Die Zahl der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber im Kreis Höxter entwickelt sich positiv und erreicht den höchsten Wert seit März 2019.
Unternehmen fragen Nachwuchskräfte im ersten Halbjahr unvermindert nach: Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen steigt sogar zum Vorjahr und liegt auf dem hohen Niveau vom März 2022.
Aufgrund des demographischen Wandels bleiben die Chancen von Bewerberinnen und Bewerbern auf einen Ausbildungsplatz trotz der Wirtschaftsschwäche sehr gut.
• 468 Jugendliche noch nicht versorgt
• 767 Ausbildungsstellen nicht besetzt
• Auf 100 betriebliche Berufsausbildungsstellen kommen derzeit rechnerisch 81 Bewerberinnen und Bewerber
Für eine berufliche Perspektive nach der Schule sehen sich momentan viele Jugendliche nach einer Ausbildung um. Die Bewerbungsphase gewinnt zunehmend an Bedeutung, denn regulär startet das Ausbildungsjahr im August.
Bis zum Sommermonat ist es nicht mehr lange hin: „Unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater – an den Schulen und in der Jugendberufsagentur Höxter – stehen Jugendlichen in der Phase der beruflichen Orientierung bei Recherchen und allen wichtigen Weichenstellungen zur Seite“, sagt der Leiter der Agentur für Arbeit Paderborn, Heinz Thiele, zum Start in die heiße Phase für Bewerbungen.
Das Berichtsjahr zum Ausbildungsmarkt geht immer vom Monat Oktober bis zum September des Folgejahres. Daher ist im laufenden Berichtsjahr 2024/2025 gerade Halbzeit – der Moment, um am Ausbildungsmarkt eine Halbjahresbilanz zu ziehen.
Allen Bewerberinnen und Bewerbern, gerade auch noch Unentschlossenen, empfiehlt Arbeitsmarktexperte Heinz Thiele aus diesem Anlass, das Beratungsangebot der Berufsberaterinnen und Berufsberater anzunehmen: „Die Chancen für Bewerberinnen und Bewerber am Ausbildungsmarkt sind zurzeit im Kreis Höxter sehr gut“, gibt Heinz Thiele Jugendlichen mit. Er rät zugleich, die Berufswahlentscheidung nicht länger aufzuschieben.
Die Zahlen zum ersten Halbjahr sprechen dafür, dass die Beliebtheit der Ausbildung unter Jugendlichen wächst: 870 Bewerberinnen und Bewerber sind bis März 2025 auf dem Ausbildungsmarkt aktiv geworden. Zur Halbzeit im vergangenen Jahr lag die Zahl mit 813 um 57 oder 7,0 Prozent niedriger. „Es ist erfreulich, dass sich ein positiver Trend bei der Bewerberinnen- und Bewerberzahl das vierte Jahr in Folge fortsetzt. Auch verstärkte Anstrengungen der Unternehmen – für eine abwechslungsreiche Ausbildung und erfolgreiche Nachwuchskräftegewinnung – tragen ihren Teil zum guten Image der Ausbildung unter Jugendlichen bei“, lobt Arbeitsmarktexperte Thiele.
Der Ausbildungsmarkt ist zum Berichtsmonat März noch in Bewegung; deshalb erlauben die aktuellen Daten nur eine vorläufige Einschätzung der Entwicklung.
Das Ausbildungsstellenangebot nimmt im Kreis Höxter bislang zu und entwickelt sich damit für Bewerberinnen und Bewerber insgesamt günstig: Unternehmen und Verwaltungen haben bis März 2025 1.086 Ausbildungsstellen gemeldet. Das bedeutet einen Anstieg um 102 oder 10,4 Prozent zum Vorjahr, in dem Arbeitgeber noch 984 Ausbildungsstellen gemeldet hatten.
Unternehmen und Verwaltungen müssen aufgrund des demographischen Wandels und der für die nächsten Jahre erwarteten großen Zahl an Renteneintritten in die Personalgewinnung und -qualifizierung investieren. Mit 1.086 hat die Zahl der Ausbildungsstellen innerhalb von zehn Jahren den höchsten Wert erreicht. „Der demographische Wandel hat zur Folge, dass Unternehmen über einen langen Zeitraum viele Nachwuchskräfte benötigen. Das wird zu erheblichen Engpässen führen, wenn Arbeitgeber nicht bereits heute hinreichend ausbilden“, kommentiert Heinz Thiele.
Seit 2019 melden Arbeitgeber im Kreis mehr Ausbildungsstellen als es Bewerberinnen und Bewerber gibt. Rechnerisch kommen momentan auf 100 betriebliche Ausbildungsstellen 81 Bewerberinnen und Bewerber. „Für Bewerberinnen und Bewerber ist das ein ziemlich günstiges Verhältnis“, ordnet Heinz Thiele die Halbjahresbilanzdaten weiter ein.
„Mit dem guten Ausbildungsplatzangebot ist es den Jugendlichen im Kreis Höxter möglich, eine große Zahl an Berufen zu erlernen. Trotz der anhaltenden Wirtschaftsschwäche kann eine Ausbildung in der Regel im Wunschberuf aufgenommen werden“, betont Heinz Thiele: „Bewerberinnen und Bewerber, die noch keine Ausbildungsplatzzusage erhalten haben, sollten aber zeitnah für berufliche Klarheit sorgen; denn Arbeitgeber sehen zu, dass sie freie Ausbildungsstellen zügig besetzen“, sagt Thiele.
„Bestehen für Jugendliche am Ausbildungsmarkt Hürden, weil etwa sprachliche Fähigkeiten oder Kenntnisse in der Mathematik nicht gut genug ausgebildet sind, können Agentur für Arbeit und Jugendberufsagentur Höxter sie mit ausbildungsbegleitenden Förderangeboten unterstützen. „Die Assistierte Ausbildung ermöglicht es Jugendlichen unter anderem, ergänzend zur Berufsschule Unterrichtstunden zu besuchen. In diesen werden sie entsprechend ihren individuellen Bedarfen gezielt trainiert“, erklärt Heinz Thiele.
Die Assistierte Ausbildung kann sowohl von Ausbildungsbetrieben als auch von Jugendlichen aktiviert werden. Thiele sagt: „Dieses überaus nützliche Angebot sollte in die Anbahnung von Ausbildungsverhältnissen stärker einbezogen werden. Es unterstützt Arbeitgeber darin, den Ausbildungsbetrieb problemlösungsorientiert und vorausschauend auszurichten. Mehr Jugendliche werden so ihre Ausbildung erfolgreich meistern“. So zahle es sich in Zeiten des Fachkräftemangels für Arbeitgeber aus, wenn ein Ausbildungsverhältnis bei fachlichen oder sprachlichen Schwierigkeiten stabilisiert und auch die ein oder andere Sinneskrise überwunden werden kann.
Ausbildungsabbrüchen kann noch stärker vorgebeugt werden – das durch Fordern und gezieltes Fördern zu erreichen, ist gerade auch für Arbeitgeber wichtig, die auf absehbare Zeit deutlich die negativen Auswirkungen des demographischen Wandels spüren werden. „Aufgrund demographiebedingter Knappheiten wird es häufiger vorkommen, dass sich Arbeitgeber für Bewerberinnen und Bewerber entscheiden, die nicht alle wesentlichen Voraussetzungen mitbringen, aber gut zum Unternehmen passen. Es ist dabei besonders wichtig, auf Förderbedarfe der Auszubildenden individuell von erster Stunde einzugehen, um möglichst alle Auszubildenden zur Fachkraft zu entwickeln“, sagt der Leiter der Agentur für Arbeit, Heinz Thiele.
Der Arbeitsmarktexperte appelliert zur Halbzeit am Ausbildungsmarkt außerdem an Jugendliche, Angebote der Berufsberatung in den Schulen und in der Jugendberufsagentur Höxter wirklich zu nutzen: „Ausbildung und Studium bieten hochspannende Entwicklungsmöglichkeiten, und es kann für die Berufswahlentscheidung sehr hilfreich sein, sich den unterschiedlichen Inhalten und Perspektiven bewusst zu sein“, sagt Heinz Thiele.
Auch Eltern können sich an die Berufsberaterinnen und Berufsberater wenden, wenn es um die berufliche Ausrichtung des Kindes geht. „‚Welcher Beruf passt?‘ Und: ‚Auf welchen Wegen können Ziele langfristig erreicht werden?‘ Verschiedene Optionen sollten in Ruhe durchgegangen und für die Entscheidungsfindung fachkundiger Rat eingeholt werden“, sagt Heinz Thiele.
Um negativen Folgen des Fachkräftemangels entgegenzuwirken, empfiehlt Heinz Thiele Arbeitgebern zudem, Personal auch über Umschulungen zu rekrutieren: „Ein Vorteil liegt darin, dass so lebenserfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewonnen werden können“. Ihre Personalstrategie auch auf dieser Säule aufzusetzen, sei für viele mittelständische Unternehmen unerlässlich, um sich auf Rentenabgänge der nächsten Jahre vorzubereiten.
Auch wenn sich die Ausbildungsbereitschaft im Kreis auf sehr hohem Niveau bewegt, erwächst aus der Wirtschaftsschwäche das Risiko, dass bei der Ausbildung gespart wird. „Langfristig besteht dadurch aber eine Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens“, sagt Thiele. Es gebe zudem vereinzelt Arbeitgeber, die aufgrund von Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von Nachwuchs geneigt seien, davon abzusehen, weiter auszubilden. Es mangelte dann in der Regel über mehrere Jahre an Bewerbungen. Oder es kam zu Passungsproblemen.
Davon solle man sich nicht entmutigen lassen, sagt der Leiter der Agentur für Arbeit, Heinz Thiele: „Unternehmen dürfen in der Ausbildung aufgrund demographischer Herausforderungen auf keinen Fall nachlassen und sollten ständig prüfen, wie sie ihr Ausbildungsangebot weiterentwickeln und unter Jugendlichen bekannter machen. Unternehmerischer Erfolg ist geknüpft an die Bedingung, auch in schwierigen Zeiten konsequent auszubilden. Sinkt mit der Wirtschaftsschwäche die Ausbildungsbereitschaft, macht das Unternehmen für negative Auswirkungen des demographischen Wandels der nächsten Jahre verwundbarer“.
Jugendliche können für die berufliche Orientierung zu den Berufsberaterinnen und Berufsberatern in ihren Schulen gehen. Darüber hinaus ist die Berufsberatung in der Jugendberufsagentur Höxter am Markt 6 für Jugendliche erreichbar. Dort ist ein Sofortzugang eingerichtet, so dass sich junge Menschen zu ihren beruflichen Entwicklungswegen und Bewerbungsmöglichkeiten ohne Termin beraten lassen können – und zwar immer montags bis freitags von 9 Uhr bis 13 Uhr sowie donnerstags zusätzlich von 14 Uhr bis 16 Uhr.
Ein Termin für ein individuelles Gespräch mit der Berufsberatung in der Jugendberufsagentur Höxter kann zudem unter www.arbeitsagentur.de/vor-ort/paderborn/berufsberatung vereinbart werden.
Für die berufliche Orientierung empfiehlt sich auch ein Blick auf die digitale Berufsorientierungsplattform für den Kreis Höxter STEP1: www.step1-hx.de. Hier gibt es Informationen über aktuelle Veranstaltungen und Termine zur beruflichen Orientierung sowie Tipps und Tricks rund um Bewerbungen.
Gesamtangebot / Gesamtnachfrage mit Stand März 2025
1.086 gemeldete Ausbildungsstellen / 870 gemeldete Bewerberinnen und Bewerber
Bis März 2025 wurden der Agentur für Arbeit Höxter im laufenden Berichtsjahr 1.086 Ausbildungsstellen zur Besetzung gemeldet, 102 oder 10,4 Prozent mehr als im Vorjahr.
Bisher haben sich im Laufe des Berichtsjahres zugleich 870 Jugendliche über die Berufsberatung im Kreis Höxter um einen Ausbildungsplatz bemüht. Das sind 57 junge Menschen mehr als im Vorjahr (plus 7,0 Prozent).
Von den Ausbildungsstellen sind Ende März 2025 noch 767 Stellen unbesetzt. 468 Jugendliche sind auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle. Demnach stehen zurzeit rechnerisch 100 gemeldeten und noch unbesetzten Berufsausbildungsstellen 61 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber gegenüber.
Daten für die vergangenen sieben Jahre zeigen, wie sich der Ausbildungsmarkt im Kreis Höxter zunehmend von einem Arbeitgebermarkt zum Bewerberinnen- und Bewerbermarkt entwickelt hat.