Entgelte für Vollzeitbeschäftigte steigen fast überall

An- und Ungelernte verdienen weit weniger als Menschen mit berufs- oder Studienabschluss

20.07.2023 | Presseinfo Nr. 17

Dr. Ramona Schröder, Leiterin der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg: „In der Hauptstadt und im Brandenburger Land erzielten Vollzeitbeschäftigte mehr Einkommen. Zudem sind Frauen und Männer in Berlin und Brandenburg in der Gehälterfrage traditionell fast gleichauf. Wir wissen aber auch, dass es in bestimmten Berufen immer noch Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen gibt, obwohl sie die gleiche Arbeit verrichten. Bei der weiter zunehmenden Anspannung am Arbeitsmarkt sollte es selbstverständlich sein, den Attraktivitätsbaustein Gehalt so weit wie möglich auszureizen und das in jedem Fall geschlechterübergreifend. Zudem ist die Ungleichheit zwischen Fachkräften und Ungelernten ein wichtiges Signal an Beschäftigte und Unternehmen, in eine Ausbildung zu investieren.“

Katja Karger, Vorsitzende DGB Bezirk Berlin-Brandenburg: „Bei vollzeitbeschäftigten Frauen und Männern liegen die Löhne in Berlin und Brandenburg nah beieinander. Aber: in der Realität arbeitet fast jede zweite Frau in Teilzeit, dies schmälert das Einkommen und die Rentenerwartung und vergrößert die tatsächlichen Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen. Der geringe Abstand von vollzeitbeschäftigten Frauen und Männern liegt auch daran, dass die Männer so wenig verdienen - und nicht daran, dass es bei den Frauen besser liefe. Berlin und Brandenburg brauchen eine noch deutlich bessere Lohnentwicklung insgesamt, um mit den westdeutschen Bundesländern gleich zu ziehen. Dafür brauchen wir eine Stärkung der Tarifbindung.“

Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg: „Für viele Unternehmen waren die vergangenen Jahre nicht einfach, vor allem die Pandemie hat viele Firmen schwer getroffen. Trotzdem haben sie die Arbeitsplätze gesichert und neue geschaffen. Zudem sind die Löhne in Berlin und Brandenburg in nahezu allen Branchen spürbar gestiegen. In der Hauptstadt liegen sie seit einiger Zeit sogar über dem Bundesdurchschnitt. Die Arbeitgeber wissen, wie wichtig und motivierend eine gute Bezahlung ist. Sie spielt zudem bei der Fachkräftesicherung eine wichtige Rolle. Klar ist allerdings auch, dass die Unternehmen die Löhne erst einmal erwirtschaften müssen. Angesichts einer schwachen Konjunktur sowie immer weiter steigender Kosten für Energie und Bürokratie wird das zunehmend schwieriger. Wir brauchen dringend Impulse für bessere Standort-Bedingungen.“

Im Vergleich zu den Entgelten zum Vorjahr und vor der Corona-Pandemie sind die Gehälter für Vollzeitbeschäftigte weiterhin gestiegen – bei Frauen und Männern. Während in Berlin wie auch im letzten Jahr das Medianentgelt von Männern knapp über dem der Berliner Frauen liegt, ist es mit Blick auf die Brandenburgerinnen umgekehrt und Frauen verdienen dort durchschnittlich im Vergleich mehr als Männer. Zurückzuführen ist dies aber auch auf die unterschiedlichen Wirtschaftsstrukturen in beiden Ländern. Die Gehaltssteigerungen zeigen sich in allen Branchen. Es gibt aber auch Bereiche, die kaum sichtbare Einkommenszuwächse erfahren haben. Deutlich ist, dass Menschen mit einer abgeschlossenen Ausbildung oder einem akademischen Abschluss weit mehr verdienen, als An- oder Ungelernte.

In Berlin lag der Median des Bruttomonatsentgelts aller Vollzeitbeschäftigten jeweils zum Jahresende 2022 bei 3.806 Euro, Ende 2019 waren es 3.383 Euro. In Brandenburg lag der Wert für 2022 bei 3.011, drei Jahre zuvor waren es 2.708 Euro.

Die Berliner Frauen verdienten 2022 im Median 3.755 €, im Jahr 2019 waren es 3.329 €. Die Männer in der Hauptstadt bekamen monatlich 3.856 €, vor drei Jahren waren es 3.441 €.

In Brandenburg verdienten Frauen 2022 im Median 3.098 €, im Jahr 2019 waren es 2.779 €. Die Brandenburger Männer bekamen monatlich 2.973 €, vor drei Jahren waren es 2.676 €.

Über beide Länder hinweg entwickelten sich die Löhne in den Wirtschaftszweigen positiv. Auch das Gastgewerbe holte in Brandenburg wieder auf und die Beschäftigten verdienten dort mehr als zum Jahresende 2021 während in Berlin die Entgelte sanken. Somit ist dieser Bereich der einzige Wirtschaftszweig, in dem die Medianentgelte im Vergleich zum Vorjahr zurückgingen. Die Beschäftigung im Gastgewerbe in Berlin ist ebenfalls rückläufig.

Weiterführende Informationen

Die Entgeltstatistik bildet die Medianentgelte für Vollzeitbeschäftigte ab. Die Beschäftigung in Berlin lag im Dezember 2022 bei circa 1,7 Millionen Menschen. Davon waren circa 600.000 in Teilzeit beschäftigt, der größte Anteil davon sind Frauen mit insgesamt knapp 400.000.

In Brandenburg waren im Dezember 2022 knapp 900.000 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Davon waren circa 290.000 in Teilzeit beschäftigt, der größte Anteil davon sind Frauen mit insgesamt knapp 220.000 Beschäftigten.

 

Weitere Informationen unter www.arbeitsagentur.de oder in den interaktiven Visualisierungen.

Informationen zur Beschäftigungsstatistik

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