Die Stimmung am Arbeitsmarkt im Freistaat hat sich leicht eingetrübt – dennoch ist die Arbeitslosigkeit in Bayern rückläufig

31.05.2023 | Presseinfo Nr. 11

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Arbeitslosigkeit

„Im Mai ist die Arbeitslosenzahl im Vergleich zum Vormonat um 8.498 bzw. 3,4 Prozent auf 242.743 zurückgegangen. Dieser Rückgang ist saisonal üblich – fällt allerdings marginal geringer aus als in den Vorjahren. Dies spiegelt auch die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosigkeit wieder, die um 800 steigt. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Arbeitslosenzahl um 33.185 bzw. 15,8 Prozent gestiegen. Mehr als 87 Prozent dieses Anstiegs ist auf die Registrierung von ausländischen Arbeitslosen zurückzuführen – mehr als 60 Prozent geht auf die Registrierung von Ukrainer:innen zurück. Der Rechtskreis SGB II ist von dieser Entwicklung besonders betroffen. Im Vorjahresvergleich ist die Arbeitslosigkeit um 26,6 Prozent gestiegen – knapp 98 Prozent der arbeitslosen Ukrainer:innen wurden im Mai 2023 im SGB II betreut. Aber auch im SGB III zeigt sich ein Anstieg binnen Jahresfrist um 5,8 Prozent oder 6.270 Arbeitslosen. Die Arbeitslosenquote ist im Vergleich zum Vormonat im Mai 2023 auf 3,2 Prozent bzw. um 0,1 Prozentpunkte zurückgegangen. Im Vergleich zum Vorjahr hingegen stieg die Arbeitslosenquote um 0,4 Prozentpunkte. „Im Freistaat sind die Arbeitslosenzahlen im Vergleich zum Vormonat zwar weiterhin rückläufig und der bayerische Arbeitsmarkt zeigt sich robust, allerdings ist die Frühjahrsbelebung weniger dynamisch als noch in den Vorjahren. Wir beobachten diese Entwicklung in den nächsten Monaten sehr genau. In der vergangenen Woche korrigierte das Statistische Bundesamt die Daten zum Bruttoinlandsprodukt (Schätzung) von April von 0,0 auf minus 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Somit verzeichnet die deutsche Wirtschaft zwei negative Quartale in Folge. 1 Die bayerische Wirtschaft muss auf viele Herausforderungen reagieren. Neben der Digitalisierung, der Automatisierung und Energiewende, sind natürlich auch der demografische Wandel und der damit einhergehende Arbeitskräftemangel weiterhin und das auch noch für eine lange Zeit, im Vordergrund; das dämpft die Dynamik am Arbeitsmarkt. Ich bin trotz allem noch positiv gestimmt und sehe den Rückgang der Arbeitslosigkeit als ein positives Zeichen für den bayerischen Arbeitsmarkt“, so Ralf Holtzwart, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern, der Bundesagentur für Arbeit.

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Grundsicherung

Die Arbeitslosigkeit in der Grundsicherung (SGB II) liegt im Mai 2023 bei 128.191 Personen. Im Vergleich zum Vormonat sind 2.437 bzw. 1,9 Prozent weniger Menschen arbeitslos. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Arbeitslosenzahl um 26.915 bzw. 26,6 Prozent – maßgeblich ausgelöst durch Personen ukrainischer Nationalität – ein starker Anstieg. „Nach und nach beenden die Ukrainer:innen in den nächsten Monaten die Integrationskurse des Bundesamts für Migration und Flucht (BAMF) und kommen zurück aus den Kursen, d.h. sie werden wieder in den Jobcentern als arbeitslos geführt und stehen dem Arbeitsmarkt, jetzt mit entsprechenden Deutschkenntnissen, zur Verfügung. Der oftmals schon eingeleitete Weg zur Anerkennung der in der Ukraine erworbenen Abschlüsse dauert jedoch, auch wenn 2 wir auf einem guten Weg sind in Bayern, diese Verfahren zu vereinfachen, dauert es derzeit noch bis die Anerkennungen gänzlich erfolgt sind. Eine Vielzahl der Ukrainer:innen ist sehr motiviert und möchten gerne auch arbeiten; sie nutzen also die Wartezeit bis zur Anerkennung, um hier zu arbeiten und weiterhin Deutsch zu lernen. Wir wissen, dass ein guter Einstieg bei den bayerischen Unternehmen dann gelingt, wenn die Deutschkenntnisse gut sind. Hier unterstützen die Jobcenter und Arbeitsagenturen mit ihrem ganzen Portfolio an Maßnahmen. Wir beraten natürlich auch zu unseren Angeboten unterstützende Maßnahmen zur Eingliederung bis hin zur Beschäftigtenförderung nach dem Qualifizierungschancengesetz – hier kann ich Unternehmen nur raten, dieses Angebot für sich und ihre Mitarbeitenden zu nutzen“, erläutert Holtzwart. Unterbeschäftigung Die Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) sinkt im Vergleich zum Vormonat auf 337.996 bzw. um 1,7 Prozent. Im Vorjahresvergleich steigt die Unterbeschäftigung um 20,1 Prozent und damit stärker als die Arbeitslosigkeit im gleichen Zeitraum – vor allem die Inanspruchnahme von Fremdförderungen (Integrationskurse für Ukrainer:innen) entlastet den Arbeitsmarkt weiterhin.

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Im Mai 2023, befinden sich 90.340 Personen in einer Maßnahme; damit liegt diese Zahl mit 1.447 bzw. 1,6 Prozent leicht über dem Vorjahresniveau. Auch im Mai gibt es unterschiedliche Entwicklungen in den Maßnahmenkategorien: Während nach den aktuellsten hochgerechneten Werten die Zahl der Teilnehmenden an Aktivierungsmaßmaßnahmen und Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung im Vergleich zum Vorjahr zum Teil deutlich zugenommen hat, wurden weniger Menschen bei der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit gefördert. „Sicher auch ein Zeichen für die Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes. Arbeitskräfte sind gefragt und finden auch ohne Fördermaßnahmen der Bundesagentur für Arbeit eine Stelle“, erläutert Holtzwart

Arbeitskräftenachfrage geht zurück – bleibt dennoch auf einem hohen Niveau

Im Stellenpool der bayerischen Arbeitsagenturen und Jobcenter sind im Mai 149.719 Stellen verzeichnet, das sind 1.465 bzw. 1,0 Prozent weniger Stellen als vor einem Monat. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Zugang an Stellen um 20,3 Prozent (-6.093 Stellen) zurückgegangen.

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„Im Mai haben uns die Unternehmen im Freistaat weniger offene Stellenangebote gemeldet als im Monat davor bzw. auch im Vergleich zum Vorjahresmonat zeigt sich, die Meldung neuer Stellenangebote gehen zurück. Grund für den Rückgang der Stellen im Vergleich zum Vorjahr sind die rein rechnerischen Effekte aufgrund der hohen Stellenmeldungen nach Corona im Jahr 2022. Hier gab es in einigen Branchen wie dem verarbeitenden Gewerbe, bei den Gesundheitsberufen oder bei den wirtschaftlichen Dienstleistungen sehr hohe Nachholeffekte bei den Stellenzugängen, die sich mittlerweile normalisiert haben. Wir haben nach wie vor einen sehr hohen Stand bei den gemeldeten Stellen. Der Rückgang am aktuellen Rand ist noch kein Grund zur Sorge, auch weil die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung weiter steigt, wenn auch verhalten. Von einem sich abzeichnenden Trend den Stellenzugang betreffend würde ich also noch nicht sprechen, lediglich von einer wenig starken Dynamik. Zudem sind die Unternehmen nach wie vor mit vielen Herausforderungen beschäftigt. Hier müssen sich alle Partner:innen am Arbeits- und Ausbildungsmarkt gemeinsam mit den Unternehmen über die echten Bedarfe der Betriebe austauschen.

  • Wie können wir die bayerische Wirtschaft weiterhin unterstützen, an die dringend benötigten Fachkräfte zu kommen?
  • Welche Strategien und Maßnahmen werden benötigt, um neue Potenziale zu gewinnen?
  • Welche Qualifizierungen sind wichtig?
  • Wie gelingt es uns, gut qualifizierte Frauen für den Arbeitsmarkt zu gewinnen?
  • Wie gelingt es uns langzeitbeziehende Arbeitslose so zu begleiten, dass sie wieder arbeiten können oder Fachkräfte aus dem Ausland nach Bayern zu holen.

Es gibt hier nicht DIE Lösung – viele Hebel müssen hier bewegt werden, um diese großen Herausforderungen zu bewältigen. Diese großen Aufgaben um die Fachkräftegewinnung werden uns noch einige Zeit begleiten. Das Thema Künstliche Intelligent als unterstützende Möglichkeit, Digitalisierung und Automatisierung sind Themen, denen sich Unternehmen widmen müssen, um den Anschluss nicht zu verlieren, wettbewerbsfähig und produktiv zu bleiben - all das führt zu der derzeit angespannten Situation. Ich bin mir aber sicher, dass es uns gemeinsam gelingen wird, Lösungen zu finden“, so Holtzwart.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Bayern weiterhin hoch, das Wachstum hat sich weiter verlangsamt

"Nach aktuellen Hochrechnungen lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im März 2023 bei 5.903.700. Mit einem Plus von 71.400 wird das Vorjahresergebnis um 1,2 Prozent übertroffen. Das Vorjahresplus hat sich seit September 2022 kontinuierlich reduziert; das Beschäftigungswachstum hat sich weiter verlangsamt.“, sagt Holtzwart.

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Schlusstext