Engpässe bei Fachkräften weiten sich aus

Seit Jahren wird es für Unternehmen zunehmend schwieriger, qualifiziertes Personal für ihre offenen Arbeitsstellen zu finden. Mittlerweile sind laut Bundesagentur für Arbeit bundesweit bereits 200 Berufe von einem akuten Engpass an Fachkräften betroffen.

14.06.2023 | Presseinfo Nr. 47

Noch für 2020 wies die Statistik der Bundesagentur für Arbeit für bundesweit 131 Berufe einen Mangel an qualifiziertem Personal zur Besetzung offener Stellen aus. Eine neue Engpassanalyse für das Jahr 2022 sieht bereits 200 Berufe von dieser Entwicklung betroffen. Im Jahresdurchschnitt 2022 ließen sich rund 51 Prozent der Arbeitsstellen, die für Fachkräfte ausgeschrieben waren, einem Engpassberuf zuordnen. War Fachpersonal vor Jahren bereits in Pflegeberufen Mangelware, so verzeichnen insbesondere medizinische Berufe, Bau- und Handwerksberufe, IT-Berufe oder auch solche im Bereich Erziehung inzwischen auf Bundes- und auch Länderebene ebenfalls stärkere Engpässe.

 

Hoher Bedarf an Fachkräften trotz international wirtschaftlicher Unsicherheiten.

 

„Der Krieg in der Ukraine hat uns neben einer humanitären Katastrophe auch enorme wirtschaftliche Probleme gebracht – Lieferkettenprobleme, eine hohe Inflation und Unsicherheiten bei der Energieversorgung“, kommentiert Christiane Fern, Leiterin der Osnabrücker Arbeitsagentur. „Dennoch hat sich der Arbeitsmarkt auch bei uns in der Region recht stabil gezeigt. Die Nachfrage nach Fachkräften ist weiter sehr hoch, und nicht zuletzt durch die demografische Entwicklung wird es in immer mehr Berufsfeldern eine große Herausforderung, die Bedarfe zu decken.“

 

Auch in Niedersachsen/Bremen diverse Engpässe feststellbar.

 

Auch bezogen auf Niedersachsen/Bremen zeigten sich bislang nicht zu befriedigende Nachfragen nach Fachkräften in Pflegeberufen und in handwerklich-technischen Berufen. So fehlte qualifiziertes Personal insbesondere im Maschinenbau und im Bereich der Fahrzeugtechnik, bei Mechatronik und Automatisierungstechnik und auch bei der für die Energiewende so relevanten Energietechnik. Großer Mangel zeigte sich auch bei Hoch- und Tiefbau, bei Architekten und Bauingenieuren sowie im Sektor „Klempnerei, Sanitär und Heizung“. Fehlende Fachkräfte registrierten auch die Human- und Zahnmedizin sowie die Pharmazie. Kritisch entwickelte sich zudem der Bereich „Informatik, Softwareentwicklung und Programmierung“ – wenngleich die Engpässe in Niedersachsen/Bremen laut Analyse im vergangenen Jahr noch nicht so stark waren wie beispielsweise in den südlichen Bundesländern.

 

Fern: Vielzahl an Maßnahmen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels nötig.

 

„Die drei „Ds“ – Demografie, Digitalisierung und Dekarbonisierung – sind die großen Herausforderungen der Zukunft“, sagt Christiane Fern. „Es geht um neue berufliche Anforderungen und viel Qualifizierungsbedarf bei unserem inländischen Arbeitskräftepotential. Wenn wir dem Fachkräftemangel begegnen wollen, brauchen wir einen ganzen Strauß an Maßnahmen. Neben der kontinuierlichen Qualifizierung müssen wir dafür sorgen, dass alle Nachwuchskräfte qualifizierte Abschlüsse erreichen und dass Fachkräfte aus dem Ausland zu uns wechseln. Wir brauchen auch mehr Frauen, die arbeiten – und das mit mehr Stunden. Hilfreich wäre auch eine flexiblere Ruhestandsregelung, um fachliches Wissen und Lebenserfahrung länger in den Betrieben zu halten. Wenn wir alle diese Punkte konsequent und erfolgreich angehen, können wir die Zahl der Engpassberufe mittel- bis langfristig reduzieren.“