Der Arbeitsmarkt im Juni 2022

Außergewöhnlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit

30.06.2022 | Presseinfo Nr. 17

  • 218.967 Arbeitslose im Juni 2022
  • Quote steigt auf 3,5 Prozent
  • Jugendarbeitslosigkeit steigt auf 2,4 Prozent

Arbeitslosigkeit
Zeitreihe zum Bestand Arbeitslosen

 
Zeitreihe zum Bestand Arbeitslosen Juni 2022

 

Der Arbeitsmarkt in Baden-Württemberg verzeichnet im Juni einen außergewöhnlichen, aber nicht unerklärlichen Anstieg bei der Arbeitslosigkeit. Grund ist der Übergang von Personen aus der Ukraine aus dem Asylbewerberleistungsgesetz in die Grundsicherung (SGB II). Seit dem 01. Juni haben Geflüchtete aus der Ukraine Anspruch auf SGB II-Leistungen und werden von den Jobcentern betreut.

Im Juni 2022 waren in Baden-Württemberg 218.967 Menschen arbeitslos gemeldet, 14.768 und damit 7,2 Prozent mehr als im Mai. Damit steigt die Arbeitslosenquote insgesamt auf 3,5 Prozent, bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf 2,4 Prozent. 
Der Bestand an Arbeitslosen ist gegenüber dem Vormonat vor allem im Rechtskreis SGB II (Grundsicherung) spürbar angestiegen, um 16.411 und damit um 14,8 Prozent. Es handelt sich überwiegend um Menschen, die vorher Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten haben. Ohne diesen Zuzug wäre die Arbeitslosigkeit zurückgegangen, allerdings schwächer als in einem Junimonat üblich. Knapp drei Viertel aller Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit, die sich in den Jobcentern arbeitslos gemeldet haben, sind zwischen 25 und 55 Jahre alt. Der größte Teil (80 Prozent) derjenigen, die sich in den Jobcentern gemeldet haben, sind Frauen. 

Im Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung) hat sich die Zahl im Vergleich mit dem Vormonat verringert, sie ging um 1.643 und damit um 1,8 Prozent zurück.
 
Christian Rauch, Leiter der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit, erklärt: „Der Arbeitsmarkt ist gut durch die Pandemie gekommen. Eine besondere Herausforderung stellt für die Jobcentern nun die Übernahme der Betreuung für die geflüchteten Menschen aus der Ukraine dar. Die Mitarbeitenden in den Jobcentern sind gut vorbereitet; sie beraten und unterstützen, wenn Geflüchtete hier bleiben wollen oder müssen. Unser Anspruch ist, frühzeitig, umfassend und ausbildungsadäquat zu beraten, zu vermitteln und zu qualifizieren, damit erworbene Bildungsniveaus nicht verloren gehen. Ziel sollte es sein, die Menschen entsprechend ihrer Kompetenz nachhaltig in den Arbeitsmarkt zu integrieren.“

Der Arbeitsmarkt bleibt aufnahmefähig
Obwohl den Arbeitsagenturen in Baden-Württemberg im Juni 2022 2.351 weniger neue Stellenangebote seitens der Arbeitgeber gemeldet wurden, bleibt der Bestand der gemeldeten Arbeitsstellen auf einem hohen Niveau. Mit insgesamt 116.580 liegt der Bestand an gemeldeten Stellen weit über Juni 2021. 
„Die Arbeitsnachfrage ist trotz der wirtschaftlichen und politischen Unwägbarkeiten auf einem hohen Niveau“, resümiert Christian Rauch. „Allerdings wäre es vermessen, zu sagen, dass geflüchtete Menschen aus der Ukraine diese offenen Stellen besetzen und damit Fachkräfteengpässe ausgeglichen werden können. Vor einer dauerhaften Integration in den Arbeitsmarkt, die der Qualifikation der Einzelnen entspricht, sind zunächst Sprachkurse notwendig, die Organisation der Kinderbetreuung und gegebenenfalls auch die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse.“

Entwicklung der Kurzarbeit
Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die Kurzarbeit sind bislang moderat. Die Zahl der Betriebe, die Kurzarbeit anzeigen, ist im Vergleich zum Vormonat erneut gesunken. Im Juni zeigten in Baden-Württemberg 297 Betriebe für 5.286 Beschäftigte Kurzarbeit an. Ein großer Teil der neuen Anzeigen auf Kurzarbeitergeld sind mit Folgen des Ukrainekrieges begründet.
Die tatsächlich realisierte Kurzarbeit kann aufgrund der statistischen Erfassungslogik ausschließlich bis Dezember 2021 ausgewiesen werden. 
Die wichtigsten Informationen zum Kurzarbeitergeld sind auf den Seiten der Bundesagentur für Arbeit zusammengestellt: Corona-Virus: Informationen für Unternehmen zum Kurzarbeitergeld