Arbeitsagentur im Gespräch mit Abgeordneten

Gemeinsames Arbeitsfrühstück in der Agentur für Arbeit Passau

18.03.2024 | Presseinfo Nr. 21

Eva-Maria Kelch, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Passau, und Hermann Käser, Geschäftsführer Operativ, empfingen die neu gewählten Mitglieder des Landtags sowie die Bezirksräte zu einem gemeinsamen Arbeitsfrühstück und informierten über die aktuelle Situation am Arbeitsmarkt für die Stadt Passau und die beiden Landkreise Passau und Freyung-Grafenau.

Themen waren neben dem robusten Arbeitsmarkt, auch die insgesamt gute sozialversicherungspflichtige Beschäftigungssituation im Agenturbezirk Passau sowie die Lage auf dem Ausbildungsmarkt. Die Agentur für Arbeit Passau verzeichnet im Jahr 2023 eine durchschnittliche Arbeitslosenquote von 3,5 Prozent. Dabei handelt es sich in erster Linie um Fluktuationsarbeitslosigkeit. Während der Wintermonate steigt die Arbeitslosigkeit regelmäßig an. Die Arbeitsagentur Passau ist dann vom höchsten Saisonausschlag in Deutschland betroffen. Witterungsabhängig sind besonders der Bau- und Baunebenbereich, der Tourismus sowie Berufe im Freien und Teile der Fertigung. Diese Wirtschaftsbereiche können während der kalten Jahreszeit ihren Betrieb nicht wie üblich aufrechterhalten und setzen daher Arbeitnehmer/innen frei – oft jedoch mit einer Zusage auf Wiedereinstellung. Mit einer Saisonbereinigung kann spätestens zu Frühlingsbeginn gerechnet werden. Unternehmen suchen dann wieder verstärkt Arbeitskräfte.

Besonderes Interesse bestand auch an der aktuellen Stellensituation. Im Bezirk der Agentur für Arbeit Passau waren im Februar 3.082 Arbeitsstellen gemeldet. Der Stellenbestand ist hoch, wenngleich der Rückblick zeigt, dass weniger Stellen vorhanden sind als in den letzten beiden Jahren. Bei vielen Arbeitgeber bestand coronabedingt Nachholbedarf, der inzwischen gedeckt werden konnte. Gesucht werden sowohl Fachkräfte als auch Arbeitskräfte und dies über alle Branchen hinweg. Wobei zu Beginn des Jahres die größte Konzentration auf fertigungstechnische Berufe, medizinische und nicht-medizinische Gesundheitsberufe, Lebensmittel- und Gastgewerbeberufe, Bau- und Ausbauberufe, Verkehrs- und Logistikberufe sowie Handelsberufe liegt.

„Ein Großteil der Arbeitskräftenachfrage in der Region, geht von Wirtschaftszweigen wie dem Verarbeitenden Gewerbe, dem Gesundheits- und Sozialwesen, dem Handel sowie dem Baubereich aus“, kommentiert Eva-Maria Kelch und schlussfolgert weiter „in diesen Bereichen sind auch die meisten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gemeldet.“

Ein Austausch fand auch über die Situation in der Bauindustrie statt, die aufgrund der Inflation und des rapide gestiegenen Zinsniveaus deutlich weniger Aufträge verzeichnet. Dennoch ist der Arbeitskräftebedarf auch in dieser Branche stabil, viele Arbeitslose haben zudem eine Zusage auf Wiedereinstellung im Frühjahr.

Der Ausbildungsmarkt entwickelte sich seit einigen Jahren bereits zu einem deutlichen „Bewerbermarkt“. Es gibt im Agenturbezirk mehr als doppelt so viele gemeldete Ausbildungsstellen wie gemeldete Bewerber/innen. Insofern bemühen sich Arbeitgeber auf Messen aktiv darum, Kontakte zu Schulabgängern zu knüpfen und für ihre Berufe zu werben. Besonders wichtig ist es daher für Kelch, dass der Übergang von der Schule in die Ausbildung gelingt: „Unsere Berufsberatung ist an allen Schulen tätig und führt mehrmals pro Woche Beratungen durch. Schulabgänger/innen dürfen nicht durch das Raster fallen, denn der Arbeitsmarkt ist aufnahmefähig und einstellungswillig.“

Kelch thematisierte dazu auch die demografische Wende, welche auf uns in den nächsten Jahren durch den Wegfall der „Babyboomer-Generation“ zukommt. Das Problem des Arbeitskräftemangels wird sich weiter verschärfen. Auch durch eine berufliche Ausbildung werden nicht genügend Fachkräfte zur Verfügung stehen. Bislang spiegelt sich die Demografie nur bedingt in den Daten wider: von 2018 bis 2023 ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Agenturbezirk Passau von etwa 126.000 stetig auf über 132.000 gestiegen. Grund hierfür ist laut Kelch vor allem die Zuwanderung. „Der Zuzug von Arbeitskräften aus Ungarn, Polen, Bulgarien und Rumänien hat dabei eine wesentliche Rolle gespielt. Die Folgen der EU-Osterweiterung sind in erhöhten Beschäftigungszahlen erkennbar“, so Kelch.

Durch zugewanderte Menschen stehen dem Arbeitsmarkt potenzielle Arbeits- und Fachkräfte zur Verfügung, die auf lange Sicht auch einen Fachkräftemangel abmildern können. Die Aktivitäten zum Job Turbo sollen dazu beitragen, dass Unternehmen das vorhandene Potenzial an Arbeitskräften auch nutzen und Migrantinnen und Migranten eine Chance geben. Geflüchtete aus den acht Herkunftsländern sowie aus der Ukraine werden dazu eingeladen regionale Messen zu besuchen, um direkt mit möglichen Arbeitgebern in Kontakt zu kommen. Als Veranstaltung bot sich dabei auch die Passauer Ausbildungsmesse an. Weitere Veranstaltungen wie zum Beispiel in Bad Füssing sind geplant. Der Arbeitgeber-Service Passau unterstützt Unternehmen bei der Bewerberauswahl, er berät zu sprachlichen und beruflichen Qualifikationen und zu Fördermöglichkeiten, damit Geflüchteten eine schnelle Arbeitsaufnahme gelingen kann.

Abschließend kam man auch auf das Bürgergeld zu besprechen und ob eine Bürgergelderhöhung Auswirkungen auf die Beschäftigung haben könnte. Eine Beschäftigung lohnt sich immer, da sie unter anderem soziale und kulturelle Teilhabe ermögliche, sinnstiftend wirke und der Selbstverwirklichung diene, so das Fazit von Eva-Maria Kelch.