Ausbildungsmarktbilanz 2021/2022 der Arbeitsagentur Neuwied

Ausbildungsmarktbilanz 2021/22 der Arbeitsagentur Neuwied Viele Ausbildungsstellen bleiben unbesetzt Viele Jugendliche bevorzugen weiterführende Schulen oder studieren

11.11.2022 | Presseinfo Nr. 58

Die Zeiten, in denen junge Leute bangen mussten, ob sie eine Lehrstelle ergattern, und sich gegen viele Konkurrenten durchsetzen mussten, sind vorbei. Seit Jahren geraten die Arbeitgeber immer stärker in die Situation, sich um den eigenen Fachkräftenachwuchs bemühen zu müssen, und werben mit Benefits wie attraktiven Arbeitszeitmodellen, Übernahmegarantien oder einem Firmenwagen für Azubis. Mancher Betrieb findet dennoch keinen passenden Bewerber und die Lehrstellen bleiben unbesetzt. Die Ausbildungsbilanz 2021/22 der Agentur für Arbeit Neuwied spiegelt die Entwicklung und die aktuelle Situation sehr deutlich.

Das Ausbildungsjahr beginnt am 1. Oktober 2021 und endet zum 30. September 2022. Während dieser zwölf Monate meldeten sich im Agenturbezirk (Kreise Neuwied und Altenkirchen) 1.578 junge Menschen mit dem Wunsch, eine Ausbildung zu machen; das sind 282 Personen (15,2 Prozent) weniger als im gleichen Zeitraum 2020/21. Zeitgleich meldeten die Betriebe 2.133 Ausbildungsplätze. Hier gibt es ein Plus von 76 Lehrstellen (3,7 Prozent). Am Stichtag 30. September wurden 41 Bewerberinnen und Bewerber gezählt, die noch auf der Suche sind. Auf der anderen Seite stehen 311 unbesetzte Ausbildungsstellen.

„Die Zahl der jungen Menschen, die eine duale Ausbildung absolvieren möchten, ist bereits vor der Pandemie stetig gesunken“, sagt Karl-Ernst Starfeld, Vorsitzender der Agentur für Arbeit Neuwied. „Das ist zum einen demografisch bedingt, aber auch, weil sich das Bildungsverhalten verändert hat. Viele junge Menschen möchten mit der Unterstützung ihrer Elternhäuser weiter zur Schule gehen oder studieren.“ Auch seien Passungsprobleme ein wichtiger Faktor – sprich, Angebot und Nachfrage stimmen nicht überein. Dies kann an den Berufswünschen der jungen Menschen liegen, die sich nicht mit den angebotenen Stellen erfüllen lassen, oder aber die Qualifikation der Bewerber passt nicht zum Anforderungsprofil des Betriebes.

837 der gemeldeten BewerberInnen, also mehr als die Hälfte (53 Prozent), sind inzwischen in einer Ausbildung gelandet. 117 haben eine Berufstätigkeit aufgenommen.  268 Jugendliche (17 Prozent) haben sich für einen weiteren Schulbesuch oder ein Praktikum, 239 (15,1 Prozent) für ein Studium entschieden. 49 Personen (3,1 Prozent) werden gefördert, etwa über eine Berufsvorbereitung oder Einstiegsqualifizierung. Andere engagieren sich gemeinnützig, z.B. im Bundesfreiwilligendienst. Bei 289 Jugendlichen ist der Verbleib noch unklar, hier haben die Berufsberater noch keine Rückmeldung über den gewählten Weg erhalten.

Die Agentur für Arbeit Neuwied spielt für den regionalen Matching-Prozess, also dem Zusammenführen von Bewerbenden und Ausbildungsbetrieben, eine wichtige Rolle. Die Berufsberatung der Arbeitsagentur ist in allen Schulen des Agenturbezirks vertreten und auf vielen Kommunikationswegen (Telefon, Mail, Videotermin, Präsenz) unterwegs, um Jugendliche zu erreichen. Auch auf Ausbildungsmessen und Azubi-Speed-Datings ist die Agentur vor Ort. Die Berufsberater können umfangreiche Informationen rund um das Thema Ausbildung geben, Alternativen vorstellen, Verdienst- und Karrieremöglichkeiten vorstellen.

Der Arbeitgeberservice ist Ansprechpartner der Ausbildungsbetriebe, der Ausbildungsangebote aufnimmt und bei der Besetzung unterstützt. Weiterhin können Arbeitgeber hier Fördermöglichkeiten für Auszubildende erhalten, die besondere Unterstützung benötigen, wie die Assistierte Ausbildung (AsA). „Es kann für die Unternehmen, die vielleicht nicht den perfekten Bewerber gefunden haben, eine wirklich gute Idee sein, einen Jugendlichen mit mäßigen Schulleistungen oder sonstigen Defiziten in die nähere Auswahl zu nehmen“, so der Agenturchef. „Oftmals entwickeln sich gerade diese Azubis im neuen Aufgabengebiet hervorragend. Wir haben schon erstaunliche Beispiele erlebt, was mit geförderter Ausbildung begann, wurde zur Erfolgsgeschichte mit Meisterbrief.“ Denn eines ist gewiss: Jede heute nicht besetzte Ausbildungsstelle ist eine fehlende Fachkraft von morgen.

Informationen, Beratung und Vermittlung bekommen Jugendliche über die Berufsberatung (Neuwied.151-BBvE@arbeitsagentur.de oder Hotline 0800 4 5555 00), Betriebe beim Arbeitgeberservice (Telefon 0800 4 5555 20). Die Rufnummern und das gesamte Angebot sind kostenfrei.

Übersicht Ausbildungsmarkt 2021/22

2021/2022

Vorjahr 2020/2021

Veränderung zum Vorjahr

gesamter Agenturbezirk

Bewerber

1578

1860

-282

Davon noch unversorgt

41

32

9

Ausbildungsstellen

2129

2053

76

Davon unbesetzt

311

333

-22

Landkreis Altenkirchen

Bewerber

662

823

-161

Davon noch unversorgt

19

16

3

Ausbildungsstellen

698

724

-26

Davon unbesetzt

123

96

27

Landkreis Neuwied

Bewerber

916

1037

-121

Davon noch unversorgt

22

16

6

Ausbildungsstellen

1431

1329

102

Davon unbesetzt

188

237

-49