Es muss noch besser gelingen, junge Leute von einer Ausbildung zu überzeugen

Rückgänge bei Bewerbern/-innen und offenen Ausbildungsplätzen

02.11.2023 | Presseinfo Nr. 53

Die Pressekonferenz der Agentur für Arbeit Offenbach, der Industrie- und Handelskammer (IHK) Offenbach und der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main zum Ausbildungsmarkt fand in diesem Jahr beim Elektroanlagenbauer EAB in Dietzenbach statt. Hier präsentierten die Arbeitsmarktakteure die aktuelle Bilanz des Ausbildungsmarktes 2022/23. Dr. Dieter Lang, Bürgermeister von Dietzenbach, war ebenfalls anwesend.

Die EAB Elektroanlagenbau GmbH Rhein/Main ist ein innovatives und expandierendes Unternehmen im Bereich Elektrotechnik mit rund 400 Mitarbeiter/innen im Rhein-Main-Gebiet. Die EAB gehört zur Elevion Group, die in 12 Ländern mit rund 4.000 Mitarbeitern/-innen vertreten ist. Die Elevion Group gehört zu Europas führenden Anbietern für End-to-End-Lösungen zur Dekarbonisierung und Erhöhung der Energieeffizienz. EAB konzipiert und realisiert alle Anwendungen rund um die Elektrotechnik von der Neuprojektierung bis zu Service, Wartung und Instandsetzung im laufenden Betrieb – egal, ob Wohn- und Verwaltungsgebäude oder spezialisierte Einheiten wie Rechenzentren oder Krankenhäuser. Aktuell werden bei der EAB 60 junge Leute in den Berufen Elektroniker/in für Energie- und Gebäudetechnik, Kaufmann/-frau für Büromanagement und Technische/r Systemplaner/in Elektrotechnische Systeme (ETS) ausgebildet.

Im Bezirk der Agentur für Arbeit Offenbach gab es im Berichtsjahr 2022/23 weniger Bewerber/innen und weniger Ausbildungsstellen als im Vorjahreszeitraum. Es waren 3.192 Bewerber/innen gemeldet, 74 Personen oder 2,3 Prozent weniger als 2021/22. 131 Jugendliche waren zum Berichtsjahresende trotz aller Bemühungen unversorgt. Im gleichen Zeitraum wurden 1.948 Ausbildungsstellen gemeldet, 156 oder 7,4 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. 193 Ausbildungsstellen blieben zum Ende des Ausbildungsjahres unbesetzt.

„Auch wenn im Offenbacher Agenturbezirk die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber die der offenen Ausbildungsstellen übersteigt, heißt dies nicht, dass viele Ausbildungsplatzsuchende leer ausgehen würden. Denn auch in den angrenzenden Agenturbezirken, wie beispielsweise Frankfurt oder Darmstadt, gibt es viele Angebote für interessierte Jugendliche. Das Rhein-Main-Gebiet ist bekannt für seine großen Pendlerströme. Viele Menschen sind unabhängig von ihrem Wohnort im gesamten Rhein-Main-Gebiet tätig und auch in Ausbildung. Voraussetzung ist, dass man bereit ist, seine Ausbildung auch andernorts zu machen und sich bei der Ausbildungssuche nicht nur auf einen einzigen Berufswunsch konzentriert. Wenn es damit nicht klappen sollte, sollte man auch eine Alternative im Kopf haben.

Denn insgesamt ist die Auswahl für ausbildungsinteressierte Jugendliche so vielfältig wie nie. In nahezu allen Wirtschaftsbranchen werden Auszubildende gesucht. Wer ein passables Zeugnis vorweisen kann, über alltägliche soziale Fähigkeiten verfügt und bereit für den Start ins Erwachsenenleben ist, kann die Ausbildungsstelle seiner oder ihrer Wahl relativ problemlos finden. Schwieriger wird es für diejenigen, die noch nicht wissen, wohin sie sich beruflich orientieren wollen. Die wählen aus Unsicherheit im Zweifel lieber die weiterführende Schule – auch wenn die Noten eigentlich etwas anderes aussagen und die Schule schon lange keinen Spaß mehr macht. 

Leider gibt es auch viele Eltern, die als die wichtigsten Ratgeber ihrer Kinder die Chancen der dualen Ausbildung unterschätzen. Wir dürfen nicht nachlassen in dem Bemühen, die Jugendlichen und ihre Eltern davon zu überzeugen, dass eine duale Ausbildung ein hochwertiger und chancenreicher Einstieg in die Berufswelt ist.

Es müssen dringend noch mehr Möglichkeiten bereitgestellt werden, dass Jugendliche an Schnuppertagen oder -wochen in unterschiedliche Berufe hineinschnuppern können. Denn es gibt viele falsche Klischees, die sich hartnäckig halten und antiquierte Bilder von Berufen vermitteln. 

Betrieben möchte ich empfehlen, ihre Bereitschaft zu verstärken, auch den Jugendlichen eine Chance zu geben, die auf den ersten Blick nicht überzeugen oder Hemmnisse jedweder Art mitbringen. Die Agentur für Arbeit bietet Betrieben von Anfang an Unterstützung an, wenn junge Leute mit Hemmnissen ausgebildet werden. Mit der Assistierten Ausbildung (AsA flex) ist es möglich, individuell auf mögliche Problemlagen einzugehen und gleichzeitig den Ausbildungsbetrieb zu entlasten. Wenn während der Ausbildung Probleme auftreten, können wir mit den ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) die Jugendlichen zielgerichtet unterstützen. Hinweisen möchte ich auch auf die bewährte Einstiegsqualifizierung (EQ), die Jugendlichen und Betrieben ermöglicht, sich über sechs Monate kennenzulernen und auszuprobieren, ohne dass dabei Kosten entstehen. Bei all dem gilt: Je früher Unternehmen unseren Arbeitgeber-Service zu Rate ziehen, desto früher und effizienter können unsere Hilfsangebote greifen“. 

Hans-Joachim Giegerich, Vizepräsident der IHK Offenbach am Main, erklärte, dass in diesem Ausbildungsjahr bei der IHK 1.351 Ausbildungsverträge abgeschlossen wurden. Das entspricht einem Minus von 7,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Der Fachkräftemangel wirkt sich bereits negativ auf die Unternehmen aus und bremst die wirtschaftliche Entwicklung. Das wird die Unternehmen bei allen anderen Herausforderungen zukünftig in ihrer Existenz belasten. Die duale Ausbildung ist für die Unternehmen ein entscheidendes Instrument, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Gleichzeitig bietet sie Jugendlichen optimale Karrieremöglichkeiten für den beruflichen Lebensweg“, hob Giegerich hervor. Daher müsse die berufliche Bildung mit allen Akteuren weiter gestärkt werden. Dazu gehöre, dass die berufliche Orientierung in den Schulen verbessert, Lehrkräfte unterstützt, Berufspraktika ausgeweitet und Unternehmerinnen und Unternehmer in die Berufsorientierung einbezogen würden. Giegerich forderte: „Die Berufsbilder müssen zukunftsfähig aufgestellt werden, um die neuen Herausforderungen in der Arbeitswelt zu meistern. Nur dann bleibt Ausbildung für alle Beteiligten attraktiv.“ Giegerich erläuterte zur aktuellen bundesweiten IHK-Ausbildungskampagne „Jetzt#könnenlernen“: „Sie zahlt genau darauf ein. Ziel ist es, ein neues Bewusstsein für das Thema Ausbildung zu schaffen – bei Jugendlichen, Eltern, Schulen und Unternehmen. Das wird helfen, Betriebe und den Fachkräftenachwuchs zusammenzubringen.“  

„Das Handwerk ist als wichtiger Wirtschaftssektor auch in Offenbach auf junge Fachkräfte angewiesen, um fit für die Zukunft zu sein“, ergänzt Kai Schenkel, Ausbildungsberater bei der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main. „Das Handwerk bietet als Deutschlands größter Ausbilder dabei nicht nur einen Beruf, sondern eine Berufung: Denn im Handwerk kann man sich beispielsweise im Sanitär-Heizung-Klima-Gewerk für Themen wie Nachhaltigkeit einsetzen.“

Dietzenbachs Bürgermeister Dr. Dieter Lang betonte: „Die Nachwuchsförderung liegt uns am Herzen – nicht nur in der Stadtverwaltung, wo wir momentan rund 70 Auszubildende, Praktikanten/-innen und FSJ-ler beschäftigen, sondern auch in unserer Kreisstadt mit den ansässigen Firmen, die gute Ausbildungsangebote machen. In der Stadtverwaltung bieten wir eine große Vielfalt an Ausbildungsberufen von Erziehern/-innen über Verwaltungsfachangestellte bis zu Fachinformatiker/innen und Veranstaltungskaufleuten. Auch nach ihrer Ausbildung können junge Menschen in Dietzenbach von einem stetig wachsenden Angebot an Unternehmen und damit auch Arbeitsplätzen profitieren, sowie von einer sehr guten Infrastruktur und einem attraktiven Standort in der Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main.“