Tag der Pflege: Arbeitskräftemangel und Fachkräftemangel im Kreis Paderborn geben Anlass zur Sorge

11.05.2023 | Presseinfo Nr. 65

Die Arbeit in der Alten- und Krankenpflege ist von herausragender Bedeutung –  für die Menschen, die auf Pflege angewiesen sind, und für das Gemeinwesen. Der Fachkräftemangel im Pflegebereich droht sich im Kreis Paderborn trotz steigender Beschäftigtenzahlen zu verschärfen. Die Agentur für Arbeit wirkt dem entgegen.

Am 12. Mai 2023 ist der Tag der Pflege. Dieser ist den Menschen gewidmet, die in Pflegeberufen wertvolle Arbeit leisten. Wenn auch die Zahl der Beschäftigten in der Pflege steigt, besteht aufgrund eines steigenden Bedarfs im Kreis Paderborn ein zunehmender Mangel nach Fachkräften und Helferinnen und Helfern. Das gilt sowohl in der Altenpflege als auch in der Krankenpflege.

Nach Daten der Arbeitsagentur Paderborn zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten waren in der Alten- und Krankenpflege im Jahr 2022 6.433 Menschen tätig. Das sind 130 Beschäftigte mehr als im Jahr 2021 und 758 Beschäftigte mehr als im Jahr 2018. Sowohl die Zahl der Helferinnen und Helfer als auch die Zahl der Fachkräfte im Kreis ist je im Verhältnis zu den Jahren 2021 und 2018 gestiegen. 

Weil der Bedarf nach Arbeits- und Fachkräften in der Pflege im Kreis Paderborn wächst, hat sich der Personalmangel in den vergangenen Jahren gleichwohl verschärft. Heinz Thiele, Leiter der Arbeitsagentur Paderborn, bewertet die Entwicklung wie folgt: „Die Situation in der Pflege gibt Anlass zur Sorge. In den Pflegeberufen wurde zwar im Kreis Paderborn in den vergangenen Jahren Beschäftigung aufgebaut. Zugleich ist eine steigende Zahl an Menschen im Kreis auf Pflege angewiesen. Der Mangel an Arbeits- und Fachkräften nimmt vor dem Hintergrund zu. Durch die erwartete demographische Entwicklung besteht die Gefahr, dass sich die Situation in den kommenden Jahren verschärft.“

Die durchschnittliche Vakanzzeit für offene Arbeitsstellen liegt in den Pflegeberufen schon seit einiger Zeit oberhalb des Gesamtdurchschnitts. Diese hat sich im Kreis Paderborn von 151 Tagen im Jahr 2018 um 38 Tage auf 189 Tage im Jahr 2022 erhöht. „Der Anstieg spricht dafür, dass sich der Mangel an Arbeits- und Fachkräften in den Pflegeberufen verschärft“, sagt Heinz Thiele.

Während andere Branchen einen Arbeits- und Fachkräftemangel besonders aufgrund vermehrter Rentenabgänge und fehlenden Nachwuchses spüren, kommt in der Altenpflege und auch in der Krankenpflege hinzu, dass in einer alternden Gesellschaft der Bedarf nach Pflegedienstleistungen zunimmt. 

Die Agentur für Arbeit Paderborn wirkt dem Arbeits- und Fachkräftemangel durch Ausbildung und Qualifizierung entgegen. Die berufliche Weiterbildung bietet im Pflegebereich für Arbeitslose und Beschäftigte besondere Chancen. Eine Förderung kann für die gesamte Ausbildungsdauer erfolgen.

„Für die Menschen, die auf Pflege angewiesen sind, und für das Gemeinwesen ist die Pflege von herausragender Bedeutung. Die Arbeit in der Pflege ist anspruchsvoll, körperlich und psychisch. Aber die Arbeit ist von besonderem Wert und kann sehr erfüllend sein“, sagt der Leiter der Arbeitsagentur Heinz Thiele. Er empfiehlt Menschen, die sich gerade beruflich orientieren und Interesse an Berufen im Sozial- und Gesundheitswesen haben, sich in der Arbeitsagentur über Möglichkeiten einer geförderten Ausbildung und Weiterbildung in der Pflege zu informieren. 

Die Löhne in den Pflegeberufen sind in den vergangenen Jahren zufolge der Entgeltstatistik der Agentur für Arbeit Paderborn gestiegen. Die Gehälter für Fachkräfte in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung haben sich im Median positiv entwickelt: Verdienten Fachkräfte in den Pflegeberufen im Kreis Paderborn im Jahr 2017 noch 3.368 Euro im Median, betrug der Wert im Jahr 2021 3.702 Euro. Die Durchschnittsgehälter werden auch 2023 steigen. Das Medianentgelt ist der Wert, bei dem die eine Hälfte der Beschäftigten mit ihrem Entgelt unterhalb und die andere Hälfte oberhalb liegt.

Laut Heinz Thiele sind Anstrengungen für die Gewinnung und Bindung von Pflegekräften insgesamt zu intensivieren. Die Arbeitsbedingungen seien zu verbessern. Die Gewinnung von Pflegekräften aus dem Ausland sei zusätzlich zu Qualifizierungen ein wichtiger Weg, um dem Arbeits- und Fachkräftemangel in der Pflege entgegenzuwirken. Die Bundesagentur für Arbeit führt gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) das Programm „Triple Win“ durch. In diesem werden Pflegekräfte aus Drittstaaten gewonnen. 

Triple Win“ ermöglicht, ausgebildete Fachkräfte im Ausland zu gewinnen. Auch können etwa Menschen mit beruflicher Vorerfahrung für eine Ausbildung zur Fachkraft rekrutiert werden. Dabei besteht die Perspektive auf eine Weiterbeschäftigung. „Das Programm wird gemäß dem Verhaltenskodex der WHO zur internationalen Personalgewinnung im Gesundheitsbereich durchgeführt. Es schafft durch ein geordnetes Vermittlungsverfahren ein hohes Maß an rechtlicher Sicherheit und auch Transparenz etwa in Hinsicht auf die Bezahlung“, erläutert Heinz Thiele: „Damit bietet es einen geeigneten Rahmen, in dem sich ein stabiles Arbeitsverhältnis entwickeln kann.“ Über das Programm wird ausschließlich in Ländern rekrutiert, in denen es in der Pflege einen Fachkräfteüberschuss gibt.