Der Ausbildungsmarkt im Berichtsjahr 2022/2023

Susan Heine: „Stellenwert einer Ausbildung ist unbestritten“

02.11.2023 | Presseinfo Nr. 40

  • Bewerberzahl stabil und mehr Ausbildungsaufnahmen
  • Zuwachs bei betrieblichen Ausbildungsplätzen
  • Ausbildungsmessen weiter mit gutem Zuspruch
  • Kammern melden Plus bei eingetragenen Lehrverträgen
  • Angebot bei Theoriedefiziten: Assistierte Ausbildung (AsA flex)

Die Situation am regionalen Ausbildungsmarkt ist stabil und betriebliche Ausbildungen stehen nach wie vor hoch im Kurs. In der gemeinsamen Bilanz der Agentur für Arbeit Oschatz sowie der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig und der Handwerkskammer zu Leipzig für das zurückliegende Berufsberatungsjahr 2022/2023 stellten die drei Partner die Bedeutung der betrieblichen Ausbildung heraus und zeigten sich insbesondere zufrieden mit den betrieblichen Angeboten. So ist beispielsweise die Zahl der gemeldeten Lehrstellen in den beiden Landkreisen Leipzig und Nordsachsen gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Gleichzeitig vermeldeten beide Kammern ein Plus bei den eingetragenen Lehrverträgen.

Bis 30.09.2023, dem Abschluss des sog. Berufsberatungsjahres, hatten sich 2.052* Bewerberinnen und Bewerber um eine Berufsausbildung bei der Agentur für Arbeit, dem Jobcenter Nordsachsen bzw. dem Kommunalen Jobcenter des Landkreises Leipzig gemeldet. Das entspricht dem Vorjahresniveau (minus zwölf Jugendliche).

Einen Zuwachs gab es bei den betrieblichen Ausbildungsstellen. Bis zu diesem Zeitpunkt meldeten die Unternehmen 1.944* betriebliche Lehrstellen an den Arbeitgeberservice. Das sind 37 Stellenangebote bzw. 1,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Insgesamt 288 Lehrstellen galten Ende September als unbesetzt (Vorjahr 244).

Rein rechnerisch kamen auf eine betriebliche Lehrstelle 1,1 Bewerber*innen.

Bis zum 30. September meldeten sich 1.282 Mädchen und Jungen in eine Berufsausbildung ab. Das sind 97 Jugendliche bzw. 8,2 Prozent mehr als vor einem Jahr. Weitere 235 Bewerber*innen entschieden sich für ein Studium bzw. einen weiteren Schulbesuch. Bei insgesamt 164 Jugendlichen lagen keine näheren Angaben zum Verbleib vor. Ende September galten insgesamt 64 Bewerber*innen als unversorgt (Vorjahr 112).

„Mit dem 30. September ist das Berufsberatungsjahr faktisch zu Ende, nicht aber die Aktivitäten unserer Berufsberatung zur Nachvermittlung“, wirbt Arbeitsagenturchefin Susan Heine. „Wir können Ausbildungsalternativen wie die Einstiegsqualifizierung anbieten, um so das kommende Ausbildungsjahr vorzubereiten. In Einzelfällen ist auch jetzt noch der Ausbildungseinstieg oder -umstieg noch möglich. Und auch während der Ausbildung kann sich der Weg zur Berufsberatung lohnen. Wenn es in der Theorie nicht so läuft wie geplant, bieten wir eine flexible Unterstützungsleistung an – die Assistierte Ausbildung (AsA flex). Das ist eine Art Stützunterricht, der weder Betrieb noch Lehrling etwas kostet, aber entscheidend für den Ausbildungserfolg sein kann.“

Zu den zahlreichen Aktionen zur Berufsorientierung gehörten auch die regionalen Ausbildungsmessen, die jeweils einen guten Zuspruch von Ausstellern und Besuchenden genossen.

„Der Stellenwert einer abgeschlossenen Berufsausbildung ist unbestritten. Mitunter beginnen Jugendliche nicht direkt nach der Schule mit der Ausbildung oder beenden diese nicht erfolgreich. Am regionalen Arbeitsmarkt sind derzeit rund neun Prozent aller arbeitslosen Personen jünger als 25 Jahre. Davon verfügen etwa drei Viertel über keinen Berufsabschluss. Angesichts des Fachkräftebedarfs ist gegenwärtig das Potenzial jugendlicher Menschen zu wenig genutzt“, erklärte Agenturchefin Susan Heine.

Kristian Kirpal, Präsident der IHK zu Leipzig, zur Ausbildungssituation in den Landkreisen Leipzig und Nordsachsen:

„In diesem Jahr zeigt sich erneut, dass die gewerbliche Wirtschaft in der Region Leipzig auch in Krisenzeiten bei ihrem Engagement in der Berufsausbildung nicht nachlässt. Trotz ungünstiger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und branchenübergreifend schlechter Geschäftsaussichten haben die IHK-Unternehmen zum 30.09.2023 knapp 6 Prozent mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr. Insgesamt 3.452 junge Menschen haben eine Ausbildung in kaufmännischen oder gewerblich-technischen Berufen begonnen – 487 davon in Unternehmen im Landkreis Leipzig und 480 in Nordsachsen. Dies zeigt, dass die Popularität der dualen Berufsausbildung wächst und die Betriebe weiter auf das probateste Mittel zur eigenen Fachkräftesicherung zurückgreifen. Wir freuen uns, dass die bundesweit gestartete Ausbildungskampagne der IHK-Organisation „JETZT #KÖNNENLERNEN“ offenkundig erste Früchte trägt.“

Matthias Forßbohm, Präsident der HWK zu Leipzig, zur Ausbildungssituation in den Landkreisen Leipzig und Nordsachsen:

„Die Ausbildung des eigenen Fachkräftenachwuchses ist die wichtigste Strategie im Handwerk, um den wachsenden Bedarf zu decken. Die Bereitschaft der Betriebe ist trotz der vielen gesellschaftspolitischen Unsicherheiten ungebrochen hoch. Sichtbar wird das in wieder ansteigenden Ausbildungszahlen. Im Vergleich zum Vorjahr wurden im Kammerbezirk Leipzig sechs Prozent mehr Lehrverträge geschlossen, im Landkreis Nordsachsen sogar überdurchschnittliche 14 Prozent mehr", freut sich Matthias Forßbohm, Präsident der Handwerkskammer zu Leipzig.