Arbeitslosigkeit steigt saisonbedingt leicht an – Beschäftigung und gemeldete Stellen weiterhin auf Vorkrisenniveau

04.01.2022 | Presseinfo Nr. 1

„Im Monat Dezember setzte sich die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt erneut fort – jedoch müssen wir die ersten Wolken sehr genau beobachten. Die sich ausbreitende Omikron Variante schlägt sich momentan noch nicht auf den Arbeitsmarkt nieder – allerdings zeigen sich pandemiebedingte Entwicklungen erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung auf dem Arbeitsmarkt.

Aktuell sind im Freistaat 222.857 Personen arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat ergibt das einen saisonal bedingten Anstieg von 6.587 oder 3,0 Prozent. Die Arbeitslosenquote liegt aber wie im Vormonat unverändert bei 2,9 Prozent. Vergleichen wir die Entwicklung allerdings mit Dezember 2020, so können wir bei der Arbeitslosigkeit einen Rückgang von 52.210 bzw. 19 Prozent verzeichnen.

Auch die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften ist weiterhin hoch. So sind im aktuellen Berichtsmonat 29.223 neue Stellenmeldungen bei den Arbeitsagenturen und den gemeinsamen Einrichtungen eingegangen und damit über ein Drittel mehr als vor einem Jahr. Der Bestand an gemeldeten Stellen liegt mit 140.120 nicht nur deutlich über dem Vorjahreswert, sondern auch deutlich über dem Vorkrisenniveau“, berichtet
Ralf Holtzwart, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern.

  

Arbeitslosenzahl im Dezember:                       + 6.587 auf 222.857 (+3,0 Prozent)

Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich:        - 52.210 (-19,0 Prozent)

Arbeitslosenquote gegenüber Vormonat:       gleichbleibend bei 2,9 Prozent

Arbeitslosenquote im Vorjahr:                         3,6 Prozent

  

Unterbeschäftigung

„Die Unterbeschäftigung liegt mit 294.079 Personen auf dem Niveau von Dezember 2019 vor Ausbruch der Pandemie. Im Vergleich zu Dezember 2020 haben wir einen Rückgang von 59.877 (bzw. 16,9 Prozent). Die Zahl derjenigen, die eine berufliche Weiterbildung absolvieren und an einer Maßnahme zur Förderung der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit teilnehmen, ist im Vergleich zu November 2021 erneut leicht gestiegen (+337)", so Holtzwart weiter.

  

Langzeitarbeitslosigkeit

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen in Bayern liegt bei 67.394 und damit um 5.258 oder 8,5 Prozent über dem Vorjahreswert. Das Plus zum Vorjahr wurde in den vergangenen Monaten allerdings stetig geringer und auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen, die im Dezember 2021 neu hinzugekommen sind, liegt unter dem Vorjahreswert. Der Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit scheint sich also zumindest abzuschwächen.

  

Beschäftigung weiterhin auf Vorkrisenniveau

„Die Beschäftigung entwickelt sich trotz der weiterhin vorhandenen Materialengpässe und Lieferschwierigkeiten positiv. Laut aktuellen Hochrechnungen waren im Oktober 2021 insgesamt 5.837.000 Menschen in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Das sind 7.700 Menschen mehr als im Vormonat. Auch im Vergleich zum Vorjahr bleibt die Beschäftigung auf Wachstumspfad (+75.300 bzw. 1,3 Prozent). Im Vergleich zu Oktober 2019, also vor Ausbruch der Pandemie, kann ebenfalls ein Plus von 53.253 verzeichnet werden.

Die Zuwächse im Vergleich zum Vorjahresmonat sind nach wie vor insbesondere im Gesundheits- und Sozialwesen, in der öffentlichen Verwaltung sowie im Bereich der Information und Kommunikation zu verbuchen. Beschäftigungsrückgänge sind am Höchsten in der Land- und Forstwirtschaft, dem Verarbeitenden Gewerbe, in der Metall- und Elektroindustrie sowie im Gastgewerbe.

Wie sich die Omikron Variante auf den Arbeitsmarkt und die Beschäftigung auswirken, bleibt abzuwarten. Auch muss abgewartet werden, ob die beschlossene einrichtungsbezogen Impfpflicht Auswirkung auf die Beschäftigtenzahlen haben wird,“ so Ralf Holtzwart weiter.

  

Stellenmeldungen weiterhin über Vorkrisenniveau

Im Dezember wurden den bayerischen Arbeitsagenturen und Jobcenter (gE) 29.223 Stellen gemeldet und somit weit mehr als vor einem Jahr (+7.555 bzw. +34,9 Prozent). Im Vergleich zum Vormonat liegt ebenfalls ein leichtes Plus von 884 Stellen (3,1 Prozent) vor. Insgesamt liegt der Bestand an gemeldeten Stellen bei 140.120 – dieser Wert übersteigt sowohl den Vorjahreswert (93.613) und liegt auch über dem Vorkrisenniveau (115.689).

„Der Stellenpool ist weiterhin auf Vorkrisenniveau. Allerdings muss dieses definitiv gute Ergebnis einer genaueren Analyse unterzogen werden. Ein Großteil der Stellenmeldungen (über 75 Prozent) sind für Fachkräfte, Spezialisten bzw. Experten ausgeschrieben – dem steht ein hoher Anteil von arbeitslos gemeldeten Menschen ohne eine
abgeschlossene Berufsausbildung – nämlich 46 Prozent – gegenüber. Und diese unterschiedlichen Ausgangslagen gilt es weiterhin auszugleichen. Womit? Durch Qualifizierung der arbeitslosen Menschen. So können wir auch dem Fachkräftemangel, der sich mittlerweile in vielen Bereichen zeigt, auch etwas entgegensetzen. Mit Qualifizierung können wir aber auch die Transformation in den Unternehmen begleiten und daher das Entstehen von Arbeitslosigkeit verhindern. Mit dem Qualifizierungschancengesetz können wir auch Beschäftigte fördern. Kommen Sie mit Ideen auf uns zu – die örtlichen Agenturen beraten Sie gerne!“, erklärte Ralf Holtzwart.

  

Bayerns Arbeitsmarkt im Jahresverlauf 2021

"Wir blicken erneut auf ein sehr bewegtes Jahr zurück, welches sowohl im Zeichen der Pandemie als auch Lieferengpässen stand. Obwohl uns die Corona-Pandemie immer wieder vor Herausforderungen stellte, konnte sich der Arbeitsmarkt im Laufe des Jahres erholen und hat zum Ende dieses Jahres Vorkrisenniveau erreicht.

Diese Entwicklung wurde durch die hohe Inanspruchnahme der Kurzarbeit begünstigt. Wurden zum Jahresbeginn noch 574.861 Beschäftigungsverhältnisse durch Kurzarbeit gesichert, hat sich diese Zahl durch den sich erholenden Arbeitsmarkt auf hochgerechnet 135.562 im September reduziert – aktuellere Zahlen liegen uns durch die Abrechnungsmodalitäten der Kurzarbeit noch nicht vor.

Wir müssen die künftige Entwicklung allerdings abwarten, da sich der Trend zu weniger Kurzarbeit eben möglicherweise umkehrt. So hatten wir im Dezember erneut einen Anstieg der Anzeigen auf 5.412. Wir können also davon ausgehen, dass in den nächsten Monaten auch wieder mehr Betriebe Kurzarbeit abrechnen.

Auch der Ausbildungsmarkt hat sich trotz der andauernden Einschränkungen zum Jahresbeginn als äußerst robust erwiesen – junge Menschen hatten sehr gute Chancen, einen Ausbildungsplatz zu finden. So standen zum Ende des Berichtsjahres 2020/21 61.887 Beweber:innen 96.789 offene Ausbildungsplätze gegenüber.

Die Wahlmöglichkeit der jungen Menschen führt auf der anderen Seite allerdings auch dazu, dass viele Betriebe ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen konnten und dadurch leider auch der Fachkräftemangel verschärft wird. Für uns wird daher in den nächsten Jahren die Qualifizierung von der Helfer:in zur Fachkraft und die Zuwanderung von qualifizierten Kräften eine größere Rolle spielen“ so Ralf Holtzwart abschließend.