auf Postfächer zugreifen.

Viel Erfahrung haben die Beratungsfachkräfte außerdem inzwischen in der Videoberatung gesammelt. So waren und sind wir auch weiterhin für unsere Kunden und Kundinnen trotz
Kontaktbeschränkungen erreichbar und arbeiten dabei effektiv und kundenfreundlich,“ ist sich Bagger sicher.






* Vorläufig geprüfte Anzeigen und darin genannte Personenzahl für den aktuellen Berichtsmonat bis zum 27.12.2021.
** Belastbare Daten über die Anzahl der tatsächlich von Kurzarbeit betroffenen Betriebe und Beschäftigten („realisierte Kurzarbeit“) liegen aufgrund des drei Monate währenden Abrechnungszeitraums erst mit einer 5-monatigen Wartezeit vor.
*** Darunter finden sich z. B. die Bereiche Vermietung von beweglichen Sachen, Vermittlung- und Überlassung von Arbeitskräften, Reisebüros und -veranstalter, Wach- und Sicherheitsdienste, Gebäudebetreuung, Sekretariats- und Schreibdienste.