Die Arbeitslosigkeit im Freistaat geht zurück, allerdings deutlich schwächer als im Vorjahr

28.04.2023 | Presseinfo Nr. 10

Pressemitteilung

Nr. 10 / 2023 – 28. April 2023

Sperrfrist: Freitag, 28. April 2023, 9:55 Uhr

 

Die Arbeitslosigkeit im Freistaat geht zurück, allerdings deutlich schwächer als im Vorjahr

 

Arbeitslosenzahl im April:                                       -7.491 auf 251.241 (-2,9 Prozent)

Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich:             +33.666 (+15,5 Prozent)

Arbeitslosenquote im Vormonatsvergleich:       3,3 Prozent (-0,1 Prozentpunkte) Arbeitslosenquote im Vorjahr:                     2,9 Prozent

 

Arbeitslosigkeit

„Die Arbeitslosenzahlen sind von März auf April um 7.491 bzw. 2,9 Prozent auf 251.241 zurückgegangen. Der Rückgang der Arbeitslosenzahl im April ist saisonal üblich, auch wenn dieser Rückgang in diesem Jahr deutlich schwächer ausfällt als in den Vorjahren. Ersichtlich ist dies auch an der saisonbereinigten Zahl, die um 3.700 gestiegen ist.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Arbeitslosenzahl um 33.666 bzw. 15,5 Prozent gestiegen. Neun Zehntel dieses Anstiegs geht auf die Registrierung von ausländischen Arbeitslosen zurück; zwei Drittel allein auf die Arbeitslosmeldung von Ukrainer:innen.

Die ukrainischen Arbeitslosen, die zu ca. 98% im Rechtskreis SGB II betreut werden, sind auch der wesentliche Treiber für die gestiegene Arbeitslosigkeit in diesem Rechtskreis. Aber auch im Rechtskreis SGB III ist die Zahl der Arbeitslosen von April 2022 auf April 2023 um 5.782 oder 5,0 Prozent gestiegen.

Im Vergleich zum Vormonat ist die Arbeitslosenquote im April 2023 auf 3,3 Prozent bzw. um 0,1 Prozent, zurückgegangen. Im Vergleich zum Vorjahr hingegen stieg die Arbeitslosenquote um 0,4 Prozentpunkte.

„Die Arbeitslosenzahlen im Freistaat sind zwar rückläufig, allerdings weniger stark als in den Vorjahren. Wie sich das Ganze weiterentwickelt werden wir in den nächsten Monaten sehr genau beobachten. Unternehmen müssen sich vielen Herausforderungen widmen, wie der Digitalisierung und Automatisierung sowie der Energiewende. Allem voran natürlich auch der Frage des demografischen Wandels und des damit einhergehenden Arbeitskräftemangels; All das dämpft die Dynamik. Trotz allem freuen wir uns natürlich über die immer noch bundesweit niedrigste Arbeitslosenquote“, so Ralf Holtzwart, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern, der Bundesagentur für Arbeit.

Grafik 2

Grundsicherung

Die Arbeitslosigkeit in der Grundsicherung (SGB II) liegt im April 2023 bei 130.628 Personen. Im Vergleich zum Vormonat sind 1.082 bzw. 0,8 Prozent mehr Menschen arbeitslos. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Arbeitslosenzahl um 27.884 bzw. 27,1 Prozent – maßgeblich ausgelöst durch Personen ukrainischer Nationalität – ein starker Anstieg.
„Nach Beendigung der Integrationskurse des Bundesamts für Migration und Flucht (BAMF) kommen die Ukrainer:innen zurück aus den Kursen und werden wieder in den Jobcentern als arbeitslos geführt, d.h. sie stehen dem Arbeitsmarkt, jetzt mit entsprechenden Deutschkenntnissen, zur Verfügung. Je besser und schneller sie Deutsch können, umso besser gelingt die Integration in den Arbeitsmarkt. Zahlreiche Ukrainer:innen sind sehr motiviert und möchten gerne auch arbeiten. Viele haben in der Ukraine einen Berufsabschluss erworben, den sie hier anerkennen lassen müssen. Der Weg des Anerkennungsverfahrens ist oftmals noch etwas schwierig und dauert vor allem lange. Ein guter Einstieg bei den bayerischen Unternehmen gelingt in erster Linie dann, wenn die Deutschkenntnisse immer besser werden. Hier unterstützen die Jobcenter und Arbeitsagenturen mit ihrem ganzen Portfolio an Maßnahmen. Neben der Beratung und der Profilerstellung gibt es auch unterstützende Maßnahmen zur Eingliederung bis hin zur Beschäftigtenförderung nach dem Qualifizierungschancengesetz – das sollten Betriebe für sich und ihre Mitarbeitenden nutzen“, erläutert Holtzwart.

Unterbeschäftigung

Die Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) sinkt im Vergleich zum Vormonat auf 344.301 bzw. um 2,4 Prozent. Ein sehr deutlicher Unterschied bei der Entwicklung von Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung zeigt sich im Vorjahresvergleich: Mit einem Plus von 55.815 zu April 2022, ist die Unterbeschäftigung im Vorjahresvergleich viel stärker gestiegen als die Arbeitslosigkeit. Begründet ist das mit den vielen Personen in „Fremdförderung“, vor allem die Teilnahmen an Integrationskursen des BAMF.
 

Im April 2023, befinden sich 89.604 Personen in einer Maßnahme; damit liegt diese Zahl mit 1.134 bzw. 1,3 Prozent leicht über dem Vorjahresniveau. Allerdings gibt es unterschiedliche Entwicklungen in den Maßnahmenkategorien: Während nach den aktuellsten hochgerechneten Werten die Zahl der Teilnehmenden an Aktivierungsmaßmaßnahmen und Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung im Vergleich zum Jahresanfang 2022 zum Teil deutlich zugenommen hat, wurden weniger Menschen bei der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit oder durch eine Beschäftigung schaffende Maßnahme gefördert.

Grafik 3

Arbeitskräftenachfrage bleibt in der langfristigen Betrachtung sehr hoch, ist aber weniger dynamisch

Im Stellenpool der bayerischen Arbeitsagenturen und Jobcenter sind im April 151.184 Stellen verzeichnet, das sind 475 bzw. 0,3 Prozent mehr Stellen als vor einem Monat. Im Vorjahresvergleich ist der Zugang an Stellen um 16,7 Prozent (-5.497 Stellen) zurückgegangen.
„Die Unternehmen im Freistaat zeigen sich mit der Meldung neuer Stellenangebote in den letzten Monaten verhaltener. So liegen die Zugänge seit Jahresbeginn mit einem Minus von 12.425 oder 10,4 Prozent deutlich unter dem Vorjahreswert. Insgesamt liegen wir hier aber schon auf einem sehr hohen Niveau. Auch hier ist es noch zu früh, daraus einen Trend abzuleiten. Wir beobachten den Arbeitsmarkt sehr genau und wissen um die Herausforderungen in den Unternehmen. Die offenen Stellen aus dem Bestand der Arbeitslosen zu besetzen gelingt uns nur bedingt. Umso mehr hoffe ich, dass die Ukrainer:innen, die demnächst verstärkt aus den Integrationskursen des BAMF kommen, auf diese Stellen vermitteln können. Weiter setzten wir bei dem Thema Arbeitskräftemangel auf die Zuwanderung aus dem Ausland und qualifizieren die Arbeitslosen – so möchten wir die bayerischen Unternehmen bei der Suche nach den so dringend benötigten Arbeitskräften unterstützen. Trotz des Rückgangs an Stellenmeldungen ist der Bedarf an Arbeitskräften in Bayern in der langfristigen Betrachtung sehr hoch, deshalb möchte ich erneut meinen Appell an die Betriebe im Freistaat richten: Seien Sie mutig, die Geflüchteten aus der Ukraine bringen viel Know-How mit. Fehlende (Anpassungs-) Qualifizierungen können wir aus Mitteln des Qualifizierungschancengesetzes finanzieren. Hier unterstützen wir mit Lohnkostenzuschüssen und/oder Weiterbildungskosten“, so Holtzwart.

Grafik 4

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Bayern weiterhin auf einem hohen Niveau – das Wachstum hat sich allerdings etwas verlangsamt


"Nach den aktuellsten hochgerechneten Daten liegt die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Februar 2023 bei 5.889.800. Mit einem Plus von 83.000 wird der Vorjahreswert um 1,4 Prozent übertroffen. Das Vorjahres-Plus hat sich seit September 2022 kontinuierlich reduziert; das Beschäftigungswachstum hat sich verlangsamt“, sagt Holtzwart.

Grafik 5