Jede Prognose ist im Augenblick noch mit vielen Unsicherheiten behaftet. „Aktuell können wir nur den Moment betrachten. Wann die Arbeitslosenzahlen wieder unter das Vorkrisenniveau sinken, kann aufgrund der unsicheren Lage kaum seriös prognostiziert werden. Zu viele Faktoren spielen eine Rolle. Der im November begonnene Lock down und die Verschärfungen seit Dezember werden sich verzögert auf den Arbeitsmarkt auswirken. Wir verzeichnen seit November und besonders im Dezember wieder einen deutlichen Anstieg bei den Anzeigen auf konjunkturelles Kurzarbeitergeld. Es bleibt abzuwarten, wie lange die Einschränkungen dauern und wie schnell die Konjunktur sich erholt.“
Mittelfristig werden die vor der Krise dominierenden Themen rund um die Fachkräftesicherung wieder in den Vordergrund rücken. Nicht nur durch Corona steht die Arbeitswelt vor einem tiefgreifenden Wandel. „Demografie, Digitalisierung und der Strukturwandel sind die Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt und prägen unser Handeln. Wir konzentrieren uns auf die Themen Fachkräftenachwuchs und -entwicklung, Beschäftigte, Arbeitslose und Zuwanderung. In diesen vier strategischen Feldern sehen wir Potenzial. Um mit dem technologischen Wandel Schritt zu halten, verändern sich die Anforderungen an die Arbeitnehmer und die Unternehmen. Berufliche Bildung nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein. Demzufolge setzen wir auch in diesem Jahr wieder auf passgenaue und zielgerichtete Qualifizierungen und Weiterbildungsmaßnahmen“, hebt Petra Schlüter hervor.
Für die Fachkräftesicherung ist es wichtig, dass die Unternehmen weiter in die Ausbildung junger Nachwuchskräfte investieren. „Im letzten Jahr konnten wir einen Corona-Jahrgang auf dem Ausbildungsmarkt vermeiden. Auch für dieses Jahr bin ich zuversichtlich, dass wir für jeden Jugendlichen gemeinsam mit den Berufsberatern und den Partnern am Ausbildungsmarkt einen konkreten Fahrplan zum Einstieg in das Berufsleben entwickeln können. Ich rate allen Jugendlichen, die eine Ausbildung suchen, sich bei uns zu melden und Kontakt zu halten. Bereits jetzt stehen weit über 800 freie Ausbildungsstellen für dieses Jahr zur Verfügung. Wir kontaktieren die Jugendlichen und Eltern telefonisch, online und jetzt auch mit Videoberatung. Wenn erforderlich sind wir nach Terminvereinbarung auch persönlich erreichbar“, betont Petra Schlüter abschließend.
Arbeitslosigkeit
Innerhalb des letzten Jahres ist die Arbeitslosigkeit im Vogtlandkreis deutlich gestiegen. Im April wurde mit 6.554 Personen die höchste Arbeitslosigkeit registriert, während im November mit 5.733 Frauen und Männern der Tiefstand erreicht wurde.
Es zeigt sich, dass durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie der Arbeitsmarkt in etwa auf das Niveau von 2018 zurückversetzt wurde.
Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag im letzten Jahr bei 5,4 Prozent (2019: 4,8 Prozent).
Arbeitslosigkeit nach Rechtskreisen
Betrachtet man die Entwicklung nach Rechtskreisen, so wurden rund 56 Prozent der Arbeitslosen vom Jobcenter Vogtland (Grundsicherung) und rund 44 Prozent von der Arbeitsagentur (Arbeitslosenversicherung) betreut. Die Zahl der Arbeitslosen im Bereich der Arbeitsagentur lag im Jahresdurchschnitt bei 2.722 also deutlich höher als im Vorjahr (2019: 2.024), im Bereich des Jobcenters Vogtland bei 3.476 und damit geringfügig unter dem Vorjahr (2019:3.553).
Kurzarbeit
Für den Monat August liegt die aktuelle Hochrechnung für die tatsächlich realisierte Kurzarbeit im Vogtland vor. Demnach haben bislang 962 Betriebe Kurzarbeitergeld für 7.638 Arbeitnehmer abgerechnet. Die Zahl der Kurzarbeiter ist damit seit dem Höchststand im April (2.238 Betriebe mit 17.916 Beschäftigten) rückläufig.
Beschäftigung
Auswirkungen der Corona-Pandemie werden auch in den Beschäftigtendaten für den Vogtlandkreis sichtbar. Zum Stand 30.06.2020 gab es rund 81.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, fast 1.300 weniger als vor einem Jahr. Wobei ein Teil des Rückgangs auch demografische Ursachen hat.
Geschäftsstellen im Vogtland im Vergleich
In allen Geschäftsstellen in der Region ist die Arbeitslosigkeit gestiegen. Die niedrigste Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt verzeichnet – wie auch in den Vorjahren - die Geschäftsstelle Klingenthal mit 3,9 Prozent. Danach folgt Oelsnitz mit 4,3 Prozent. Auerbach liegt bei 4,5 Prozent, Reichenbach bei 5,2 Prozent und die Geschäftsstelle Plauen bei 6,7 Prozent.
Bewegung auf dem Arbeitsmarkt hält an
Im Laufe des Jahres 2020 meldeten sich 16.609 Frauen und Männer arbeitslos, das waren 3.438 bzw. 17,1 Prozent weniger als im Vorjahr.
Gleichzeitig beendeten 16.168 Menschen ihre Arbeitslosigkeit. Das waren 3.919 oder 19,5 Prozent weniger als im Jahr 2019. Es gingen sowohl die Abgänge in Erwerbstätigkeit als auch die in arbeitsmarktpolitische Maßnahmen zurück.
Arbeitslosigkeit in den verschiedenen Personengruppen
Betrachtet man die Arbeitslosigkeit im Jahresverlauf bei den einzelnen Personengruppen, so fällt auf, dass der Anstieg der Arbeitslosigkeit alle Personengruppen betrifft, jedoch unterschiedlich stark ausgeprägt ist.
Im Jahr 2020 waren im Vogtland durchschnittlich 602 Jugendliche unter 25 Jahren arbeitslos. Das waren 112 oder 22,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Anteil der Jugendlichen lag bei 9,7 Prozent. Junge Menschen waren im Frühjahr als erstes von Freisetzungen betroffen und im Sommer ist deren Arbeitslosenzahl nach Ausbildungsende noch mal deutlich gestiegen. Im Vergleich zu den anderen Personengruppen, waren Jugendliche vom Anstieg der Arbeitslosigkeit fast doppelt so sehr betroffen.
Durchschnittlich 422 schwerbehinderte Menschen oder ihnen Gleichgestellte waren letztes Jahr bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter registriert. Im Vergleich zum Jahr 2019 waren das 45 Menschen mit Handicap mehr, ein Anstieg um 12 Prozent.
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist ebenfalls gestiegen. Im Jahresdurchschnitt waren 1.721 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich die Zahl um 171 bzw. um 11,1 Prozent.
Unterbeschäftigung
Die Unterbeschäftigung - die Summe aus Arbeitslosen, Teilnehmern an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und vorübergehend nicht verfügbaren Arbeitsuchenden - belief sich nach ersten Hochrechnungen im Jahresdurchschnitt auf 8.086 Personen und liegt damit um 312 Personen bzw. 4,0 Prozent über dem Vorjahresniveau.
Bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen betrug die Unterbeschäftigungsquote im letzten Jahr 7,0 Prozent (2019: 6,6 Prozent).
Arbeitskräftenachfrage – Stellenmeldungen
Durch den gemeinsamen Arbeitgeberservice wurden im vergangenen Jahr 5.860 Stellen, akquiriert. Das waren über 1.000 Stellen bzw. fast 15 Prozent weniger als 2019.
Der Bestand an gemeldeten Stellen belief sich am Jahresende auf 2.318. Gegenüber dem Vorjahr sind das 24,9 Prozent weniger und zeigt deutlich die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die damit verbundenen Unsicherheiten der Unternehmen.
Arbeitsmarktpolitik
Die Arbeitsagentur Plauen hat 2020 insgesamt rund 8,6 Millionen Euro für Eingliederungsleistungen ausgegeben.
Ausgabenschwerpunkte bildeten die Förderung der beruflichen Weiterbildung (rund 4,0 Millionen Euro) sowie die Zahlung von Eingliederungszuschüssen (rund 1,3 Millionen Euro). Außerdem wurden rund 1,9 Millionen Euro für die Unterstützung des Berufseinstiegs Jugendlicher ausgegeben.