Mehr Frauen erwerbstätig, doch weiter Nachteile bei Arbeitszeit und Entlohnung

Immer mehr Frauen gehen in der Region Osnabrück einer Erwerbsarbeit nach. Doch vor allem strukturelle und organisatorische Gründe zwingen weibliche Beschäftigte oft zur Teilzeitarbeit. Und auch für in Vollzeit arbeitende Frauen bleiben finanzielle Nachteile bestehen.

06.03.2023 | Presseinfo Nr. 20

Wie sieht die Situation von Frauen am Arbeitsmarkt in der Region Osnabrück aus? Um diese Frage zu beantworten, stehen als aktuellste Statistik Werte vom letzten Juni zur Verfügung. Zwischen dem Juni 2017 und dem Juni 2022 nahm die Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter in Stadt und Landkreis Osnabrück um 16.072 Personen auf insgesamt 232.820 zu. Auch Frauen profitierten davon, ihre Zahl nahm im gleichen Zeitraum um 8.809 auf 107.884 zu. Damit waren zuletzt 46,3 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten weiblich, die Beschäftigungsquote unter den Frauen lag bei 58,8 Prozent.

 

Zuwächse vor allem im Teilzeitsektor, fehlende Kinderbetreuung verhindert erhöhte

Arbeitsstundenzahl bei Frauen.

 

„Es ist erfreulich, dass inzwischen mehr Frauen einer regulären Arbeit nachgehen. Das ist einerseits ein wichtiger Hebel, um den Fachkräfteengpässen zu begegnen. Andererseits hilft die Versicherungspflicht der Beschäftigung dabei, einer möglichen Altersarmut vorzubeugen“, erläutert Christiane Fern, Leiterin der Agentur für Arbeit Osnabrück. Wermutstropfen der Entwicklung sei jedoch das Thema Arbeitszeit. So zählte die Agentur im Juni 2022 2.240 mehr beschäftigte Frauen als im Jahr zuvor, allerdings entfielen davon 1.828 auf Teilzeitarbeit. Fern: „Es ist zwar so, dass alles, was nicht Vollzeit ist, als Teilzeitarbeit gewertet wird. Darunter fallen auch diejenigen, die nur wenige Stunden reduzieren. Dennoch ist es schon fraglich, warum mit über 54 Prozent die Mehrheit aller beschäftigten Frauen in Teilzeit arbeitet.“ Zum Vergleich: Unter Männern liegt der Anteil bei 11,2 Prozent. „Sicher, einige Frauen entscheiden sich bewusst dafür, aus familiären Gründen weniger beruflich tätig zu sein“, so Fern. „Denen gegenüber stehen aber viele Frauen, die gerne mehr arbeiten würden, dies aber aus strukturellen und organisatorischen Gründen nicht können.“ Ein wesentlicher Grund seien Kinderbetreuungszeiten, die zuletzt angesichts eines Erziehermangels weiter eingeschränkt worden seien. Hingegen könnten flexiblere Arbeitszeiten bei möglichst vielen Beschäftigten helfen, Männern wie Frauen die Sorgearbeit für Kinder besser der eigenen Lebenssituation anzupassen. 

 

Weiterhin klare Unterschiede bei Entlohnungen zwischen Männern und Frauen.

 

Ebenfalls Luft nach oben sieht die Expertin bei der Entlohnung von Frauen. „Es gibt natürlich auch branchenabhängige Gründe, warum Männer mehr Geld erhalten als Frauen. In bestimmten frauentypischen Berufen im Gesundheits- und Sozialwesen oder im Dienstleistungssektor sind die Entlohnungen oftmals geringer. Aber das reicht als Erklärung alleine nicht für die Unterschiede aus“, verdeutlicht Fern. So habe das Medianentgelt für in Vollzeit beschäftigte Personen in der Stadt Osnabrück nach aktuellsten Zahlen von Ende 2021 bei monatlich brutto 3.525 Euro gelegen, bei Frauen alleine mit 3.164 Euro um 361 Euro darunter. Noch deutlicher der Unterschied im Landkreis: insgesamt 3.116 Euro, bei Frauen alleine mit 2.637 Euro um 479 Euro darunter. Fern: „Neben der Branche spielt im Hinblick auf den geringeren Lohn eine gewichtige Rolle, dass Frauen in Leitungs- und Führungspositionen deutlich unterrepräsentiert sind. Auch an dieser Stelle zeigt sich, dass die fehlende Vereinbarkeit von Familie und Beruf den Frauen nicht selten die vorhandenen Karriereoptionen verbaut.“