Hauptschulabsolventen in Baden-Württemberg:

Potenzielle Fachkräfte

15.11.2022 | Presseinfo Nr. 34

Unter den Schulentlassenen von allgemeinbildenden Schulen nutzen vor allem Hauptschulabgängerinnen und -abgänger die Ausbildungsvermittlung der Agenturen für Arbeit und Jobcenter. Trotzdem finden viele Bewerberinnen und Bewerber mit Hauptschulabschluss keine Ausbildungsstelle. Die Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit hat dies zum Anlass genommen, die Ausbildungsmarktsituation für Hauptschulabsolventen zu untersuchen.

Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen hat in den letzten Jahren zugenommen. Zugleich verfügen erhebliche Teile der jungen Beschäftigten und Arbeitslosen mit Hauptschulabschluss nicht über einen Berufsabschluss. Sie drohen, dem Arbeitsmarkt dauerhaft als Fachkräfte verloren zu gehen. 

Wie steht es um die Hauptschulabsolventen in Baden-Württemberg?
Über ein Viertel (25,6 Prozent) der bei den Agenturen für Arbeit und Jobcentern in BW gemeldeten Bewerber verfügen über einen Hauptschulabschluss, knapp die Hälfte über einen Realschulabschluss. Zugleich richtet sich die Mehrheit der gemeldeten Ausbildungsstellen (53,5 Prozent) an Personen mit Hauptschulabschluss, gut ein Drittel erfordern einen Realschulabschluss. Hauptschulabsolventen treten hier allerdings in Konkurrenz zu Bewerberinnen und Bewerbern mit höherem Abschluss, da es sich bei dem geforderten Schulabschluss in der Regel um eine Mindestanforderung handelt.

Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge von Hauptschulabsolventen (wie auch Realschulabsolventen) sinkt seit Jahren. Dies hat vor allem demografische Ursachen (die Zahl der Schulabgänger geht seit Jahren zurück, der Anteil der Hauptschulabsolventen liegt dabei relativ konstant bei rund 15%).

Ebenso wie anderen gemeldeten Bewerbern steht den gemeldeten Hauptschulabsolventen rechnerisch ein Überangebot an entsprechenden (einen Hauptschulabschluss voraussetzenden) gemeldeten Ausbildungsstellen gegenüber. Auch die Berufsgruppen, in denen gemeldete Bewerber mit Hauptschulabschluss eine Ausbildung beginnen möchten, unterscheiden sich nicht allzu sehr von den Berufswünschen anderer Bewerber (z. B. solcher mit Realschulabschluss). Zudem passen die Berufswünsche der gemeldeten Hauptschulabsolventen insgesamt gut zu den Berufen, in denen Ausbildungsstellen gemeldet werden.
In einigen Berufsgruppen werden daher Besetzungsprobleme deutlich: Der Anteil unbesetzter gemeldeter betrieblicher Ausbildungsstellen, die einen Hauptschulabschluss erfordern, liegt bei bis zu 31 Prozent (Elektrotechnik). Ähnlich hohe Werte weisen vor allem Berufe des Gastgewerbes und der Baubranche auf.

Auffällig ist, dass zwei Drittel (66 Prozent) der arbeitslos gemeldeten Personen mit Hauptschulabschluss und knapp ein Drittel (32 Prozent) der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (ohne Auszubildende) mit Hauptschulabschluss im Alter von 20-29 Jahren keinen Berufsabschluss haben. Diese Anteile sind in den letzten Jahren tendenziell gestiegen –auch schon „vor Corona“. 
Es gibt also auch unter den Hauptschulabsolventen, die bereits das Erwerbsalter erreicht haben, erhebliches Qualifizierungspotenzial. Dieses Potenzial gilt es auch zu nutzen: Trotz der aktuellen wirtschaftlichen Unsicherheit werden zukünftig aufgrund der demografischen Entwicklung Arbeitskräfte, insbesondere Fachkräfte, benötigt.

Christian Rauch, Leiter der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit betont: „Wir erleben, dass sich Hauptschüler vielfach gar nicht mehr ernsthaft um Ausbildung bewerben, weil sie aus zurückliegenden Jahren das Gefühl haben, dass sie keine Chance um eine Ausbildung haben. Dieses Potenzial müssen wir gemeinsam mit den Betrieben wieder besser erschließen.“

Die Bundesagentur für Arbeit unterstützt Betriebe mit der assistierten Ausbildung (AsA) dabei, passende Auszubildende zu finden und unterstützen ihre Nachwuchskräfte auf dem Weg zum Berufsabschluss.
Mehr Informationen zur Assistierten Ausbildung finden Sie hier:
https://www.arbeitsagentur.de/unternehmen/ausbilden/assistierte-ausbildung-betriebe