Arbeitsmarkt im Mai: Arbeitslosenquote erreicht Vorkrisenniveau

Der hessische Arbeitsmarkt konnte im Mai mit einer Arbeitslosenquote von 4,4 Prozent an das Vorkrisenniveau anschließen. Rund 152.600 Frauen und Männern zählten im Berichtsmonat als arbeitslos. Vor einem Jahr wurden noch rund 182.000 Arbeitslose gezählt, die Arbeitslosenquote lag bei 5,3 Prozent. Binnen eines Jahres sank die Zahl der Arbeitslosen um über 29.000 Personen. Vor Beginn der Corona-Pandemie im Mai 2019 lag die Arbeitslosenquote ebenfalls bei 4,4 Prozent.

31.05.2022 | Presseinfo Nr. 10

„Der hessische Arbeitsmarkt zeigt sich unverändert robust gegenüber den Folgen der Corona-Pandemie und den Auswirkungen des Ukraine-Krieges. Ein Anstieg der Arbeitslosenzahlen im SGB II und somit bei den Jobcentern ist dennoch absehbar, da diese per Gesetz ab Juni die Betreuung der Geflüchteten aus der Ukraine übernehmen. Besonders im Jobcenter Frankfurt rechne ich mit mehr Arbeitslosen in den nächsten Monaten. Preissteigerungen besonders bei Rohstoffen und weitere Lieferengpässe bleiben weiterhin ein Risiko für den Arbeitsmarkt. Wir dürfen bei der Betrachtung der guten Entwicklung des Arbeitsmarktes zudem nicht vergessen, dass im Februar immer noch fast 80.000 Arbeitnehmer/innen auf Kurzarbeitergeld angewiesen waren“, so Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen.

Zusammengefasst zeigte sich der Arbeitsmarkt zum Stichtag (12.5.2022) stabil. Arbeitskräfte sind in Hessen weiterhin stark gesucht, der Stellenbestand liegt weiterhin deutlich über den Vorjahres- und Vorkrisenwerten. Parallel ist die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Vergleich zum Vorjahr um +54.600 Beschäftigungsverhältnisse angestiegen. Auch im Vorkrisenvergleich ist ein Plus zu erkennen: Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wuchs um +48.200 an.

Geflüchtete: Jobcenter ab Juni für Geflüchtete aus der Ukraine zuständig

Die Menschen, die seit Februar 2022 aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet sind, werden ab 1. Juni von den Jobcentern betreut. Sie wechseln vom Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) in die Grundsicherung (SGB II).

„Wir gehen perspektivisch davon aus, dass Südhessen, insbesondere Frankfurt, ein bevorzugter Anlaufpunkt für Menschen aus der Ukraine sein wird. Bereits jetzt arbeiten und leben hier die meisten Menschen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft. Der Arbeitsmarkt bietet hier gute Einstiegsmöglichkeiten für qualifizierte Arbeitsuchende. Insbesondere in technischen, medizinischen und handwerklichen Berufen fehlen Fachkräfte. Erst wenn wir wissen, wer mit welcher Qualifikation und welchen Sprachkenntnissen eine Arbeit sucht, können die Jobcenter die richtigen Maßnahmen einleiten. Bereits im Vorfeld wurden Vorbereitungen für Sprachkurse und erste Qualifikationsangebote mit den Bildungsträgern vor Ort getroffen“, erklärt Martin.

Rund 3.400 Ukrainer/innen haben ihren Arbeitsort bereits in Südhessen (Stand: 30.09.2021), davon allein rund 1.460 in Frankfurt. Im Mai 2022 waren 615 Personen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft in Hessen als arbeitslos gemeldet.

Arbeitslosigkeit in Hessen: Rückgang der Arbeitslosenzahlen zu Vormonat und Vorjahr

Die Arbeitslosenzahlen sind im Vergleich zum Vormonat gesunken. Im Mai waren in Hessen 152.650 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Das waren 3.595 (-2,3 Prozent) weniger als im April und 29.332 (-16,1 Prozent) weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf 4,4 Prozent. Im Mai 2021 lag die Quote noch bei 5,3 Prozent. Saisonbereinigt gab es zum Vormonat keine Veränderung. Zum Vorjahr sank die Arbeitslosigkeit saisonbereinigt um 30.000 Personen.

Der Rückgang der Arbeitslosigkeit zum Vormonat und Vorjahr betraf alle betrachteten Personengruppen. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen reduzierte sich ebenfalls (-14,3 Prozent zum Vorjahr).

Die Unterbeschäftigung, die auch Personen in entlastenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit mitzählt, belief sich im Mai 2022 auf 206.429 Personen. Das waren 32.069 (-13,4 Prozent) weniger als vor einem Jahr.

Entwicklung in den Rechtskreisen: Konstanter Rückgang im Rechtskreis SGB III

Insgesamt zählten im Berichtsmonat 34,1 Prozent (52.005) aller Arbeitslosen in Hessen zum Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung) und 65,9 Prozent (100.645 Personen) zum Rechtskreis SGB II (Grundsicherung).

Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III) sank die Zahl der Arbeitslosen zum Vorjahr um rund -27,0 Prozent. In der Grundsicherung (SGB II) wurde ein Minus von -9,0 Prozent erfasst.

Offene Stellen: Arbeitskräftenachfrage unverändert hoch

Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist weiterhin hoch. Der Stellenbestand der hessischen Agenturen weist mit rund 54.300 offenen Stellen einen deutlichen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr (+30,0 Prozent) auf. Der monatliche Zugang sank im Berichtsmonat um -3,2 Prozent auf rund 11.440 Stellen und lag damit immer noch +6,0 Prozent über dem Vorjahreswert.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung: 54.600 Beschäftigungsverhältnisse mehr als im Vorjahr

Der hochgerechnete vorläufige Wert der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten belief sich im März 2022 auf 2.702.700 Personen. Damit ergibt sich ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahr um +2,1 Prozent oder 54.600 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Hessen liegt damit auf dem Niveau des Bundes (+2,1 Prozent).

Leichte Rückgänge verzeichnet weiterhin das Verarbeitende Gewerbe (-0,6 Prozent). Das Gastgewerbe konnte zum fünften Mal in Folge wieder mehr Beschäftigte ausweisen (+5,4 Prozent). Der Beschäftigtenstand der Vorkrise konnte aber noch nicht erreicht werden.

Deutlichen Beschäftigungszuwachs konnten insbesondere die Arbeitnehmerüberlassung (+6,6 Prozent) sowie die Öffentliche Verwaltung und der Bereich Immobilien, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen (beide +3,8 Prozent) verzeichnen. Alle anderen Branchen wiesen gegenüber dem Vorjahr ebenfalls einen Zuwachs auf.

Entwicklung in den Regionen: Landkreis Fulda mit niedrigster Arbeitslosenquote

Aktuell weisen vierzehn der 26 hessischen Kreise eine Arbeitslosenquote von unter 4,0 Prozent auf. Der Landkreis Fulda liegt mit einer Quote von 2,5 Prozent hessenweit am niedrigsten. Unter der Vier-Prozent-Marke lagen ebenfalls der Kreis Bergstraße (3,0 Prozent) sowie die Landkreise Waldeck-Frankenberg (3,2 Prozent), Hersfeld-Rotenburg (3,3 Prozent), Schwalm-Eder (3,4 Prozent), Kassel (3,5 Prozent), Vogelsberg (3,5 Prozent), Marburg-Biedenkopf (3,5 Prozent), Wetterau (3,7 Prozent), Rheingau-Taunus (3,8 Prozent), Maintaunus (3,9 Prozent), Limburg-Weilburg (3,9 Prozent), Hochtaunus (3,9 Prozent) und Odenwald (3,9 Prozent).

Die höchsten Quoten weisen die Städte Offenbach (8,1 Prozent), Kassel (7,1 Prozent), Wiesbaden (7,0 Prozent), Frankfurt (5,6 Prozent), Darmstadt (5,2 Prozent) sowie der Kreis Groß-Gerau (4,9 Prozent) auf.

Entwicklung konjunkturelle Kurzarbeit: Rückgang der Anzeigen und der realisierten Kurzarbeit

Im Berichtsmonat Mai erreichten die Agenturen für Arbeit in Hessen 242 neue Anzeigen (April: 378) für rund 5.700 Personen.

Im November 2021 bezogen rund 87.500 hessische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in rund 6.500 Betrieben konjunkturelles Kurzarbeitergeld. Erste Hochrechnungen gehen von einem weiteren Rückgang der Zahlen für die Folgemonate aus. Für Februar 2022 werden rund 7.300 Betriebe und knapp 78.300 Kurzarbeitende in Hessen prognostiziert.

Ausbildungsmarkt: Noch viele unbesetzte Ausbildungsstellen

Die Nachfrage nach Auszubildenden für das Ausbildungsjahr 2021/2022 ist im Berichtsmonat nochmals gestiegen. Bisher wurden etwa 31.500 Ausbildungsplätze gemeldet: Ein Anstieg um 9,0 Prozent zum Vorjahresmonat. Ihnen gegenüber stehen rund 28.140 junge Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz, die sich bei den hessischen Agenturen für das aktuelle Ausbildungsjahr gemeldet haben. Das sind -4,0 Prozent weniger als im Mai letzten Jahres. Als unversorgt zählten zum Stichtag noch 13.909 Bewerber/innen. Etwa 17.650 Ausbildungsplätze waren Mitte Mai noch unbesetzt.

„Es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass die Betriebe zum Ausbildungsbeginn mit deutlichen Vakanzen rechnen müssen. Bereits im letzten Jahr blieben zum Stichtag im September fast 3.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Die anhaltende Verunsicherung durch die Corona-Krise hält viele junge Menschen davon ab in die Arbeitswelt zu starten. Viele verbleiben im Schulsystem und zögern so die Berufswahl bedauerlicherweise weiter heraus“, so Frank Martin.