Jahresbilanz 2024 und Ausblick 2025 am Arbeitsmarkt im Kreis Paderborn

06.01.2025 | Presseinfo Nr. 7

Jahresbilanz 2024

  • Die schlechte Konjunktur hat auch den Arbeitsmarkt im Kreis Paderborn erreicht.
  • Die anhaltende Wirtschaftsschwäche dämpft den Arbeitsmarkt. Höher als 2024 lag die Arbeitslosigkeit nach Jahreswerten zuletzt vor zehn Jahren.
  • Ausschließlich das Bestreben der Arbeitgeber, ihre Fachkräfte zu halten, hat bislang eine noch höhere Arbeitslosigkeit verhindert. Unterstützung erfolgt durch das Instrument der Kurzarbeit.
  • Immer deutlicher halten sich Arbeitgeber bei der Einstellung von neuen Mitarbeitenden zurück. Das erschwert die Rückkehr von Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt.
  • Die Situation ist aber auch gekennzeichnet durch einen zunehmenden Man-gel an Fachkräften, sodass entsprechende Stellen zum Teil nur schwer zu besetzen sind.

Ausblick 2025

  • Vor dem Hintergrund der weiterhin schlechten Konjunkturprognosen ist auch in den nächsten Monaten nicht mit einer positiven Trendwende auf dem Arbeitsmarkt zu rechnen.
  • Um den Arbeitsmarkt kurzfristig zu entlasten, sind die Unternehmen dringend auf Wirtschaftswachstum im Jahr 2025 angewiesen.
  • Die Transformation der Wirtschaft und die demographische Entwicklung bleiben langfristig aber die weitaus größeren Herausforderungen für die Wirtschaft und damit auch für den Arbeitsmarkt.
  • Qualifizierungen unterstützen Menschen im gesamten Erwerbsleben darin, eine sichere und attraktive Beschäftigung auszuüben. Durch Aus- und Wei-terbildung die Fachkräftebasis zu stärken und die Transformation zu unterstützen sowie dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, bleibt geschäfts-politischer Schwerpunkt der Agentur für Arbeit.

Jahresbilanz 2024 und Ausblick 2025

Im Jahresdurchschnitt 2024 waren 10.218 Menschen im Kreis Paderborn arbeitslos und damit 801 Personen beziehungsweise 5,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote im Jahr 2024 ist zum Vorjahr von 5,4 Prozent um 0,3 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent gestiegen. Seit 2022 hat sich die durchschnittliche Arbeitslosenquote um 0,8 Prozentpunkte erhöht.

Die Arbeitslosigkeit im Versichertenbereich (SGB III) legte von 2.839 im Jahr 2023 um 471 Menschen beziehungsweise 16,6 Prozent auf 3.310 im Jahr 2024 zu. Im selben Zeitraum erhöhte sich die Arbeitslosenzahl im Bereich des Bürgergelds (Grundsicherung nach dem SGB II) von 6.660 um 248 Menschen beziehungsweise 3,7 Prozent auf 6.908 Personen.

„Die schwache Konjunktur hat zur Folge, dass die Arbeitslosigkeit, ausgehend von einem niedrigen Niveau, das zweite Jahr in Folge steigt. Diese Entwicklung erschwert arbeitslosen Menschen die Beschäftigungssuche“, zieht Heinz Thiele, Leiter der Agentur für Arbeit Paderborn, zum Arbeitsmarkt im Jahr 2024 Bilanz.

„Die gemeldeten offenen Stellen bieten in vielen Berufsfeldern weiter gute Chancen am Arbeits-markt. Gleichwohl ist eine größere Zurückhaltung bei den Neueinstellungen in Folge der verschlechterten Auftragslage und der gedämpften Erwartungen vieler Unternehmen deutlich spürbar. Diese Zurückhaltung hat die saisonübliche Frühjahrsbelebung in 2024 auf dem Arbeitsmarkt deutlich gedämpft, die Belebung kam im Kreis Paderborn kaum zum Tragen“, kommentiert Thiele.

„Auf bestehende Beschäftigungsverhältnisse wirkt sich bislang stabilisierend aus, dass Unternehmen ihre eingearbeiteten Mitarbeitenden halten wollen; aus Sorge, keine entsprechenden Fachkräfte mehr zu finden, sollte sich die Konjunktur erholen“, ordnet Thiele die Lage auf dem Arbeitsmarkt weiter ein: „In den vergangenen zehn Jahren wurde Beschäftigung deutlich aufgebaut. Deshalb sind Fachkräfte am Arbeitsmarkt weiter stark gefragt. In vielen Berufen besteht nach wie vor ein deutlicher Fachkräftemangel“.

Erfolgreich gewonnene Fachkräfte möglichst zu halten, bleibe im eingetrübten Wirtschaftsumfeld unerlässlich: „Durch die Demographie wird das Erwerbspersonenpotential im Kreis mit Blick auf die kommenden Jahrzehnte erheblich sinken. Diese Entwicklung ist tiefgreifend und kann in der Wirtschaft zu deutlichen Nachteilen führen. Die Demographie wird Arbeitgebern die Fachkräftege-winnung über einen langen Zeitraum erheblich erschweren“, sagt Thiele: „Qualifizierte Arbeitnehmer zu binden, wird im Wettbewerb zunehmend wichtig; bestehende Schwierigkeiten bei der Fachkräftegewinnung werden perspektivisch eher stärker. Um die langfristig notwendige Strategie zu unterstützen, bietet die Agentur für Arbeit auch das Instrument der Kurzarbeit an. Auch wenn wir weit von der Inanspruchnahme der Kurzarbeit während der Corona-Zeit entfernt sind, hat die Inanspruchnahme von Kurzarbeit im Agenturbezirk Paderborn insgesamt zugenommen und hilft, Fachkräfte zu halten und den Transformationsprozess zu begleiten. Mit der Förderung der Qualifizierung von Beschäftigten stehen der Arbeitsagentur außerdem Instrumente zur Verfügung, die Unternehmen intensiv zu unterstützen“.

Aufgrund anhaltender Fachkräfteengpässe ist die benötigte Dauer für eine Besetzung freier Stellen, die sogenannte abgeschlossene Vakanzzeit, 2024 zum Vorjahr um 23 Tage oder 12,9 Prozent auf 205 Tage gestiegen. Vor zehn Jahren hatte diese 78 Tage betragen.

Bei der Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung zeichnet sich unter dem Einfluss der Demographie nach Jahren des Beschäftigungsaufbaus eine Trendwende ab: Zwar ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach aktuellen Daten vom Juni 2024 zum Vorjahr leicht gestiegen, aber aktuelle überregionale Meldungen von Entlassungen, insbesondere großer Betriebe in der Automobilindustrie und deren Zulieferer, lassen ein Sinken der Beschäfti-gung in 2025 vermuten.

Die sich abzeichnende Trendwende bei der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten verdeutlicht, dass arbeitsmarktpolitisch Maßnahmen zur Fachkräftesicherung in einem erweiterten Rahmen notwendig bleiben. „Auch um gute Voraussetzungen für eine wettbewerbsfähige und sich dynamisch entwickelnde Wirtschaft am Standort Paderborn langfristig zu erhalten, wird die Agentur für Arbeit Menschen wo immer möglich unabhängig vom Alter in ihrer beruflichen Entwicklung fördern und bei Qualifizierungen unterstützen, von denen die Unternehmen profitieren“, sagt Thiele.

Ein geschäftspolitischer Schwerpunkt der Agentur für Arbeit werde es 2025 bleiben, durch Aus- und Weiterbildung sowohl Menschen in Arbeitslosigkeit als auch in Beschäftigung in ihren beruflichen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. „Das gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass mit der fortschreitenden Digitalisierung in einigen Tätigkeitsfeldern Beschäftigungsmöglichkeiten zurückgehen und sich dafür in anderen Bereichen attraktive neue Chancen eröffnen werden“, erklärt Thiele.

Der Arbeitsmarktexperte betont außerdem: „Das Stellenangebot ist besonders im Helferinnen- und Helferbereich begrenzt; in diesem ist die derzeitige Zurückhaltung bei Neueinstellungen auch besonders deutlich spürbar. Eine berufliche Entwicklung zur Fachkraft kann für Helferinnen und Helfer auch im fortgeschrittenen Erwerbsleben zielführend sein. Auf diesem Weg kann die Agentur für Arbeit an einer beruflichen Weiterentwicklung interessierte Menschen unterstützen und fördern“.

Wer als Fachkraft qualifiziert ist, bleibt mit größerer Wahrscheinlichkeit in sicheren Beschäfti-gungsverhältnissen. Das zeigen auch die Jahresdaten 2024 zum Arbeitsmarkt im Kreis Paderborn: Unter den arbeitslos gemeldeten Menschen liegt die Zahl der Fachkräfte im Schnitt weit niedriger als die Zahl der Helferinnen und Helfer: 3.640 Menschen unter den Arbeitslosen sind demnach Fachkräfte, Expertinnen und Experten oder Spezialistinnen und Spezialisten; 6.498 streben eine Tätigkeit als Helfer-/in an.

Um Fachkräfteengpässen entgegenzuwirken, ist in einigen Berufen eine gezielte Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland notwendig. „Dass Menschen in Krankenhäusern und Pflegeheimen unter Beibehaltung hoher Qualitätsstandards versorgt werden, kann ohne Pflegefachkräfte aus dem Ausland nicht gewährleistet werden, weil zum einen Pflegefachkräfte altersbedingt in wachsender Zahl aus dem Erwerbsleben scheiden und zum anderen auch durch die Alterung der Gesellschaft die Bedarfe in der Pflege größer werden“, sagt Heinz Thiele. Entsprechend setzt die Agentur für Arbeit Paderborn gezielte Maßnahmen der Auslandsfachkräftegewinnung mit um.

„Der Arbeitgeber-Service berät Arbeitgeber zu den erweiterten Möglichkeiten mit Neuregelungen im Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Es ist Arbeitgebern mit Problemen bei Stellenbesetzungen sehr zu empfehlen, das Angebot zu nutzen“, sagt Heinz Thiele.

Zum Ausblick auf das Jahr 2025 sagt der Arbeitsmarktexperte: „Nachdem die Herbstbelebung zu einer leichten Entspannung geführt hatte, müssen wir in den nächsten Monaten mit weiter steigenden Arbeitslosenzahlen rechnen. Die schwache Konjunktur wird sich auf den Arbeitsmarkt 2025 auswirken. Mit Blick auf wirtschaftliche Prognosen ist kurzfristig nicht mit einer deutlichen Belebung am Arbeitsmarkt zu rechnen“.

Um am Arbeitsmarkt gefragte Fachkräfte trotz konjunkturbedingter Arbeitsausfälle zu halten, ließ eine zunehmende Zahl von Unternehmen im Jahr 2024 kurzarbeiten. Kurzarbeitergeld aus wirtschaftlichen und konjunkturellen Gründen ist ein Instrument zur Stabilisierung des Arbeits-markts. Dieses ermöglicht es Unternehmen, sich vorübergehende Arbeitsausfälle mit Entgeltaus-fall erstatten zu lassen, um eingearbeitete und bewährte Mitarbeitende zu halten. Davon profitieren sie in einer Phase, in der sich die wirtschaftliche Lage wieder entspannt. „Die Agentur für Arbeit Paderborn wird Unternehmen auch 2025 mit dem Instrument der Kurzarbeit darin unterstützen, eine Schwächephase der Wirtschaft zu überbrücken“, sagt der Leiter der Agentur für Arbeit Heinz Thiele.

Weitere Daten zum Arbeitsmarkt im Jahr 2024

Die Arbeitslosigkeit der über 50-Jährigen ist im Jahresdurchschnitt im Vergleich zum Vorjahr von 3.395 um 123 Personen oder 3,6 Prozent auf 3.518 Personen gestiegen. Die altersspezifische Arbeitslosenquote hat sich im Jahresdurchschnitt von 5,6 Prozent im Jahr 2023 um 0,1 Prozent-punkte auf 5,7 Prozent 2024 erhöht.

Unter Langzeitarbeitslosen ist für 2024 ein Anstieg zu verzeichnen: Diese nahm gegenüber dem Vorjahr um 248 Personen oder 7,5 Prozent auf 3.560 Personen zu.

Die Jugendarbeitslosigkeit (unter 25 Jahre) ist im Jahresdurchschnitt 2024 im Vergleich zu 2023 von 857 Personen um 222 Personen oder 25,9 Prozent auf 1.079 Personen gestiegen – die altersspezifische Arbeitslosenquote hat sich von 4,0 Prozent um 0,9 Prozentpunkte auf 4,9 Prozent erhöht.

Die Zahl der ausländischen Arbeitslosen hat zugenommen: Diese stieg im Jahresdurchschnitt von 3.316 Personen um 233 Personen oder 7,0 Prozent auf 3.549 Personen.

Der Zugang von Stellenmeldungen im Arbeitgeber-Service im Kreis Paderborn ist deutlich gesunken: In Jahressumme wurden 4.923 Stellen gemeldet, 1.030 oder 17,3 Prozent weniger als 2023. Die Zugänge hatten 2023 damit 5.953 betragen. Der Bestand an offenen Arbeitsstellen lag 2024 im Jahresdurchschnitt bei 2.683 Stellen, das bedeutet zum Vorjahr einen Rückgang um 677 Stellen oder 20,1 Prozent.

80,9 Prozent der neu gemeldeten Stellen im Bestand waren im Jahresschnitt für die Anforderungsniveaus Fachkräfte, Spezialist/-in und Experte vorgesehen. Hier besteht hoher Bedarf. Für Helferinnen und Helfer waren 19,1 Prozent der freien Stellen gemeldet.