Ukrainische Geflüchtete:

Von der Migration zur Integration

19.06.2023 | Presseinfo Nr. 27

„Kein Mensch flieht freiwillig – aber ganz freiwillig können wir uns entscheiden, diesen Menschen zu helfen.“ Dieses Zitat stammt von Filippo Grandi, UN-Hochkommissar für Flüchtlinge. Der Weltflüchtlingstag am 20. Juni erinnert daran, dass Millionen von Menschen gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine sind viele Menschen nach Deutschland geflohen. Mit der Massenzustrom-Richtlinie der Europäischen Union haben Schutzsuchende aus der Ukraine Zugang zu Arbeit, Bildung sowie Sozialleitungen und medizinischer Versorgung.

Die Menschen, die seit Februar 2022 aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet sind, werden seit dem 1. Juni 2022 von den Jobcentern betreut. Aktuell sind rund 25.000 ukrainische Arbeitslose in den Jobcentern gemeldet, dies entspricht rund 18 Prozent aller Arbeitslosen im Rechtskreis SGB II. Knapp 17.000 der ukrainischen Arbeitslosen sind Frauen, rund 8.000 Männer.
Insgesamt wurden im Februar 2023 in den Jobcentern rund 64.000 ukrainische Staatsangehörige als erwerbsfähige Leistungsberechtigte betreut.

Ziel: Qualifikationsadäquate Integration
Ein Berufseinstieg von geflüchteten Menschen braucht Zeit. Das liegt vor allem daran, dass auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland gute Deutschkenntnisse von großer Bedeutung sind. Gerade in qualifizierten Tätigkeiten ist daher nach einem Integrationskurs häufig noch eine berufsbezogene Sprachförderung erforderlich.
Außerdem muss häufig parallel die Anerkennung von Schul-, Studien- und Berufsabschlüssen verfolgt werden, um eine qualifikationsadäquate Beschäftigung in Deutschland zu ermöglichen. 
Die meisten ukrainischen Geflüchteten schließen nun sukzessive die Integrationskurse ab. Mit Blick auf den Arbeits- und Fachkräftemangel liegt der Fokus der Arbeitsvermittlung in den Jobcentern nun auf der Aufnahme einer kompetenz- und qualifikationsadäquaten Beschäftigung. Die Integrationsfachkräfte stehen daher vor der Herausforderung, die aus der Ukraine geflüchteten Menschen, überwiegend Frauen mit Kindern, bei der Verfolgung ihrer individuellen beruflichen Ziele zu unterstützen und gleichzeitig ihre besondere Lebenssituation zu berücksichtigen. Mit Blick auf die Qualifikation bringen ukrainische Geflüchtete gute Voraussetzungen mit, um erfolgreich auf dem deutschen Arbeitsmarkt anzukommen und dauerhaft Beschäftigungen zu finden. Sie verfügen zu mehr als 70 Prozent über ukrainische Berufsabschlüsse und Berufserfahrung und sind relativ jung.

Sachstand: Beschäftigung von Ukrainerinnen und Ukrainern steigt
Laut vorläufigen, hochgerechneten Daten waren im März 2023 bereits rund 17.000 Ukrainer/-innen in Baden-Württemberg sozialversicherungspflichtig beschäftigt und damit rund 10.000 mehr als im Januar 2022 (d. h. unmittelbar vor Kriegsbeginn); weitere knapp 5.000 waren ausschließlich geringfügig beschäftigt (rund 4.000 mehr als vor Kriegsbeginn), siehe Abbildung.

Sozialversicherungspflichtig (SvB) und ausschließlich geringfügig Beschäftigte (agB) Ukrainer/-innen
Baden-Württemberg (Arbeitsort)

Sozialversicherungspflichtig (SvB) und ausschließlich geringfügig Beschäftigte (agB) Ukrainer/-innen Baden-Württemberg

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Generell benötigt eine gute und langfristige Integration Zeit und bei einigen Schritten auch Geduld. Dr. Susanne Koch, Geschäftsführerin Operativ der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit, ordnet ein: „Aktuell schließen zahlreiche ukrainische Geflüchtete ihren Deutschkurs ab und stehen nun dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Unser Anspruch ist, umfassend und ausbildungsadäquat zu beraten, zu vermitteln und zu qualifizieren, damit erworbene Bildungsniveaus nicht entwertet werden. Ziel sollte es sein, die Menschen entsprechend ihrer Kompetenz nachhaltig in den Arbeitsmarkt zu integrieren.“

Erfolg: Erste Beispiele für gelungene Integration
So ist ein 24-jähriger Ukrainer im Juli 2022 als Begleitperson seiner schwerkranken Mutter geflohen. Er hat einen Bachelorabschluss im Hotelmanagement. In der Ukraine hat er knapp zwei Jahre ein Café geleitet. Im Anschluss an seinen Sprachkurs in Deutschland hat er ein Praktikum bei einem bekannten Hotel an der Rezeption ab-solviert und wurde mit Unterstützung des Jobcenters eingestellt. Bei der Integration hat er ein hohes Maß an Eigeninitiative gezeigt.

Ein weiteres Beispiel ist eine Ukrainerin, die im März 2022 mit ihren Kindern und ihrer Schwiegermutter aus der Ukraine geflohen ist. Sie hat ein abgeschlossenes Studium als Musikerin und verfügt bereits über Deutschkenntnisse.
Sie unterrichtet seit Mai 2022 ukrainischen Schülerinnen und Schüler in Deutsch, da sie bereits über fundierte Sprachkenntnisse verfügte, und steht ihnen auch emotional zur Seite.    

Weitere Informationen unter:
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